Esslinger Bücherei-Debatte: Planungsbeirat erneuert Plädoyer für  Kögel-Umzug Veit Schmid, Clarissa de Ponte und Stefan Bräuning (von links) hatten schon 2023 für eine Bücherei im Kögel plädiert. Foto: Rob. Bulgrin

In der Diskussion um den Standort der Esslinger Stadtbücherei meldet sich das ehrenamtliche Gremium zu Wort. Die Planer begrüßen einen Umzug ins Kögel-Haus.

Der Planungsbeirat sieht den Gemeinderat mit seiner knappen Entscheidung für einen Umzug der Bücherei vom Bebenhäuser Pfleghof ins frühere Modehaus Kögel auf dem richtigen Weg. Das ehrenamtlich tätige Gremium von Fachplanern hatte sich wiederholt für die Pläne ausgesprochen. Nun erneuert der Beirat sein Plädoyer für diesen Standort. Derzeit läuft ein Bürgerbegehren. Ziel ist ein Bürgerentscheid über den künftigen Standort der Bücherei. 2019 hatte ein erster Bürgerentscheid eine klare Mehrheit für die Modernisierung und Erweiterung der Bibliothek im Pfleghof und dem Nachbarhaus Heugasse 11 gebracht.

Der Planungsbeirat findet mit Blick auf den Pfleghof, „dass die Grundstruktur der Räumlichkeiten heute sehr weit entfernt ist von einer zeitgemäßen Nutzung als öffentliche Bücherei“. Die barrierefreie Erschließung und Nutzung fehle und sei „ohne massive und kostenintensive Eingriffe in das Denkmal nicht herstellbar“. Der Betrieb der Bücherei im Pfleghof sei für die Mitarbeitenden bei aktuell 600 bis 1000 Besuchern täglich mit besonderen Herausforderungen verbunden. „Die vorhandenen Räumlichkeiten zu sanieren und zu modernisieren, ist mangels Flächengewinn nicht ausreichend für einen gut funktionierenden Betrieb in der Zukunft“, heißt es in der Stellungnahme. Eine Erweiterung über Nachbargebäude findet der Planungsbeirat unwirtschaftlich.

Kulturquartier favorisiert Der Bebenhäuser Pfleghof wird täglich von bis zu 1000 Menschen besucht. Foto: Roberto Bulgrin

Die Funktionsabläufe der Bücherei im Pfleghof würden nach Einschätzung des Planungsbeirats nach einer Sanierung unbefriedigend bleiben. Die Raumstruktur sei nicht anpassbar. Erweiterungsflächen gut erschlossen anzubinden sei äußerst aufwendig und mit grundsätzlichen Eingriffen in die Bausubstanz verbunden. Ein Kulturquartier mit kleinteiligeren Nutzungsbereichen, niedrigerer Frequenz und geringerer Logistik werde dem Denkmal eher gerecht.

Die von der Stadtverwaltung durchgeführten Untersuchungen hätten gezeigt, dass im Kögel-Gebäude das Potenzial für eine Bücherei vorhanden sei. Eine bessere inklusive, barrierefreie Erschließung sei teilweise bereits vorhanden. Zudem würden Betriebsabläufe vereinfacht. Die zentrale Lage sei „besonders attraktiv für diese hochfrequentierte Nutzung“. Große Glasflächen sorgten für bessere Sichtbarkeit und Außenwirkung. Das geplante Café mit Außensitzgelegenheiten biete eine deutliche Aufwertung der Archivstraße. Die offene Raumstruktur sei von Vorteil, Veranstaltungen seien auch abends in abtrennbaren Gebäudebereichen an unterschiedlichen Zugängen möglich. Dies bietet auch außerhalb der Öffnungszeiten großen Mehrwert.

Kein Pfleghof-Umbau ohne Interim Eine knappe Ratsmehrheit sieht die Zukunft der Bücherei im Kögel-Gebäude. Foto: Roberto Bulgrin

Der Planungsbeirat erklärt, dass die Sanierung und Umstrukturierung des früheren Modehauses unabhängig vom laufenden Betrieb im Bebenhäuser Pfleghof möglich seien, während ein Umbau des Pfleghofs ohne eine Interimslösung kaum zumutbar sei. Die von der Stadt genannten Flächen und Kosten seien bei einer Sanierung des Pfleghofs als Bücherei für eine zeitgemäße Nutzung nicht ausreichend, die Funktion sei mangelhaft, die Kosten zu hoch. Die Publikumsflächen seien im Kögel um rund 40 Prozent größer. Die bisherigen Kostenermittlungen für Pfleghof und Heugasse 11 seien trotz geringerer Flächen auf dem Niveau von Kauf und Umbau am Standort Kögel.

„Der Bebenhäuser Pfleghof und seine öffentliche Nachnutzung bleiben ein elementares Thema unserer Betrachtung“, heißt es in dem Papier des Planungsbeirats. „Für den Bebenhäuser Pfleghof sind Konzepte des Kulturquartiers weiter zu entwickeln und offensiv durch die Stadt zu betreiben.“ In jedem Fall müsse der Pfleghof in öffentlicher Hand bleiben, „um diesen Standort für die Stadtgesellschaft zu erhalten und mit geeigneten Nutzungen in die Zukunft zu tragen“. Bislang hat die Stadt weder ein Konzept für die Nutzung des Pfleghofs als Kulturquartier noch einen gesicherten Finanzierungsvorschlag für die Realisierung vorgelegt.