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Rentner und Rentnerinnen wehren sich gegen Pläne für ein soziales Pflichtjahr. Berechtigte Einwände? Ein Ökonom hält einen Boomer-Soli für sinnvoller.
Der Boomer-Soli und das soziale Pflichtjahr für Rentner und Rentnerinnen sorgen für Diskussionen. Ersteres hatte ein Forscher-Team des Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) vorgeschlagen. Der Boomer-Soli wäre eine Sonderabgabe von einkommensstarken Rentnern, die die Rente für einkommensschwache Rentner heute und die Rente zukünftiger Generationen wie der Generation Z sichern soll.
Das soziale Pflichtjahr hatte ein Soziologe vorgeschlagen, um verteidigungsfähig zu bleiben und das Solidaritätsgefühl zwischen den Generationen zu stärken. Die bayerischen Grünen sprechen bei BuzzFeed News Deutschland von Ippen.Media von einem mindestens sechsmonatigen „Freiheitsdienst“ für alle Menschen im Alter von 18 bis 67 Jahren. „Also geht’s noch? Von den Rentnern machen doch eh viele ein Ehrenamt oder arbeiten länger, weil die Rente knapp ist“, ärgert sich eine 71-Jährige in einer E-Mail an unsere Redaktion.
Sollten Rentner und Rentnerinnen ihre Freizeit gegen ein Ehrenamt austauschen? (Symbolbild) © IMAGO/SVEN SIMONSoziales Pflichtjahr für junge Menschen – welche Vorteile ein Ökonom sieht
Dabei ist die Idee des Freiheitsdiensts, dass bisherige Wehr- oder Zivildienstzeiten und ehrenamtliches Engagement angerechnet würden, betont die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bayerischen Landtag, Katharina Schulze. „Jeder und jede hat doch etwas für unsere Gesellschaft zu bieten“, findet sie. Aktuell bedrohten Feinde von innen und von außen die deutsche Demokratie: „Alle Verantwortung für die Sicherheit der Zukunft auf den Jungen der Gegenwart abzuladen, darf keinesfalls unsere Antwort sein.“
Ulf Schrader ist Professor für Ökonomie und nachhaltigen Konsum an der Technischen Universität (TU) Berlin. Er beschäftigt sich mit Zeit und vor allem auch mit deren subjektivem Empfinden. „Beim sozialen Pflichtjahr für junge Menschen ist aus meiner Sicht der Beitrag zur eigenen Persönlichkeitsentwicklung mindestens so wichtig, wie der direkte Dienst an der Gesellschaft“, sagt der Ökonom BuzzFeed News Deutschland.
Jungen Menschen würde eher Zeit geschenkt als genommen, weil sie zur Ineffizienz gezwungen würden. Der gesellschaftlich vermittelte Druck zum Zeitsparen, zum Verfolgen einer Karriere ohne Zeitverlust werde durch ein soziales Pflichtjahr ausgeglichen.
„Also geht’s noch?“, ärgert sich eine Rentnerin über die Idee eines sozialen Pflichtjahrs. (Symbolbild) © IMAGO/Westend61Boomer-Soli: „Auf höhere finanzielle Beiträge derer setzen, die es sich leisten können“
„Das mit der Persönlichkeitsentwicklung ist bei Senioren und Seniorinnen nicht mehr so relevant“, sagt Schrader BuzzFeed News Deutschland. Er würde eher die „ohnehin schon verbreitete Freiwilligenarbeit“ weiter unterstützen und „auf höhere finanzielle Beiträge derer setzen, die es sich leisten können – ob über höhere Erbschaftssteuern, Boomer-Solis oder andere Instrumente.“
Wie könnte dieser Boomer-Soli aussehen? Ein Vorschlag des DIW sieht vor, die Einkünfte aus gesetzlichen, betrieblichen und privaten Renten sowie Pensionen und Versorgungsbezügen oberhalb eines Freibetrags von 1048 monatlich mit zehn Prozent zu besteuern. Die Einnahmen daraus würden nicht in den Bundeshaushalt, sondern in ein Sondervermögen fließen, das geringe Alterseinkünfte in allen Rentenversicherungen (gegebenenfalls auch der Beamtenversorgung oder den berufsständischen Versorgungswerken) aufstocke.
Von dem Vorschlag hält die Rentnerin, die sich per E-Mail an Ippen.Media gewandt hat, „gar nichts“, wie sie schreibt „Ich bin dafür, dass Politiker einen zehnprozentigen Soli zahlen, wie wär’s damit?“