Kiel. „Nach meinem Vortrag kam ein junger Mann zu mir, bedankte sich für den Vortrag und erzählte, dass er auch Segler ist“, erzählt Toste Tanhua. Der Wissenschaftler vom Geomar in Kiel erinnert sich noch genau an den Tag im Winter vor sieben Jahren.

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Tanhua, selbst seit Kindertagen Segler, erzählte im Vortrag, wie Daten über den Zustand des Ozeans gesammelt werden. Erstmals geschah dies beim Ocean Race 2017/2018 mithilfe der teilnehmenden Segelyachten. Und sein begeisterter Zuhörer war nicht irgendein Segler – sondern der heutige Segelstar Boris Herrmann. „Er kam mit seiner Frau und sagte: Ich heiße Boris, habe auch ein Segelboot und möchte beim nächsten Mal auch mitmachen“, erzählt Tanhua und lacht.

Datensammeln ist für Imoca-Segler verpflichtend

Während beim damaligen Ocean Race mit den Teams Brunel und Turn the Tide on Plastic nur zwei Boote Daten über die Meeresqualität sammeln, ist dies heute für alle Schiffe verpflichtend. Für die Wissenschaft extrem wichtig. „Sie segeln in Gebieten, in denen sonst nur wenige Boote unterwegs sind“, sagt der Schwede.

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So fliegen die Rennyachten nicht nur mit mehr als 20 Knoten Geschwindigkeit übers Wasser, sondern sammeln zugleich Daten für den Klimaschutz. Am wichtigsten ist dabei laut Tanhua der Kohlendioxid-Wert im Wasser.

Darum ist der Kohlendioxid-Wert so wichtig

Der Ozean dämpft die Erderwärmung und bringt so wertvolle Zeit. „Wir pumpen jedes Jahr 40 Millionen Tonnen CO₂ in die Atmosphäre. Ein Viertel davon wird von den Ozeanen aufgenommen. Gäbe es die Ozeane nicht, hätten wir längst die Erwärmung von drei Grad“, sagt der Wissenschaftler.

Im Ozean sind durch den Klimawandel neben dem Meeresspiegelanstieg noch weitere Auswirkungen zu spüren. „Ein großes Thema ist die Ozeanversauerung – Kohlendioxid ist eigentlich eine Säure. Korallenriffe bestehen aus Kalk und lösen sich dadurch langsam auf.“

So sammeln die Segelprofis Daten für den Klimaschutz

Um zu sehen, wie weit die Versauerung in größtenteils unerforschten Gebieten ist, helfen die Segler. Zwar betrifft dies größtenteils das „große” Ocean Race, also die Regatta um die Welt, dennoch helfen auch die Daten vom Ocean Race Europe. Die Rennyachten sind mit Sensoren ausgerüstet, in der Nähe der Kielbox befindet sich eine kleine Kiste, wie Toste Tahua erzählt.

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„Die Imocas haben einen kleinen Schlauch am Kiel, durch den sie Wasser ansaugen können“, erzählt der Schwede. Dieser werde sowieso benötigt, um das Trinkwasser aufzubereiten – für die Segler entsteht allerdings kaum zusätzlicher Aufwand.

Alle Daten werden in Echtzeit übermittelt, so kann überwacht werden, ob alles reibungslos läuft. Im Anschluss an das Rennen werden die Daten vom Team des Geomar ausgewertet und so wichtige Erkenntnisse über den Klimawandel gesammelt. Nach dem Rennen ist in diesem Fall also wirklich vor dem Rennen.

KN