Die Open-Air-Galerie war beeindruckend: Rund 50 Meter lang zog sich die Ausstellung über das Gelände des Archäologischen Freilichtmuseums Groß Raden. 60 Naturaufnahmen, aufgenommen von 16 Fotografen aus ganz Deutschland, konkurrierten beim Wettbewerb der Naturfotografen um die Gunst des Publikums. Organisiert wurde das Event von Museumsleiterin Heike Pilz und Seenlandscout Christian Schumann innerhalb der Aktion „Sternberger Seenland kreativ“.

„Das hier soll ein neuer Leuchtturm für Naturfotografie in Mecklenburg-Vorpommern werden“, sagte Schumann. „Wir möchten zeigen, wie vielfältig die Region ist – und wie viel Geduld, Können und Leidenschaft hinter einem einzigen guten Bild stecken.“

Sieger in Wathosen: Wolfgang Lork

Den ersten Platz holte sich Wolfgang Lork aus Zarnewanz bei Tessin – mit einer spektakulären Aufnahme von zwei Haubentauchern. Entstanden ist sie unter besonders herausfordernden Bedingungen.

Wolfgang Lork aus Zarnewanz  bei Tessin hat den Wettbewerb der Naturfotografen gewonnen, der in Groß Raden beim zweiten Event „Sternberger Seenland kreativ“ stattfand.Bild vergrößern

Wolfgang Lork aus Zarnewanz bei Tessin hat den Wettbewerb der Naturfotografen gewonnen, der in Groß Raden beim zweiten Event „Sternberger Seenland kreativ“ stattfand. (Foto: Christian Schumann)

„Ich habe etwa zweieinhalb Stunden in Wathosen im Wasser gestanden“, erzählt Lork, „und dabei über 4000 Bilder gemacht. Am Ende habe ich das beste herausgesucht.“

Die Technik dabei? So nah wie möglich ran – aber unauffällig. „Ich habe ein Versteck, da kann man sich drauflehnen. Die Kamera ist nur wenige Zentimeter über dem Wasser. Deshalb ist auch der Horizont so flach – das ist typisch für moderne Tierfotografie, immer auf Augenhöhe der Tiere.“

Den ersten Platz holte sich Wolfgang Lork mit dieser spektakulären Aufnahme von zwei Haubentauchern.Bild vergrößern

Den ersten Platz holte sich Wolfgang Lork mit dieser spektakulären Aufnahme von zwei Haubentauchern. (Foto: Wolfgang Lork)

Sechs Wochen hat Lork zum Beispiel auf Hiddensee verbracht, um den Sandregenpfeifer vom Schlüpfen bis zum ersten Flug zu begleiten. „Man liegt stundenlang im Sand. Das ist nichts für Eilige.“

Geduld, Technik, Leidenschaft

Auch technisch hat Lork einiges aufgeboten: „Ich fotografiere mit einer Canon R5 und einem Teleobjektiv mit bis zu 1000 Millimetern Brennweite – je nach Konverter. Das erlaubt mir, sehr nah ranzugehen, ohne die Tiere zu stören.“

Die Nachbearbeitung passiert bei ihm schnell – aber nicht weniger sorgfältig: „Ein Abend reicht. Ich setze mich hin, gehe die 4000 Bilder durch, lösche 3990 davon und behalte die besten zehn.“

Verstecke, Türme und Tipps für Einsteiger

Christian Schumann kennt die Herausforderungen der Tierfotografie – und weiß, wie Einsteiger starten können: „Für den Anfang empfehle ich unsere kostenlosen Aussichtstürme in der Nossentiner Heide. Die stehen mitten in Schutzgebieten, dort wo Fischadler und Seeadler jagen. Auf den Wanderkarten findet man fünf bis sechs solcher Orte im Umkreis von 50 Kilometern.“

Und wer tiefer einsteigen will, kann bei Schumann auch Tarnverstecke mieten. „Frühmorgens rein in die Hütte, still sein – und dann schauen, was sich zeigt. Die Tiere merken nicht, dass jemand drin sitzt.“

Die Sieger des Wettbewerbs der Naturfotografen: Alex Proft (3. Platz), Wolfgang Lork (1. Platz), Reiko Micheel (2. Platz, v.l.)Bild vergrößern

