Wuppertaler Schulkinder kennen von den Partnerstädten oft nur die Namen. Die nordenglische Stadt South Tyneside liegt, man ahnt es schon, am Fluss Tyne. Bei dem ihr gewidmeten Themenabend zur Ausstellung „Welcome Art“ am Freitag zählte sein Anblick in voller Bildschirmbreite zu den einprägsamsten Bildern in der Alten Glaserei.

Jede Ausgabe der von der Bergischen Kunstgenossenschaft (BKG) organisierten zwei Wochen (seit 20. Juli) fand zur jeweiligen Stadt ihren eigenen Zugriff. Zur bildenden Kunst der Ausstellung gab es Musik, Literatur und mehr. Bei der englischen Stadt kam ein sportlicher Zugang hinzu: Protagonist Nick Faulkner vom Verein „Der grüne Weg“ reiste mit dem Fahrrad an. Ihm zur Seite Wuppertals Bürgermeister Heiner Fragemann. Er hat den Ort des Öfteren bereist.

Faulkner ist schon bei vielen der länderübergreifenden Touren auf den Sätteln aktiv dabei gewesen – stets unter dem Motto „Friendship first“. Auf lebendiger Freundschaft beharrt der Verein in einer Broschüre fast trotzig: „Daran kann auch der Austritt Englands aus der EU nichts ändern.“ Die Eigenbeschreibung der englischen Stadt durch Faulkner und im Film findet Worte wie einzigartig, speziell, der Dialekt sei nicht leicht zu verstehen, die Einwohner selbst seien „nett,auf alle Fälle, und das haben wir dort immer wieder erlebt, herzlich, bodenständig, humorvoll, begeisterungsfähig“. Als Berühmtheiten werden Mark Knopfler, Leadsänger der früheren Band „Dire Straits“, und Sting genannt, der allerdings streng genommen in North (nicht South) Tyneside geboren ist.

Auch auf kulinarischem Weg wurde South Tyneside erkundet

South Tyneside ist eines von fünf sogenannten „metropolitan districts“ in einem „county“, das ebenfalls den Fluss im Namen trägt: „Tyne and Wear“. Die dortige Großstadt Newcastle ist für ihre Kathedrale und nicht zuletzt für ein malzig-süßes Bier bekannt, das zu Faulkners Bedauern für den Abend nicht aufzutreiben gewesen war. Dafür gab es weiche Scone-Kekse mit „clotted cream“ und Marmelade, Cheddarkäse in Würfeln und knusprige Essigchips.

Optisch prägend waren für den Tyneside-Abend neben dem Flusspanorama Filmbilder des „Angel of the North“: Die „engelhafte“ Stahlskulptur steht in einer Landschaft bei der Stadt Gateshead, breitet einladend die Arme aus und erinnert an die in der Region einst bedeutsame Kohleindustrie. Die Minenarbeiter und ihr Milieu verewigt bis heute zudem der Maler und Bildhauer Bob Olley. Einprägsam war auch der im Foto festgehaltene Auftritt des Bürgermeisters John McCabe, der sich als Bekleidung fürs Radfahren für einen Anzug samt Kette, Emblem des Stadtchefs, entschieden hatte, um so die Städtpartnerschaft zu unterzeichnen. Höflich auf die steife Kluft angesprochen, sei der „mayor“, laut Fragemann, zum nächsten Termin nicht nur vergleichsweise lässig im Holzfällerhemd erschienen, sondern auch mit Gitarre in der Hand.

„Welcome Art“ feierte die künstlerische Partnerschaft zum ersten Mal kollektiv mit allen acht Städten; einzeln gab es den Bezug zuvor bei Legnica oder St. Etienne. Über die zwei Wochen erwarb das Projekt nun regelrechte Fans: Besucher Wolfgang Reising erzählte, er wohne in der Nähe und sei auch bei der Eröffnung sowie den Abenden zu Be’er Sheva und St. Etienne dabei gewesen.

Etwas verhalten blieb der stimmliche Einsatz der gut 50 Besucher bei drei Liedern, deren ausliegende Texte einen Eindruck von Sprache und auch Kameradschaft gaben. Vielleicht hätten ein paar Wiederholungen mehr die Melodiesicherheit der fremden Tonfolge um einiges verbessern können.