Berlin. Ein britischer Zahnarzt glaubt, das Rätsel um den „Vitruvianischen Menschen“ von Da Vinci gelöst zu haben – durch ein Detail im Schritt.

Seit über 500 Jahren rätseln Wissenschaftler, warum Leonardo da Vinci seinen berühmten „Vitruvianischen Menschen“ genau so zeichnete: ein nackter Mann, zugleich in Quadrat und Kreis eingebettet, mit perfekter Symmetrie. Nun glaubt ein britischer Zahnarzt, das fehlende Puzzlestück gefunden zu haben – und es liegt genau zwischen den Beinen der Figur.

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Dr. Rory Mac Sweeney aus London vermutet, dass ein gleichseitiges Dreieck, das sich zwischen den gespreizten Beinen und dem Nabel der Figur bildet, der Schlüssel zu Da Vincis Proportionssystem sein könnte. In einem Fachartikel beschreibt er, wie dieses Dreieck ein Verhältnis von etwa 1,64 ergibt.

Das Bonwill-Dreieck: Symmetrie im menschlichen Schädel

In der Zahnmedizin ist ein ähnliches Konzept bekannt: das sogenannte Bonwill-Dreieck. Benannt nach dem US-amerikanischen Zahnarzt G. Bonwill, beschreibt es die Verbindungslinien zwischen den unteren Schneidezähnen und den beiden Kiefergelenken – ebenfalls ein gleichseitiges Dreieck mit dem Verhältnis 1,633. Allerdings wurde dieses Prinzip erst rund 350 Jahre nach Da Vinci entdeckt.

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Tatsächlich zeigen anthropologische Studien: Das Verhältnis von 1,64 findet sich nicht nur im Kiefer, sondern auch im menschlichen Schädelbau. Die durchschnittliche Proportion zwischen Gesichtshöhe und Gesamtschädelhöhe entspricht exakt diesem Wert, eine Besonderheit, die bei keinem anderen Säugetier zu finden ist.

Verborgene Ordnung: Das Maß der Natur

Auch in der Natur taucht dieses Maß immer wieder auf: bei der hexagonalen Anordnung von Atomen in Kristallen, in Wachstumsstrukturen von Pflanzen oder in sogenannten „Tensegrity“-Systemen, deren Stabilität auf einem fein austarierten Gleichgewicht von Zug und Druck beruht. Allen gemeinsam ist das Prinzip maximaler Raumeffizienz.

Mac Sweeney ist überzeugt: Leonardo da Vinci hatte ein intuitives Gespür für mathemische Gesetzmäßigkeiten, die erst Jahrhunderte später wissenschaftlich erklärbar wurden.