Bielefeld. Eigentlich hätte es schon längst losgehen können: Die Stadt hat die Genehmigung für den fünfgeschossigen Neubau auf dem Grundstück in Top-Lage im Bielefelder Westen bereits Anfang 2023 erteilt. Der Altbau mit WG im Obergeschoss auf dem hinteren Teil des schmalen, langen, etwa 700 Quadratmeter großen Grundstück an der Siechenmarschstraße steht bereits seit einigen Monaten leer „und verkommt immer mehr“, sagt Architekt Daniel Sieker. Lange Jahre war das Gebäude Sitz des Unternehmens „Ökologische Baustoffe“ und diente zuletzt dem Keramikhandel „Paul & Romi“ als Showroom und Lager.

Sieker, Spezialist für Holzmodulbauweise, hat dort zwei Gebäude geplant: im vorderen Bereich des Grundstücks mit vier und im rückwärtigen mit drei Geschossen, jeweils plus Staffelgeschoss. Acht 45 bis 125 Quadratmeter große Wohnungen und 11 Studentenappartements. Von seinem Büro an der Siechenmarschstraße 8 aus kann er bis zur Baustelle in spe gucken. „Eigentlich wollten wir das Hinterhaus mit nutzen und aufstocken“, berichtet Sieker. „Die Bausubstanz hätte man gut noch nutzen können, deshalb wollten wir, auch aus Nachhaltigkeitsgründen, das Vorhandene nicht abreißen, sondern mit zurückversetzten Geschossen aufstocken.“


Acht Wohnungen (r.) und elf Studentennappartements (l.): Zwei dreigschossige Gebäude mit zusätzlichem Staffelgeschoss, „ökologisch sehr hochwertig", mit Kalkputz, Gründächern, Holzfassaden und Grün- und Spielflächen zwischen den Häusern sind geplant. - © Sieker

Acht Wohnungen (r.) und elf Studentennappartements (l.): Zwei dreigschossige Gebäude mit zusätzlichem Staffelgeschoss, „ökologisch sehr hochwertig“, mit Kalkputz, Gründächern, Holzfassaden und Grün- und Spielflächen zwischen den Häusern sind geplant.
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Aktuell ist 100 Prozent der Fläche versiegelt

Und durch Grünflächen zwischen Alt- und zur Straße hin geplantem Neubau ökologisch aufwerten. Das sei dem Bauherrn, der das Grundstück bereits vor einigen Jahren gekauft hat und anonym bleiben möchte, ganz wichtig. „Aktuell ist hier 100 Prozent der Fläche versiegelt“, berichtet Sieker. Der asphaltierte Hof wurde vom Carsharingunternehmen Cambio als Parkplatz genutzt. Allerdings habe es dann Widerstand gegeben von den Nachbarn, die inmitten der mehrgeschossigen Altbauten zwischen Siechenmarsch- und Friedrichstraße in vor einigen Jahren dort gebauten Einfamilienhäuser wohnen.

„Für die Planung im innerstädtischen Bereich gibt es hier keinen Bebauungsplan, keine Vorgaben, etwa für Dachneigung oder Geschossanzahl“, berichtet Sieker. Da gelte die umliegende Bebauung als Richtkriterium. Wohnraum wird dringend gebraucht, der Bielefelder Westen ist besonders begehrt. Entsprechend hoch ist die Nachfrage. Und man wolle natürlich auf einem Grundstück wie diesem den maximalen Wohnraum schaffen. Entsprechend sei auch die angedachte Nutzung des Altbestands mit dem Planungs- und Bauordnungsamt abgestimmt worden.

„Wir hatten die Genehmigung und wären auch wirklich gern schon gestartet, aber wollten auch keine Nachbarschaftsklage, verbunden mit Planungsunsicherheit und möglicher Stillstandsgefahr auf dem Bau riskieren“, sagt Sieker. Deshalb sei dann doch noch mal umgeplant worden. Der Altbau mit Bestandsschutz, der direkt bis an die Grundstücksgrenzen geht, wird jetzt abgerissen und durch einen kompletten Neubau ersetzt, „der alle Abstandsvorgaben erfüllt“, berichtet Sieker.


Für die Planung im innerstädtischen Bereich an der Siechenmarschstraße gibt es hier keinen Bebauungsplan, die umliegende Bebauung gilt als Richtkriterium. - © Ivonne Michel

Für die Planung im innerstädtischen Bereich an der Siechenmarschstraße gibt es hier keinen Bebauungsplan, die umliegende Bebauung gilt als Richtkriterium.
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Wohnungen im begehrten Bielefelder Westen: Mietkauf möglich

Auch dafür hat die Stadt bereits grünes Licht erteilt. In Kürze sollen die Bagger rollen. Die beiden Neubauten werden, bis auf Tiefgarage, großer Fahrradkeller und Erdgeschoss, in Holzrahmenbauweise errichtet, „ökologisch sehr hochwertig, mit Kalkputz, Gründächern, Holzfassaden, einem kleinen Hofcharakter und Grün- und Spielflächen zwischen den Häusern“. Zum Bürgersteig hin sind Hochbeete geplant. Und auch für die Mülltonnen, die sonst vielerorts in der Gegend sehr sichtbar „einfach vom Haus“ stehen, wurde in der Planung, der Optik halber, im Erdgeschoss ein verschlossener Bereich abgezweigt.

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Die Neubauwohnungen, teils mit Terrasse oder Balkon, sollen vermietet werden. „Aber auch ein Mietkaufmodell kann sich der Eigentümer vorstellen“, ergänzt Daniel Sieker. Aktuell verkomme das verwaiste Grundstück mehr und mehr zum Schandfleck, das sei sehr schade. Deshalb hoffe er sehr, dass es jetzt „Ende Mai, Anfang Juni“ losgehen kann. Dann könnten die Wohnungen Ende 2027 bezugsfertig sein.