Hitzewellen sind vor allem für Kinder belastend. Esslingen möchte die Kitas besser schützen. Foto: picture alliance/dpa
Derzeit ist der Sommer erträglich. Aber wie lange noch? Die Stadt Esslingen möchte Kitakinder besser vor Hitze schützen.
Der Klimawandel zählt zu den größten Bedrohungen für unsere Gesundheit. Vor allem längere, intensivere und frühere Hitzewellen werden zum Problem. Auch in Esslingen wird es immer wärmer und dieser Trend dürfte sich in den nächsten Jahren verschärfen, so Katja Walther, Leiterin der Stabsstelle Nachhaltigkeit und Klimaschutz der Stadt. Auch die jüngst eher kühlen Temperaturen ändern daran nichts. Im Rahmen ihres Hitzeaktionsplans arbeitet Esslingen an unterschiedlichen Maßnahmen, um die Belastung für die Bevölkerung abzumildern. So wurden beispielsweise kühle Räume in der Stadt ausgewiesen, die bei Hitze aufgesucht werden können. Der Schattenweg, der vom Merkelpark bis zum Schelztorturm führt, soll zudem ein möglichst sonnengeschütztes Durchqueren der Innenstadt ermöglichen.
Zu den besonders hitzeempfindlichen Gruppen gehören Kinder. „Gerade die heißen Tage zuletzt haben uns gezeigt, dass wir hier handeln müssen“, betont Katja Walther. Esslingen hat deshalb in der Kita Entengraben vor einiger Zeit ein Pilotprojekt gestartet, um Hitzeschutz-Maßnahmen zu testen. Die Kita ist durch ihre Lage eine der heißesten Betreuungseinrichtungen der Stadt. „Gerade die Innenstadt verwandelt sich an heißen Tagen in eine Hitze-Insel, die sich auch nachts nicht mehr richtig abkühlt“, so die Klimaexpertin. Die Kita Entengraben eigne sich als Blaupause für andere städtische Gebäude auch deshalb, weil sie in einem denkmalgeschützten Gebäude untergebracht ist und bauliche Veränderungen deshalb nur sehr eingeschränkt möglich sind.
Klimageräte für hitzebelastete Esslinger Kitas
„Als Pilotprojekt können wir nun mit den Maßnahmen der Kita Entengrabenstraße eine Art Toolbox zusammenstellen“, erklärt Walther. Darin enthalten sind neben baulichen Maßnahmen für das Gebäude und den Hof auch Projekte wie ein Hitzeaktionstag, Plakate mit Tipps für Kinder und Kita-Personal, beispielsweise zum richtigen Lüften, sowie Sonnenhüte für die Erzieherinnen und Erzieher. „Wenn etwas unter diesen schwierigen Umständen klappt, funktioniert es auch anderswo“, betonte Walther im jüngsten Ausschuss für Bildung, Erziehung und Betreuung. Maßnahmen wie etwa das Aufstellen von ungiftigen Pflanzen, das Anbringen von Sonnensegeln und Hitzeschutzfolien hätten aber nur bis zu einer Außentemperatur von deutlich unter 30 Grad Wirkung gehabt. „Wir brauchen hier dringend zusätzliche temperatursenkende Maßnahmen“, lautet das erste Fazit von Bea Winkle, der Leiterin der Abteilung Kindertageseinrichtungen. Wie diese aussehen könnten, soll noch definiert werden.
Als Soforthilfe plant die Stadt, im Falle einer erneuten Hitzewelle kurzfristig mobile Klimageräte zu leasen. „Die Geräte werden in Abhängigkeit von der Wetterlage rechtzeitig für die Zeitspanne der heißen Tage angefragt und dann in den Häusern genutzt, in denen es zu besonders hohen Temperaturen in den Schlafräumen kommt“, teilt die Stadt auf Anfrage mit. Aktuell gehe man von einem Bedarf von 15 Geräten aus.
Absage an gespendete Ventilatoren – „Das schafft neue Probleme“
Catrin Spickermann, Vorsitzende des Esslinger Gesamtelternbeirats, mahnte Hitzeschutz auch für die Esslinger Schulen an. Das bekräftigte der geschäftsführende Schulleiter und Rektor des Schelztor-Gymnasiums, Jörg Leihenseder. „Vielen Schülern und vor den Schülerinnen wird es regelmäßig schlecht, wenn in manchen Klassenzimmern Temperaturen um die 40 Grad herrschen“, berichtete er. Bei einer Hitzewelle wie der Anfang Juli sei konzentriertes Lernen ohnehin kaum möglich. „Wir haben auch die Schulen im Blick und nehmen die Bedürfnisse ernst“, versicherte Sozialbürgermeister Yalcin Bayraktar in der Sitzung. Man müsse jedoch priorisieren. Derzeit sind ohnehin Schulferien. Eine klare Absage erteilte er Ventilatoren oder anderen Geräten, die Elterninitiativen als Spenden zur Verfügung stellen könnten. „Das schafft nur weitere Probleme, wenn es um die Zuständigkeit bei Wartung und Haftung geht“, so Bayraktar.