Die britische Regierung will Chefs von Abwasserfirmen in Zukunft stärker bestrafen, wenn ihr Unternehmen die Umwelt verschmutzt. Der Gesetzesvorschlag sieht unter anderem das Verbot von Boni für Spitzenkräfte vor. Wenn Manager versuchen, Ermittlungen zu behindern, sollen Gefängnisstrafen bis zu zwei Jahren verhängt werden können.
Mit dem Entwurf will die Regierung den Abfluss von verschmutzten Abwässern in Flüsse, Seen und ins Meer eindämmen. Einige Strände sind von menschlichen Fäkalien verunreinigt und nicht mehr nutzbar.
„Die Öffentlichkeit ist wütend, dass in Großbritannien im 21. Jahrhundert Rekordmengen von Abwasser in unsere Flüsse, Seen und Meere gepumpt werden“, sagte Umweltminister Steve Reed. Das neue Gesetz werde „dem schändlichen Verhalten der Wasserunternehmen und ihrer Chefs ein Ende setzen“. Es wurde jedoch noch nicht vom Parlament verabschiedet.
Reeds Vorschlag soll strafrechtliche Maßnahmen gegen Manager erleichtern, insbesondere wenn diese nicht mit Behörden kooperieren. Boni dürfen dann nur noch gezahlt werden, wenn ausreichend hohe Standards erfüllt werden. Bisher wurde in der Regel nur eine Geldstrafe fällig.
Bei Aktivisten stieß der Gesetzentwurf auf Kritik. Dieser schaffe lediglich mehr Bürokratie, das Problem werde aber nicht effektiv bekämpft. Vielmehr sollte die Regierung bereits bestehende Regeln durch die Aufsichtsbehörden konsequent umsetzen.
Verschmutzung durch Abwasser war großes Wahlkampfthema
Der teils schlechte Zustand britischer Gewässer war ein wichtiges Thema im Wahlkampf vor den Parlamentswahlen Anfang Juli. Kritiker der bis dahin regierenden konservativen Tories werteten die Verschmutzung als Symbol für eine alternde Infrastruktur des Landes und die Folgen der Privatisierung wichtiger Versorgungsbetriebe. Die jetzige Mitte-links-Regierung der Labour Party hatte angekündigt, die Situation zu verbessern.
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Die privaten Wasserversorger geben regelmäßig Abwasser in Gewässer ab, wenn Regenfälle ihre Einrichtungen zu stark belasten. Beobachter werfen den Unternehmen vor, Investitionen in ihre Infrastruktur verpasst zu haben, stattdessen aber Aktionären Dividenden auszuschütten. Die Versorger hingegen beschuldigen die Finanzaufsicht des Sektors: Die Verantwortlichen verbieten demnach, die Wasserkosten für Verbraucher stark genug anzuheben, um Modernisierungen umzusetzen.
Es gibt keine genauen Angaben zu dem Abwasservolumen, das in offene Gewässer geleitet wird. Schätzungen zufolge, soll es aber im vergangenen Jahr doppelt so viel wie noch 2022 gewesen sein.
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