Berlin – Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (52, CDU) ist kein Mensch, der schnell in die Luft geht. Könnte er beim Termin mit BILD am ehemaligen Flughafen Tempelhof ohnehin nicht. Die drei Maschinen im Hangar sind längst museumsreif.
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Kurz vor seinem Urlaub hat der Rathaus-Chef über Linksrutsch, Spar-Haushalt und auch die geplante Bebauung des Tempelhofer Feldes gesprochen.
BILD: Die Linkspartei bei fast 20 Prozent, die SPD will ein Amt für Verstaatlichungen einrichten – wird Berlin wieder die Hauptstadt der DDR?
Kai Wegner: Das wollen wir wohl verhindern. Wir sind in vielen Punkten sehr erfolgreich, bringen die Stadt voran. Ich möchte, dass Berlin weiterhin ein starker Wirtschaftsstandort ist, wo wir am Ende des Tages für Wohlstand sorgen. Das schafft man nicht mit einem Links-Kurs.
Überrascht es Sie, dass dieser Linkspopulismus plötzlich wieder so verfängt?
Ich glaube, die meisten Berlinerinnen und Berliner wünschen sich einen pragmatischen Kurs. Es ist ja nicht so lange her, dass man einen Links-Kurs abgewählt hat. Die Linkspartei war früher mal die Stimme des Ostens. Aber die Linkspartei hat sich neu aufgestellt, radikalisiert sich, hat eindeutige antisemitische Tendenzen. Deswegen ist das eine Linkspartei, die wir verhindern müssen.
Kai Wegner im Interview mit BILD-Redakteur Stefan Peter
Foto: Christian Lohse/Bild
Sind Sie gespannt, wen die SPD für die Spitzenkandidatur aus dem Hut zaubern wird?
Da läuft sich der eine oder die andere warm. Ich wünsche mir, dass wir uns jetzt erst mal noch darauf fokussieren, wofür wir gewählt sind – die Stadt nach vorn zu bringen. Ich habe das Gefühl, der eine oder andere geht zu früh in den Wahlkampf.
Beim Haushalt hieß es stets, Berlin müsse sparen – nun macht die Hauptstadt plötzlich neue Schulden.
Wir müssen weiter sparen. Aber wir haben eine Situation, in der Ausgaben explodieren, gerade auch die Sozialausgaben. Das ist ein Punkt, warum ich schon seit einigen Jahren für eine Reform der Schuldenbremse kämpfe. Gerade in Zeiten von Krisen, Kriegen und Verunsicherung brauchen wir Investitionen in die Infrastruktur. In unsere Brücken, Straßen, Schienen – aber auch in die Bildung, Wissenschaft und Forschung.
Aber Schulden muss man eines Tages auch wieder zurückzahlen.
Deshalb müssen wir verantwortungsvoll damit umgehen. Aber wenn wir diese Investitionen nicht tätigen, wird es für nachfolgende Generationen noch teurer.
Kai Wegner: Spar-Hammer ist grundverkehrt
Kritiker sagen, Berlin lebe über seine Verhältnisse.
Das tun wir nicht. Wir müssen halt richtige Prioritäten setzen. Wir stärken die innere Sicherheit, die Qualität der Bildung. Hier jetzt den Spar-Hammer anzusetzen, wäre grundverkehrt.
Seit einigen Jahren ist eine Randbebauung des Tempelhofer Feldes wieder in der Diskussion.
Ich glaube, dass diese Liegenschaft ein schlafender Riese ist. Hier stecken unglaubliche Entwicklungspotenziale drin. Wenn ich mir alleine das Gebäude des ehemaligen Flughafens anschaue, das wird absolut unter Wert genutzt. Das Gleiche gilt für das Thema Wohnen – wir haben zu wenig Wohnungen in unserer Stadt, deswegen müssen wir die Flächen nutzen.
Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) in einem der Hangars auf dem ehemaligen Flughafen Berlin-Tempelhof
Foto: Christian Lohse/Bild
Es gab allerdings vor über zehn Jahren einen Volksentscheid gegen eine Bebauung.
Meinungen können sich aber auch verändern. Es braucht eine erneute Befragung der Berliner.
Welcher Zeitraum ist realistisch für den Bau erster Wohnungen?
Meine Zielrichtung ist, dass wir vielleicht schon 2026 die Berliner befragen können, wie sie sich diesen Ort wünschen. Dann muss es sehr schnell in die Planung gehen.
Ein wichtiges Thema für viele Berliner ist die innere Sicherheit. Würden Sie Ihre Kinder nachts alleine mit der BVG fahren lassen?
Mir geht es wie allen Eltern, dass wir froh sind, wenn die Kinder irgendwann nach einer Geburtstagsfeier abends wieder zu Hause sind. Aber das ist ein Zustand, der nicht gut ist. Deshalb stärken wir die Polizei, Berlin hat jetzt das schärfste Polizeigesetz in ganz Deutschland.
Warum dauert es so lange, einen simplen Zaun am Görlitzer Park zu errichten?
In der Tat – das habe ich mir auch ein bisschen schneller vorgestellt. Wobei man immer bedenken muss, wenn die Bezirksbürgermeisterin den Klageweg geht, dann dauert es halt. Wir sind jetzt aber dabei, den Zaun zu errichten.
Was macht Berlin so einzigartig, dass trotz aller Probleme so viele Menschen hierher strömen?
Berlin ist DIE internationale Metropole in Deutschland, hat eine unfassbare Strahlkraft. Berlin ist die Stadt der Freiheit, der Vielfalt, der Toleranz. Das zieht Menschen an.
Sie gehen für zwölf Tage in den Urlaub – sind Sie eher der Strand- oder der Stadt-Typ?
Für einen Kurzurlaub bin ich ein Städte-Typ, im Sommerurlaub bin ich gerne am Wasser. Da, wo die Sonne scheint und es warm ist. Da werde ich die Seele baumeln lassen, brauche ich jetzt auch ehrlicherweise.
Das bedeutet, Sie haben nicht nur Akten mit?
Ich nehme ein Buch von Robin Alexander mit: „Letzte Chance“, ein Buch über den Wahlkampf. Ich habe gehört, ich bin selbst zweimal erwähnt, ich bin gespannt.