Die EU, von französischen Historikern in der Vergangenheit gerne als eine neo-karolingische Union verklärt, wird im politischen Paris inzwischen ohne Romantik betrachtet, flankiert von der Frage, welche essenziell mit Blick auf französische Geostrategien erscheint, ob dieses Konstrukt der europäischen Selbstbehauptung gegenüber den Supermächten überhaupt noch gerecht werden kann.

Die Frage steht in einem krassen Gegensatz zu den außen- und geopolitischen Planspielen in Brüssel und Berlin, die, wenn überhaupt vorhanden, die EU und ihre Mitgliedstaaten höchstens als ein Anhängsel oder Befehlsempfänger Washingtons wahrnehmen und ihre Verhandlungstaktik dementsprechend ausrichten.

Es ist diesbezüglich nachvollziehbar, dass der Blick von der Seine an die Spree inzwischen getrübt ist. Während Friedrich Merz dieses Zollabkommen in den höchsten Tönen lobte, reagierte die französische Regierung empört. „Premierminister François Bayrou sprach in einer ersten Reaktion von einem ‚schwarzen Tag‘ für Europa“, hieß es in der Presse. Es sei beschämend, dass sich die EU – „ein Bündnis freier Länder, die ihre Werte und Interessen verteidigen wollen“ – zur „Unterwerfung“ entschlossen habe.