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Alles, was die die Initiative „Frankfurt for Ukraine“ gesammelt hat, kommt in den Rettungswagen. Der Labormitarbeiter Ralf Gräser (2. v .r.) wird sich auf die 2000 Kilometer lange und gefährliche Reise machen. © Rainer Rüffer
Labormitarbeiter Ralf Gräser fährt für die Initiative „Frankfurt for Ukraine“ einen Rettungswagen und medizinische Geräte in den Donbas.
Vor der ehemaligen Viktor-Frankl-Schule im Dornbusch parkt ein ausgemusterter Rettungswagen, dessen Türen weit offenstehen. Sechs Reifen liegen auf dem Boden des Transporters, an seiner Wagens stehen Kartons voller Feuerwehrjacken, Hosen, Stiefel, Helme, Medikamente, Erwachsenenwindeln, Verbandszeug und nagelneue verpackte Feuerlöscher. „Die sind großartig. Mit ihnen kann man auch Elektrobrände löschen“, sagt Jumas Medoff, der die Initiative Frankfurt for Ukraine direkt nach Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine gegründet hat und seither mit etlichen Freiwilligen alles sammelt, was Zivilisten, Ärzte, Krankenhäuser und Rettungsdienste vor Ort benötigen.
Die frühere Schule ist das Lager für Krankenbetten, Rollstühle und Rollatoren, Orthesen, Kerzen, Medikamente, Generatoren, medizinische Geräte und Werkzeuge. Der Rettungswagen, der von der Fraport gespendet wurde und der 82. Krankenwagen ist, der mit Hilfe des Vereins Oboz beschafft und einsatzfähig gemacht wurde, steht in den Startlöchern. „Flüggi“ wird er getauft. Jeder Rettungswagen, der in die Ukraine gebracht wird, bekommt einen Namen.
„Man muss seine Angelegenheiten schon geregelt haben“, sagt Ralf Gräser, der bereits zum dritten Mal ein solches Fahrzeug direkt ins Kriegsgebiet bringt. 2000 Kilometer weit wird er fahren, an unterschiedlichen Orten die gewünschten und gespendeten Hilfsmittel ausliefern und immer in Gefahr von Raketen- und Drohnenangriffen sein.
„Man braucht Glück“, sagt der Fahrer
„Man braucht Glück, dass einem nichts Russisches auf den Kopf fällt“, so der Labormitarbeiter, der sich das Wappen der Ukraine und die Worte „Slava Ukraini“ (Es lebe die Ukraine) auf den rechten Unterarm hat tätowieren lassen. Vor dem Start war vieles zu erledigen. Begleitdokumente vom ukrainischen Konsulat bringt Taras Zholubak, der Konsul für Wirtschaftsfragen, persönlich vorbei und hilft gleichzeitig, den RTW zu beladen. Er war vor zwei Jahren das letzte Mal in der Ukraine. „Ich hatte noch keinen Urlaub. Das hat das Militär an der Front allerdings auch selten“, sagt er, Papiere für den Zoll in der Hand.
Etwa ein Dutzend Freiwilliger ist vor Ort, um alles sicher zu verstauen. „Leerfahrten gehen nicht. Die Leute und die Rettungsdienste brauchen die Sachen sehr, sehr dringend“, erklärt Medoff. Sie schützen bei Bombenalarm die Zivilisten, bleiben bei ihnen und riskieren bei jedem Einsatz selbst ihr Leben. Feuerwehrschläuche, hydraulische Rettungsgeräte, Standrohre und Saugschläuche verschwinden in der Ladefläche. Die supermodernen Feuerlöscher ebenfalls. „Es brennen häufig Ladegräte und Laptops. Diese Feuer können jetzt leichter gelöscht werden“, freut sich Gräser.
Angst hat er „nicht wirklich, aber ich muss schon sehr vorsichtig sein“, sagt der freiwillige Fahrer, der die Tour alleine fährt. Das Warten an den Grenzen, die Brückenschließungen bei Luftalarm, die zum Teil sehr schlechten Straßen, die Kranken- und Rettungswagen, die immer wieder angegriffen werden, machen ihm Sorgen. „Letzte Woche hat es einen Zug im Bahnhof erwischt“, sagt er. Nicht zu fahren, ist keine Option für ihn. „Die Leute brauchen Hilfe. Die Rettungsdienste an der Front sind in viel größerer Gefahr. Sie arbeiten ähnlich wie das Technische Hilfswerk hier. Nur fehlt ihnen viel Ausrüstung. Ebenso wie in Krankenhäusern.“
Seine Fahrt führt in durch Polen nach Lwiew, Kiew, Charkiw und in viele kleine Orte direkt an der Front. „Es wird schon schief gehen“, sagt Ralf Gräser zuversichtlich und lenkt ab von der Gefahr, indem er von den Städten und den Menschen dort schwärmt. „Es ist schön dort und ich will mir wieder Land und Leute ansehen, mich mit vielen Menschen treffen. Das ist wichtig und die Dankbarkeit ist so groß. Da weiß man, warum man das macht, dass es sich lohnt und dass man weiter macht.“