Lustig übers Klima reden? Oder lieber durch die Blume? Um Hausbesitzern die Energiewende schmackhaft zu machen, nimmt die Stadt Stuttgart sogar Nachhilfe bei Social-Media-Beratern.

Interne Konflikte und ineffiziente Abläufe könnten zum Problem fürs Stuttgarter Klimaziel werden. So lautete die Analyse einer Organisationsuntersuchung, angefertigt von Drees & Sommer im vergangenen Jahr.

Hört man sich aktuell um, scheinen die Feindseligkeiten und Konkurrenzkämpfe inzwischen geschrumpft zu sein. Vielleicht auch, weil sich die Stadt organisatorisch beim Klimaschutz in Teilen neu sortiert hat. An anderen Punkten ist derweil auch ein Jahr nach der Untersuchung nichts Habhaftes zu vermelden.

Entscheidend fürs Klimaziel in Stuttgart

Laut den Beratern von Drees & Sommer mangelt es der Stadt an einer Idee, wie sie die Stuttgarter motivieren will, mitzumachen. Und das ist entscheidend fürs Klimaziel. Denn klimaneutral wird Stuttgart nicht, weil die Stadt das bestimmt oder weil sie ihre eigenen Gebäude saniert. Es wird vor allem darauf ankommen, ob viele private Immobilienbesitzer bereit sind, in ihre Gebäude investieren. Heizung, Dämmung, Photovoltaik – das sind die Stellschrauben, auf die die Stadt allerdings nur geringen Einfluss hat.

Um zumindest die vorhandenen Spielräume voll auszuspielen, wird seit Ende 2024 hinter den Kulissen an einem Aktivierungskonzept getüftelt. Trivial scheint es nicht zu sein, Stand heute ist nach wie vor nichts spruchreif. Klar ist immerhin, wer bei dem Thema jetzt die Fäden in der Hand hält: Sven Matis, langjähriger Pressesprecher der Stadt.

Sven Matis ist das neue Sprachrohr fürs Klima in Stuttgart. Foto: Archiv Lichtgut/Max Kovalenko

Er ist dafür abgestellt, die Stuttgarter fürs Klimaziel zu gewinnen. Und wie? „Ich habe das Konzept am 31. Juli in den Ämterlauf gegeben“, sagt Matis. „Im Herbst soll es dann vom Lenkungskreis beschlossen und anschließend veröffentlicht werden.“

Eine Gelegenheit, um Mäuschen zu spielen, bietet sich Anfang Juli an der Hochschule der Medien in Stuttgart-Vaihingen. Sven Matis hat ein Symposium gemeinsam mit Studierenden organisiert. Zentrale Fragen: „Wie lassen sich Bürgerinnen und Bürger auf dem Weg zur Klimaneutralität mitnehmen? Welche Kommunikationsstrategien sind erfolgreich?“ Er erwarte sich von dem Tag eine ganze Menge, sagt Matis.

Das sagt die Social-Media-Beraterin

Tipps, die er hört? Keine Verwaltungsfloskeln, denn „dann wird das nichts“, sagt zum Beispiel die Social-Media-Beraterin Christiane Germann. Es sei besser, das Thema „auf lustige Weise rüberzubringen“. Und auch Jan Kohlmeyer und Nadja Widmann von der Stuttgarter Abteilung Klimaschutz glauben, es sei zielführender, über Klima „ohne Klimawording“ zu sprechen. Eher „durch die Hintertür“, sagt Kohlmeyer.

Ob durch die Hintertür oder die Haustür: Ausschlaggebend wird sein, ob die Stadt einen Zugang zu den privaten Gebäudebesitzern findet. Ein überraschender Coup ist ihr jedenfalls gelungen, als sie im Januar 2025 zu einer Veranstaltung ins Rathaus eingeladen hatte. Ob es die Wärmepumpe war, der Wärmepumpen-Papst Marek Miara oder beides – Hunderte Stuttgarter sprengten noch vor Beginn den großen Sitzungssaal. Das Interesse am Thema ist da.

Wer eine solche Info-Veranstaltung besucht, weiß danach zwar besser Bescheid. Doch bis zur Umsetzung ist es noch weit. Der momentan einzige Schlüssel der Stadt, die Leute ins Handeln zu bringen, ist eine attraktive Förderung. Ob mit Zuschüssen für die private Energiewende allerdings auch im nächsten Jahr noch gelockt werden kann, wird sich weisen.

Nicht nur die Bundesförderungen für den Heizungstausch stehen auf dem Prüfstand. In Stuttgart stehen die Haushaltsberatungen für 2026 und 2027 bevor. Wie überall ist auch in der Landeshauptstadt öffentliches Geld knapp; und OB Frank Nopper wollte die Förderungen für die Energiewende bereits vor zwei Jahren ordentlich rasieren.