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Schauspieler und Sänger Felix Martin moderiert am 1. April eine Hommage an Harald Juhnke. Was ihn an dem Entertainer so fasziniert und warum das berühmteste Juhnke-Zitat Fragen aufwirft.
Am 1. April ist Harald Juhnke 20 Jahre tot. Der Entertainer wird gleich mehrfach geehrt. Ein Platz am Ku’damm wird nach dem gebürtigen Berliner benannt, der durch zahlreiche Theater-, Film- und TV-Auftritte zur deutschen Unterhaltungs-Ikone wurde. Zuletzt trat er aufgrund seiner Alkoholerkrankung nicht mehr öffentlich auf. Am Abend des 1. April erinnern Weggefährten und Künstler mit einer Hommage im Wintergarten an ihn. Mit dabei sind unter anderen Ben Becker und Daniela Ziegler, aber auch der einstige Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit. Auch seine Witwe Susanne und Sohn Oliver Juhnke werden erwartet.
Durch den Abend führt der Schauspieler und Sänger Felix Martin, der diese Gala schon zum dritten Mal moderiert. Er bewundert Juhnke seit vielen Jahren und pflegt eine Freundschaft mit dessen Witwe Susanne Juhnke.
t-online: Herr Martin, Sie moderieren die Gala schon zum dritten Mal. Die erste gab es zum zehnten Todestag von Harald Juhnke, die zweite zum 90. Geburtstag 2019. Nun steht am 1. April schon der 20. Todestag an.
Felix Martin: Die meisten Menschen sind überrascht, wenn ich im Vorfeld der Hommage mit ihnen spreche: „Was? So lange ist er schon tot?“ Offenbar vermissen sie ihn und haben gute Erinnerungen. Die Gala am Dienstag war so schnell ausverkauft wie keiner der anderen Abende. Da hatten wir noch gar nicht richtig die Gäste angekündigt. Wir könnten das eine ganze Woche spielen. Es wird also wirklich richtig voll, das hätte ihn sicher sehr gefreut.
Was fasziniert Sie persönlich so an Juhnke?
Ich habe Harald Juhnke und seine Karriere immer verfolgt und fand ihn sehr interessant, weil er einer der wenigen ist, der Ernstes und Unterhaltung gemacht hat, also E- und U-Kultur. Das wird im deutschsprachigen Raum ja immer misstrauisch beäugt. In Amerika oder England ist das anders. Da kann man Shakespeare spielen und als Nächstes eine Filmkomödie drehen. Diese Einteilung in E und U hat Juhnke gehasst und als deutsches Leiden bezeichnet. Er hat einfach alles gemacht, und er war darin erfolgreich. An einem Tag macht er eine Gala mit Sinatra-Songs, spielt Sketche, und nächsten Tag ist er im Fernsehen mit „Der Trinker“ oder „Der Hauptmann von Köpenick“. Er war sehr vielseitig. Das hat mich immer fasziniert.
Wenn jemand länger tot ist, wird er oft verklärt. Wie ist das bei Juhnke?
Also es gibt viele Zitate von ihm, auch über ihn. Eines hält sich hartnäckig, das auch jüngere Menschen mit ihm verbinden und zwar: „Meine Definition von Glück: Keine Termine und leicht einen sitzen.“ Ich habe u. a. mit seinem Sohn Oliver gesprochen. Wir haben uns beide gefragt, woher dieses Zitat stammen sollte. Ich kenne seine Interviews, habe seine Bücher gelesen, auch die beiden von Susanne Juhnke. Ich glaube, es hat irgendein cleverer Mensch erfunden. „Leicht einen sitzen“, das passt ja. Aber „keine Termine“? Das war für ihn wirklich das Schlimmste. Er war immer so betriebsam. Am liebsten hatte er, so hat er selber mal gesagt, morgens Proben, mittags ein Interview, nachmittags Synchron- oder Filmaufnahmen, abends am Ku’damm Theater spielen und danach noch eine Gala im Hotel – das war eigentlich sein Ideal. Und teilweise hat er das auch gelebt. Wenn er zwei Tage zu Hause war, wurde er schon unruhig.
Aufgrund seiner Alkoholkrankheit hat er sich einige Fehler geleistet, er fiel bei Dreharbeiten aus. Aber er wurde trotzdem immer wieder angenommen und engagiert.
Die Leute haben mit ihm gelacht und geweint, man hat ihn bewundert und mit ihm gelitten. Das kenne ich von keinem zweiten Schauspieler. Er war nahbar für die Leute, natürlich hat seine Alkoholkrankheit auch dazu beigetragen, durch die Eskapaden wurde er noch berühmter, noch populärer.
Er wuchs auf im Wedding, im Arbeiterbezirk, und hat sich seinen großen Erfolg über die Jahre erarbeitet.
Ja, da hieß er noch Harry Heinz Herbert. Das hätte er sich nie ausdenken können, dass er später mal in einer Villa im Grunewald wohnt. Er hat früh einige Komödien gedreht, „Deppen Filme“, wie er das später nannte, um Geld zu verdienen. Er hatte ein großes komisches Talent. Oft war es so, dass in seinen Szenen im Drehbuch stand: „Hier lässt Harald sich was einfallen.“ Mit „Musik ist Trumpf“ wurde er einem Millionenpublikum bekannt, nun kannte ihn wirklich jeder in Deutschland. Er wollte aber auch ins Feuilleton. Auch das gelang ihm mit Auftritten in Bühnen-Klassikern von Molière und natürlich mit dem Film „Der Trinker“. Er schaffte den Spagat!