Einer von drei afghanischen Flüchtlingen, die seit März Schutz in einer Berliner Kirche gefunden haben, wurde von Polizisten aufgegriffen. Wie Polizei und Senatsinnenverwaltung mitteilten, wurde der Mann außerhalb der Dreieinigkeits-Gemeinde in Steglitz gefasst.
Laut mehrerer Medienberichte soll er bereits am Donnerstag nach Schweden überstellt worden sein. Polizei und Innenverwaltung konnten dies nicht bestätigen. Laut „Berliner Morgenpost“ sollen die Männer zehn Jahre in Schweden gelebt haben und vor Jahren zum Christentum konvertiert sein.
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Die Angelegenheit hatte für Streit zwischen den Regierungen von Hamburg und Berlin geführt. Die Ausländerbehörde der Hansestadt ist für die drei Afghanen zuständig, die sich vor ihrem Kirchenasyl in Berlin dort aufhielten. Hamburgs Regierung hatte die Überstellung der drei Männer im Rahmen des Dublin-Ankommens gefordert und dies mit dem drohenden Ablauf der schwedischen Rücknahmepflicht begründet.
Trotz eines gerichtlichen Durchsuchungsbeschlusses weigerte sich die Berliner Polizei Anfang Juli jedoch, die Männer im Gotteshaus aufzugreifen – wegen einer „politischen Weisungslage“. Daraufhin hatte Peter Tschentscher, Hamburgs Erster Bürgermeister, der Berliner Regierung in einem Brief „systematischen Missbrauch des Kirchenasyls“ vorgeworfen. Personen würden aufgenommen, „deren Rückkehrpflicht in einen anderen EU‑Mitgliedstaat rechtskräftig festgestellt wurde“, schrieb Tschentscher.
Der Berliner Senat betonte daraufhin, dass er das Kirchenasyl respektiere, und bot an, Hamburg könne eigene Polizeikräfte entsenden. Zudem kritisierten Berlins Regierungschef Kai Wegner (CDU) und Innensenatorin Iris Spranger (SPD) den Ton des Ersten Bürgermeisters Hamburgs: „Über die Wortwahl eines Schreibens entscheidet jeder selbst, unsere Tonlage ist dies nicht“, ließen sie verlauten.
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Gottfried Martens, Pfarrer der Dreieinigkeits-Gemeinde, rechtfertigte laut „Berliner Morgenpost“ das Kirchenasyl damit, dass den Männern in Schweden eine Abschiebung nach Afghanistan – und damit Todesgefahr – drohe.