Die Sieger des Wettbewerbs der Naturfotografen: Alex Proft (3. Platz), Wolfgang Lork (1. Platz), Reiko Micheel (2. Platz, v.l.) (Foto: Christian Schumann)

Schumann berichtet, dass sich auf dem Speicherchip der Kamera oft rund 1000 Aufnahmen befänden – von denen sich der Großteil stark gleiche. Am Abend setze er sich dann gern mit einem Glas Rotwein hin, um die Bilder durchzugehen und auszusortieren. „Das Schönste am Tag ist, abends beim Wein zu löschen“, sagte er augenzwinkernd. Am Ende blieben von einer solchen Serie vielleicht zehn wirklich gute Bilder übrig – der Rest wandere konsequent in den digitalen Papierkorb. Das Bildauswahlverfahren sei ein wesentlicher Teil des kreativen Prozesses, betonte er.

High-End-Technik in der Hütte: Marco Papajewski aus Berlin

Ein weiteres Highlight der Ausstellung war ein spektakuläres Bild von zwei Mäusebussarden, aufgenommen von Marco Papajewski aus Berlin. Die beiden Raubvögel waren in einem hitzigen Revierstreit – von ihnen unbemerkt beobachtet durch die Linse eines echten Profis.

„Man geht morgens in die Hütte, setzt sich still hin und wartet“, beschreibt Papajewski seine Arbeit. „Die Tiere kriegen logischerweise nicht mit, dass man da ist. Dann sieht man Dinge, die sonst verborgen bleiben.“

Ein weiterer Teilnehmer war Marco Papajewski aus Berlin. Er präsentierte unter anderem ein Bild zweier streitender Mäusebussarde, wie er dem Organisator, Christian Schumann (r.) erklärte.Bild vergrößern

Ein weiterer Teilnehmer war Marco Papajewski aus Berlin. Er präsentierte unter anderem ein Bild zweier streitender Mäusebussarde, wie er dem Organisator, Christian Schumann (r.) erklärte. (Foto: Ludger Möllers)

Auch zur Technik hat er eine klare Meinung: „Ich fotografiere mit einer Nikon-Kamera und einer 500-Millimeter-Festbrennweite. Das Objektiv allein kostet 6000 bis 7000 Euro. Eine Festbrennweite erlaubt keine Zooms, aber liefert eine wunderschöne Hintergrundunschärfe – man kann sehr gezielt den Fokus setzen.“

Zur Kameraeinstellung ergänzt er: „Ich arbeite mit kurzen Belichtungszeiten, oft 1/500 bis 1/1000 Sekunde, weil die Tiere in Bewegung sind. Der ISO bleibt möglichst niedrig – zwischen 100 und 1000 – je nachdem, wie viel Licht vorhanden ist.“

Papajewski genießt auch den Auswahlprozess am Abend: „Das Schönste ist: Man hat 1000 Bilder auf dem Chip, löscht 900 – und freut sich über die zehn wirklich gelungenen.“

Nicht nur Fotografie – auch Kunst und Genuss

Der Fotowettbewerb war eingebettet in ein vielfältiges Markttreiben. Händler boten an 25 Ständen Kunsthandwerk, Malerei, regionale Köstlichkeiten und Gesundheitsangebote – trotz durchwachsenem Wetter blieb die Stimmung sonnig.

Schumann sieht darin einen Anfang: „Heute ist Groß Raden schon die größte Open-Air-Galerie für Naturfotografie im Land. Nächstes Jahr wollen wir doppelt so viele Bilder zeigen. Wir wollen, dass das Sternberger Seenland ein Anziehungspunkt wird – für Naturfreunde, Fotografen und Neugierige.“

Ein Fenster zur wilden Welt

Der Wettbewerb hat gezeigt: Naturfotografie ist mehr als nur ein schönes Bild. Es ist Geduld, Wissen, Technik und oft auch körperlicher Einsatz – bei Regen, im Wasser, im Sand. Und vielleicht ist genau das die Essenz dieses Wettbewerbs – ein Moment der Ruhe, ein Blick in eine wilde Welt, die sich nur dem Geduldigen zeigt.