Wer an der Echterdinger Hauptstraße lebt, ist von Lärm betroffen. Foto: Philipp Braitinger
Beim Lärmaktionsplan soll die vierte Stufe gezündet werden. So richtig begeistert sind aber nicht alle Stadträte von den Vorschlägen des kürzlich vorgestellten Entwurfs.
Wie werden die Menschen in Leinfelden-Echterdingen weiter von Verkehrslärm entlastet? Dafni Markopoulou von der Gesellschaft für angewandte Ökologie und Umweltplanung stellte kürzlich im Technischen Ausschuss den Entwurf für die vierte Stufe des Lärmaktionsplans vor. Sie schlug vor allem weitere Geschwindigkeitsreduzierungen auf vielen Straßen vor. Unter den Stadträten war die Skepsis jedoch groß, dass die angedachten Maßnahmen effektiv sind.
Einer, der von besonders viel Verkehrslärm betroffen ist, ist der CDU-Stadtrat Hartmut Raff. Er wohnt an der Hauptstraße in Echterdingen. Nachdem dort Tempo 30 eingeführt wurde, sei es vor seinem Haus aber nicht wesentlich leiser geworden, berichtete er. Hinzu komme, dass mit der zunehmenden Ausweitung von Tempo 30 die Hauptstraßen ihre Lenkungswirkung verlieren könnten. Wenn ohnehin fast überall diese Begrenzung gelte, würden Autofahrer vielleicht häufiger Nebenstraßen wählen.
Gegen den Lärm, den die Autobahn in Leinfelden-Echterdingen verursacht, kann die Stadt nichts unternehmen. Foto: Imago/Arnulf Hettrich/Archiv
Für Walter Vohl (Freie Wähler) wäre zur Lärmreduzierung etwas anderes als die Geschwindigkeitsreduzierung wichtiger: Auf den vielen Holperpisten in der Stadt sei es vor allem wegen des schlechten Straßenzustands besonders laut, sagte er. Er bezweifelte, dass die Anwohnerinnen und Anwohner von einer weiteren Temporeduzierung viel bemerken würden. Was dagegen viel Lärm in der Stadt verursache, seien die Autobahn und die Bundesstraße. „Aber das ist nicht unsere Baustelle“, stellte Vohl fest.
Ähnlich sah es Jürgen Kemmler, der Fraktionsvorsitzende der L.E. Bürger/Demokratie in Bewegung. „Es ist eine Glaubensfrage“, meinte er. Auch er bezweifelt, dass eine weitere Reduzierung der zulässigen Geschwindigkeit viel bringe. Andere Faktoren wie häufiger Stau seien entscheidender. Inzwischen stehe die Stadt kurz vor einem flächendeckenden Tempo 30. „Ich habe das Gefühl, man nimmt den Lärm als Grund, um den Verkehr einzubremsen“, vermutete Kemmler. Dem entgegnete die Grünen-Stadträtin Ingrid Grischtschenko, dass sich der Verkehr beispielsweise in der Hauptstraße durch die häufige Überlastung schon selbst einbremse.
Ein großer Lärmfaktor ist in Leinfelden-Echterdingen allerdings nicht nur der Straßenverkehr, sondern es sind auch die Flugzeuge. Darauf wies der Stadtrat Wolfgang Haug (FDP) hin. Doch der Fluglärm spielt beim Lärmaktionsplan der Stadt keine Rolle. Bei dem nun vorgelegten Plan sei wohl auch ein ganzes Stück Aktionismus dabei, meinte Haug. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Erich Klauser wies auf die Lärmprobleme mit getunten Autos hin.
Auf eine Temporeduzierung hofft dagegen der Grünen-Stadtrat Martin Klein. Er wohne an einer Straße, an der Tempo 50 gelte. „Das ist nachts wirklich laut“, sagte er. Die Physik lüge nicht. Je schneller ein Auto fahre, desto lauter sei es. Ob der Antrieb elektrisch oder nicht-elektrisch sei, sei bei geringeren Geschwindigkeiten in der Stadt egal. Die Fachfrau Markopoulou hob hervor, dass eine Reduzierung von Tempo 40 auf 30 zu einer spürbaren Entlastung führe. „Es sieht nicht viel aus. Es macht aber einen Unterschied. Die Entlastung ist da“, erklärte sie.
Trotz Vorbehalten stimmen die Räte zu
Sowohl der Technische Ausschuss als auch der Gemeinderat hat dem Entwurf der vierten Stufe des Lärmaktionsplans trotz der genannten Vorbehalte zugestimmt. Allerdings werden die vorgeschlagenen Maßnahmen nun nicht automatisch umgesetzt. Die Städte und Gemeinden sind zwar verpflichtet, Lärmaktionspläne aufzustellen, regelmäßig zu überprüfen und fortzuschreiben. Die weiteren Schritte zur Lärmreduzierung werden aber, nach der Würdigung der Rückmeldungen aus der öffentlichen Auslegung, erneut geprüft und dann gegebenenfalls beschlossen.