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Der Kreml missachtet Sanktionen, um den Ukraine-Krieg weiterzuführen. Eine Studie enthüllt: Putins Bomber werden offenbar überwiegend mit westlichen Komponenten gebaut.

Moskau – Die Su-34 und Su-35 des Flugzeugtypen Suchoi zählen zu den modernsten Kampfflugzeugen des russischen Militärs. Sie können schwere Ladungen präzisionsgelenkter Munition transportieren und sind mit ihrem großen Angriffsradius in der Lage, weit entfernte Ziele zu treffen. Auch im Ukraine-Krieg spielen die Su-34 und die Su-35 eine beträchtliche Rolle, schließlich kamen die Kampfflugzeuge bei einigen russischen Angriffen zum Einsatz. Wie nun aus ukrainischen Kreisen bekannt wurde, sollen in den beiden Jets offenbar auch Flugzeugkomponenten westlicher Hersteller zum Einsatz kommen – und davon nicht wenige. 

Der Kreml nutzt für sein Militär-Arsenal offenbar reichlich westliche Bauteile

Allein zwischen 2022 und 2024 hätten die Su-34 und SU-35 bei russischen Luftangriffen auf ukrainische Städte eine tragende Rolle gespielt, berichtet das staatliche ukrainische Medium United 24 Media. 26 Zivilisten seien bei jenen Angriffen auf Charkiw, Tschernihiw, Cherson und Sumy getötet und mehr als Hundert weitere verletzt worden, heißt es. Dem staatlichen ukrainischen Nachrichtendienst zufolge dürfte dies wohl mit AB- und UMPB D30-SN-Bomben sowie Grom-1-Raketen geschehen sein, die zu den am häufigsten verwendeten Munitionsarten der Su-34 und Su-35 Bomber gehören.

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Darüber hinaus habe eine neue gemeinsame Untersuchung des International Partnership for Human Rights (IPHR), NAKO und Hunterbrook Media jüngst Muster für russische Angriffe auf zivile Infrastruktur herauskristallisiert, die als Beweise für Kriegsverbrechen des Kreml in Frage kämen. Unity 24 Media zufolge fanden die beteiligten Analysten dabei auch heraus, dass die Su-34 und Su-35 Bomber zu großen Teilen aus Flugzeugkomponenten westlicher Hersteller bestehen.

Russlands Su-34 und Su-35 bestehen offenbar fast vollständig aus westlichen Mikrochips

Die Ergebnisse der Untersuchung seien „eindeutig“, erklärte Olena Tregub, Geschäftsführerin der Unabhängigen Antikorruptionskommission der Ukraine (NAKO): „Russische Flugzeuge, die mutmaßliche Kriegsverbrechen begehen, sind mit westlichen Mikrochips ausgestattet“, betonte Tregub. Durchgeführt wurde die Analyse ausgehend von Wrackteilen der russischen Kampfflugzeuge, die vom ukrainischen Militär nach dem Abschuss aufgefunden worden waren.

Der Kreml umgeht Sanktionen, um den Ukraine-Krieg aufrecht zu erhalten. Eine Analyse zeigt: Putins Bomber bestehen offenbar zum Großteil aus westlichen Komponenten.Fotomontage Wladimir Putins und eines Suchoi Su-34 Kampfflugzeugs © picture alliance/dpa/Pool Sputnik Government | Mihail Metzel und IMAGO / ITAR-TASS

Dem ukrainischen Bericht zufolge ist der Einfluss westlicher Komponenten in den beiden gefährlichen russischen Bombern nicht zu unterschätzen. Ganz im Gegenteil: Die russsischen Kampfflugzeuge vom Typ Su-34 und -35 sollen sogar zum weitaus größten Teil aus westlichen Flugzeugkomponenten bestehen, wie der Bericht nahe legt: Den Untersuchungen zufolge seien von den insgesamt 1119 verschiedenen Teilen ganze 1115 in westlichen Ländern hergestellt worden. Die Produzenten sind quer über den Globus verteilt: Ihnen angehören sollen unter anderem Händler in den USA, Frankreich, Japan, sowie in Südkorea und Taiwan, aber auch in Deutschland.

Offenbar verwendet Russland auch zahlreiche Flugzeugkomponenten von US-Herstellern im Ukraine-Krieg

Zu den Unternehmen, von denen im Zuge der ukrainischen Analyse Flugeugkomponenten wie Mikrochips in den russischen Bombern ausfindig gemacht wurden, sollen mitunter folgende gehören:

  • Texas Instruments (USA)
  • Intel (USA)
  • Murata (Japan)
  • STMicroelectronics (Frankreich)
  • OnSemi (USA)
  • Vicor (USA)
  • Analog Devices (USA)

Obwohl Russland bereits seit der Annexion der Krim 2014 von einigen Ländern mit Sanktionen belegt wurde, die mit Wladimir Putins Angriffskrieg in der Ukraine nochmals deutlich verstärkt wurden und Russland eigentlich isolieren sollen, scheint es dem Kreml also nach wie vor zu gelingen, immer noch aus aller Welt Komponenten für sein Kriegsgerät zu beziehen. Im dritten Jahr des Ukraine-Kriegs ist es schon längst kein Geheimnis mehr, dass Russland Sanktionen immer wieder „massiv umgeht“, wie mitunter auch aus einem Euractiv-Bericht im Frühjahr (26. Februar) hervorging.

Dazu nutzt Putin offensichtlich Handelspartner in Drittländern, um seine Kriegswirtschaft so aufrecht zu erhalten. Und auch mit seiner sogenannten Schattenflotte gelingt es dem Kreml immer wieder, die ihm auferlegten internationalen Sanktionen zu umgehen. Unity 24 Media berichtet ausgehend von der gemeinsamen Analyse von IPHR, NAKO und Hunterbrook Media, Schuld an Putins Erfolg betreffend der Sanktionsumgehungen seien vor allem auch „fehlende Endnutzerkontrollen“. Unternehmen forschten ihnen zufolge „viel zu selten nach“, wohin ihre Erzeugnisse geliefert werden, sobald sie das Lager erst einmal verlassen haben. Hingewiesen werden muss darauf, dass sich der ukrainische Bericht ausgehend von der Analyse nicht unabhängig überprüfen lässt. (fh)