Carsten Wendler

Carsten Wendler

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Ehrenamtliches Engagement ist eine wertvolle Säule unseres gesellschaftlichen Lebens. Die Vielfalt der Bereiche, in denen sich Menschen freiwillig einbringen, ist enorm. Doch in unserer Region wird es immer schwieriger, Menschen für diese wichtige Aufgabe zu gewinnen. Das habe ich besonders bei der Suche nach Kandidatinnen und Kandidaten für kirchliche oder städtische Gremien erlebt. Viele haben Interesse, scheuen aber den Zeitaufwand, haben bereits andere Ehrenämter oder trauen sich nicht zu, Verantwortung zu übernehmen – obwohl sie von anderen als fähig eingeschätzt werden.

Unsere Gesellschaft lebt jedoch von ehrenamtlichem Engagement. Es ist entscheidend, auch den jüngeren Generationen diese Werte zu vermitteln – nicht in der Schule, sondern im Elternhaus, durch Vorbilder und praktische Erfahrungen.

In meinen 25 Jahren als Stadtrat und seit 2017 im Pfarreirat habe ich festgestellt, dass es häufig an zwei Dingen fehlt: gegenseitige Vernetzung und gegenseitiges Verständnis. Viele Vereine haben ähnliche Herausforderungen, doch oft scheuen sie sich, über Orts- oder Vereinsgrenzen hinweg zusammenzuarbeiten. Dabei könnten Kooperationen vieles erleichtern.

Es ist verständlich, dass viele ehrenamtlich Tätige ihre Aufgaben vor Ort als ausreichend empfinden. Doch gerade Regionalverbände könnten helfen, übergreifende Themen gemeinsam anzugehen. Oder ganz neu gedacht: Ein „Verein zur Vereinsförderung“ könnte als Plattform dienen, um Lösungen zu erarbeiten und eine stärkere Zusammenarbeit zu fördern.

Ein weiteres Problem sehe ich darin, dass wir oft nur in unserer eigenen Blase denken und die Belange anderer zu wenig berücksichtigen. Ein Beispiel aus meiner Stadt: In diesem Jahr fielen zahlreiche Vereinsjubiläen und städtische Veranstaltungen auf denselben Termin. Dieses sorgte für Unmut bei Ehrenamtlichen und es wurde gegenseitig die Verantwortung zugeschoben, weil man sich nicht abgesprochen hatte. Anstatt zu klagen, wäre es sinnvoller gewesen, gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Ich sehe in der Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz eine Lösungsmöglichkeit: Ein gemeinsames System, das die Planung und Abstimmung von Veranstaltungen erleichtert und so Konflikte minimiert.

Ein weiteres Beispiel aus der Politik betrifft die Diskussion um den Verkehr in unseren Städten. Hier schimpfen Fußgänger über Autofahrer, Autofahrer über Radfahrer ohne Licht und Wirtschaftsvertreter können die Kritik am LKW-Verkehr durch den Ort nicht nachvollziehen, da dieser doch für ihre Geschäfte notwendig ist. In all diesen Bereichen wünsche ich mir mehr Verständnis und Rücksichtnahme. Der Weg zu einer besseren Lösung kann nur im gemeinsamen Dialog und durch den Austausch unterschiedlicher Perspektiven gelingen.

Lasst uns darüber sprechen und gemeinsam anpacken, um ehrenamtliches Engagement noch attraktiver zu machen – um es evtl. auf eine neue Ebene zu heben. Es kann viel bewirken, wenn wir uns zusammentun.