8.48 Uhr, Ostausgang: Hier, am rückwärtigen Ausgang des Duisburger Hauptbahnhofs, ist der Bussteig für den Schienenersatzverkehr. Ihn zu finden ist nicht schwer, denn die lilafarbenen Wegweiser auf dem Boden sind sowieso eine Dauereinrichtung. Überraschenderweise steht dort nur eine kleine Gruppe von Menschen. Zum Teil sind das Berufspendler, Ausflügler – aber auch Urlaubsreisende, wie an den großen Koffern unschwer zu erkennen ist.
Alle Viertelstunde, so hatte es die Bahn wohl ursprünglich versprochen, sollte hier ein Ersatzbus in Richtung Düsseldorf halten. Das funktioniert wegen der vielen Staus auf den Straßen offenbar nicht: „Ich warte jetzt schon seit einer Dreiviertelstunde“, sagt eine Frau. Die gleichzeitige Sperrung der Autobahn 59 in Duisburg sorg zusätzlich für überfüllte innerstädtische Straßen. Und so gibt es schließlich von der Bahn gar keine Ansagen mehr, wann der nächste Bus im Schienenersatzverkehr fahren soll.
Voll ist es auf dem Bahnsteig an Gleis 12. Der Regionalexpress nach Aachen soll hier halten, wenn auch mit Verspätung. Da er nicht über Düsseldorf fährt, sondern über Krefeld und Mönchengladbach, könnte das sogar klappen. Menschen starren auf ihre Smartphones. Vermutlich haben sie auf der Anzeigetafel dies gelesen: „Die Region Duisburg-Großenbaum ist aktuell nicht befahrbar. Der Grund dafür ist ein Vandalismusschaden. Es kommt zu Verspätungen und Zugausfällen. Ein SEV ist eingerichtet.“ Aktuelle Informationen dazu gibt es unter www.zuginfo.nrw
Ansonsten lässt sich auf der Anzeigetafel nicht viel Verlässliches erkennen – außer dass eigentlich kaum ein Zug so fährt, wie er eigentlich sollte.
Immerhin: Wer kurz entschlossen ein Taxi nimmt, hat kein Problem: Ein knappes Dutzend steht allein am Ostausgang und wartet auf Fahrgäste.
Am DB-Informationsschalter ist die Schlange auch nicht länger also sonst. Den meisten ist klar, dass es hier ebenso wenig verlässliche Informationen geben kann. Erst heißt es, die Strecke in Düsseldorf werde „am Mittag“ wieder freigegeben, dann ist von 15 Uhr die Rede. Genaueres weiß am Morgen selbst die Bahn noch nicht.
Betroffen sind Berufspendler wie Urlaubsreisende gleichermaßen. Auf der Achse zwischen Dortmund, Bochum, Essen, Duisburg und Düsseldorf geht nicht viel. Der RE 1, RE 2, RE 3, RE 5, RE 6, RE 11, RE 19 sowie die RB 32 und die S 1 sind ebenfalls betroffen.
Die Taxifahrer machen trotz allem nicht das Geschäft ihres Lebens. 10.12 Uhr, Bahnhofsvorplatz: Neben dem Platz warten 15 Taxis auf ihren Einsatz. Laut Fahrer Jasici Hakan würden die Taxiunternehmen von einer Sperrung wie dieser profitieren: „Für uns gibt es mehr zu tun.“ Er ergänzt: „Auch wenn es sich nicht schnell herumspricht, bekommen wir das mit.“
Zwei seiner Kollegen bezeichnen die Situation als „Chaos“. „Was die Bahn für Scheiße baut, baden wir aus.“, sagt der eine. Am Ende seien es aber die einfachen Fahrgäste, die unter solchen Umständen leiden müssten. Lange warten auf ein Taxi muss am Duisburger Hauptbahnhof jedenfalls niemand.
Hintergrund war ein Kabelbrand in Düsseldorf-Kalkum, der am Donnerstagmorgen die Bahn-Leitstelle in Duisburg-Großenbaum lahmgelegt hatte. Die Polizei geht von einem Sabotage-Akt aus.