Wer regelmäßig zwischen Bonn und Köln pendelt, sollte sie kennen: Die Mobilitätsgarantie Nordrhein-Westfalen (NRW). Die Regionalzüge sind insbesondere auf der linksrheinischen Strecke häufiger verspätet als pünktlich, so zumindest der subjektive Eindruck vieler Pendler. Und die Probleme dürften auf absehbare Zeit nicht weniger werden.

Bei Verspätung Fernzug fahren

Das Prinzip der Mobilitätsgarantie ist denkbar einfach: Hat ein Bus oder eine Bahn in NRW mehr als zwanzig Minuten Verspätung oder fällt komplett aus, dürfen Reisende mit Ticket für jenen Zug (ebenso Reisende mit NRW-, Verbunds- oder Deutschlandticket) sich eines anderen Verkehrsmittels etwa aus dem Fernverkehr bedienen. Wer die Rechnung online einreicht, bekommt die Kosten zurückerstattet. Für die Kosten kommt das Unternehmen auf, welches den verspäteten Regionalzug betreibt.

Zwischen Bonn und Köln kann das bedeuten: Ich will zum Kölner Hauptbahnhof, aber die RB26 hat deutlich Verspätung – Ich nehme stattdessen den EC8. Fährt ebenfalls auf Gleis 1 ab, ist (etwas) schneller im Ziel und mit etwas Glück zudem weniger voll. Kostenpunkt bei hinterlegter Bahncard 25 in diesem Fall: 14,10 Euro (Stand 29. Juli, 2025). Auch Kosten für Taxi, Carsharing- oder E-Rollerfahrten werden rückerstattet, tagsüber bis zu 30 Euro pro Person, zwischen 20 und 4.59 Uhr am Morgen bis zu 60 Euro. Einzige Ausnahme: Seit Beginn 2025 werden Kosten für taxiähnliche Fahrdienstleiter wie Uber nicht mehr übernommen.

Dem Autoren dieses Textes war das Konzept lange bekannt. Getraut hat er sich lange trotzdem nicht, darauf zurückzugreifen. In Vorkasse zu gehen, ist immer ein Risiko, so die Angst. Schließlich werden Verspätungen der Regionalzüge auch nicht immer korrekt in der DB-App vermerkt. Was also, wenn am Ende nicht nachweisbar ist, dass der Zug tatsächlich Verspätung hatte?

Einschränkungen gibt es zudem durchaus: Die erwähnte Verspätung von 20 Minuten gilt ab der Abfahrtshaltestelle, sie darf nicht erst während der Fahrt entstanden sein. Und Ausfall oder Verspätung dürfen nicht „durch Streik, Unwetter, Naturgewalten, Bombenentschärfungen oder Bombendrohungen“ bedingt sein. So steht es auf der Webseite mobil.nrw.

Mobilitätsgarantie im Test

Vor einer Weile hat der Autor dieses Textes sich dann doch überwunden, das Risiko einzugehen. Eine verspätete RB26, ein dringender Termin in Köln, ein abfahrender ICE am Bonner Hauptbahnhof. Kostenpunkt: 14,10 Euro. Noch im Zug lässt sich das Formular für den digitalen Erstattungsantrag öffnen.

Das Ausfüllen ist denkbar einfach: Name, Mailadresse und Anschrift eintragen. Mithilfe der Angabe von Abfahrtszeit und Abfahrtsbahnhof wird der verspätete Regionalzug ausgewählt. Neben den Daten des eigenen Tickets (in diesem Fall das Deutschlandticket), braucht es ein Beweisfoto von selbigem und ein Foto von dem stattdessen genutzten Ticket. Ein Screenshot des digitalen Tickets in der DB-App reichte hier aus. Nach Angabe der Kosten der Ersatzleistung und der Bankverbindung wurde der Antrag abgeschickt.

Dann hieß es: warten und bangen. Gibt es noch Rückfragen zu der verspäteten Regionalbahn? War die Verspätung womöglich doch durch Naturgewalt oder Bombenentschärfung verursacht?

Nach nicht einmal zwei Wochen die Erleichterung: Das Geld ist auf dem Konto eingegangen, Versuch geglückt. Gut für Menschen ohne ständigen digitalen Zugang: Der Erstattungsantrag lässt sich auch als gedrucktes Formular gemeinsam mit Quittungen der bezahlten Tickets einreichen.