Indiens Premierminister Narendra Modi reagiert trotzig auf die Drohungen von Donald Trump. Der US-Präsident hatte in der vergangenen Woche angekündigt, indische Exporte in die USA mit einem Zollsatz von 25 Prozent zu überziehen, wenn das Land nicht aufhöre, Öl aus Russland einzukaufen.

Modi rief die eigene Bevölkerung in einer Reaktion auf Trump dazu auf, vermehrt Waren aus Indien statt aus den USA zu kaufen. „Was auch immer wir kaufen, es sollte nur eine Maßgabe geben: Wir kaufen nur Dinge, die mit dem Schweiß eines Inders hergestellt wurden“, sagte er am Samstag auf einer Kundgebung. Zudem kündigte er an, dass Indien keineswegs die Ölbezüge aus Russland einstellen werde.

Indien setzt weiter auf Öl aus Russland

Damit widersprach der indische Premier auch Berichten, wonach indische Raffinerien einen Ölimportstopp für Russland verhängt hätten. Sowohl staatliche als auch private Raffinerien dürften weiterhin in Russland einkaufen, sagten mehrere anonyme, mit den Vorgängen vertraute Personen zu Bloomberg.

Indien ist zu einem der Hauptziele von Trump geworden, da er den russischen Präsidenten Wladimir Putin unter Druck setzen will, seinen Krieg in der Ukraine zu beenden.

Russland ist seit Beginn des Ukraine-Krieges zum größten Öllieferanten Indiens geworden. Nach Angaben der Internationalen Energieagentur wurden im Jahr 2024 70 Prozent des russischen Rohöls nach Indien exportiert.

Trump griff Indien letzte Woche scharf an und kritisierte es dafür, dass es sich der Brics-Gruppe der Entwicklungsländer angeschlossen habe und enge Beziehungen zu Russland unterhalte. „Sie können ihre toten Volkswirtschaften gemeinsam mit in den Abgrund reißen“, sagte der US-Präsident.

Das scharfe Vorgehen gegen Indien könnte für die USA nach hinten losgehen. Schließlich ist Indien ein wichtiger Verbündeter und größter Kontrahent Chinas auf dem asiatischen Kontinent. Sollte Trump Ernst machen, dürfte sich Indien eher gestärkt fühlen, eine engere Zusammenarbeit innerhalb der Brics und damit auch mit China zu suchen.

Auch die chinesische Regierung zeigt sich unbeeindruckt von Drohungen aus den USA. „China wird seine Energieversorgung immer auf eine Weise sicherstellen, die unseren nationalen Interessen dient“, postete das chinesische Außenministerium am 30. Juli auf X nach zweitägigen Handelsverhandlungen in Stockholm. Zuvor hatte Trump sogar angekündigt, einen 100-prozentigen Zoll auf Länder zu verhängen, die weiterhin Öl aus Russland beziehen. China ist auch für Russland ein wichtiger Kunde, steht aber nach Indien an zweiter Stelle der Käufer russischer Rohölexporte über den Seeweg.

Trump läuft Gefahr, sich außenpolitische zu isolieren

Trump wird aufpassen müssen, dass er sich außenpolitisch nicht isoliert. Die angestrebte Nähe zu Russland ist äußerst brüchig. Wladimir Putin lässt bislang keinen Meter von seinen Kriegszielen in der Ukraine ab und hat Washington klar zu verstehen gegeben, dass Friedensverhandlungen nur zu seinen Bedingungen zu haben sein werden.

Vielmehr scheinen sich die Reihen innerhalb der Brics zu festigen. Indien hat seine Beziehungen zu Russland verteidigt. Die beiden Nationen unterhalten eine „stabile und bewährte Partnerschaft“, erklärte der Sprecher des indischen Außenministeriums, Randhir Jaiswal, am Freitag gegenüber Reportern.

Auch in Moskau scheint man nicht sichtlich beeindruckt von den Drohungen aus dem Weißen Haus. Russland hat am Sonntag zusammen mit Saudi-Arabien eine Initiative innerhalb der Opec+ gestartet. Das Ölförderkartell will die Förderung des Rohstoffs um täglich 547.000 Barrel ausweiten. Moskau und Riad begründeten den Schritt damit, dass sie globale Marktanteile zurückgewonnen hätten.