Kiel. Ein Leben ohne Möwen ist in Schleswig-Holstein kaum vorstellbar: Ihr Jauchzen, ihre Sturzflüge, ihre freche Art gehört längst zum Alltag vieler Menschen. Das Zusammenleben sorgt für viele unvergessliche Momente, bringt manche Schleswig-Holsteiner aber auch zum Verzweifeln.

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Nach einem Aufruf der Kieler Nachrichten meldeten sich zahlreiche Leserinnen und Leser mit kuriosen Möwen-Begegnungen – vom Besuch beim Frühstück bis zu einem unerwarteten Regenguss.

Gabeln, Sonnenbrillen, Essen: Leser ertappen Möwen beim DiebstahlKielerin Sigrid Krebs wurde beim Frühstück im eigenen Garten von einer Möwe beklaut. 

Kielerin Sigrid Krebs wurde beim Frühstück im eigenen Garten von einer Möwe beklaut. 

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Was viele Kielerinnen und Kieler beobachtet haben: Möwen weichen selbst vor Straftaten nicht zurück. Ob am Strand, auf der Terrasse, in der Innenstadt oder im Café: Wer nur einen Moment nicht auf seine Mahlzeit aufpasst, muss mit Konsequenzen rechnen. „Der Frühstückstisch war gedeckt, da spazierte eine Möwe den Gartenweg entlang, flog auf den Tisch und zack war das Brötchen weg. Da staunten wir nicht schlecht“, schrieb Kielerin Sigrid Krebs.

Nach den Erzählungen der KN-Leserinnen und Leser scheinen auch Gegenstände wie Gabeln, Sonnenbrillen oder Flummis interessantes Diebesgut für die Vögel zu sein: Stefanie Rocek aus Neumünster verbrachte den Urlaub 2012 mit ihrer Tochter in Travemünde. „Eines Nachmittags kaufte sie sich in einem der kleinen Läden an der Promenade einen Flummi. Wieder draußen, ließ sie ihn springen. Aus dem Nichts schoss eine Möwe auf uns zu, schnappte sich den Flummi und war wieder verschwunden. Das ging so fix, dass wir mit offenem Mund dastanden und blöd guckten“, erzählt die Mutter.

Mann aus Kiel bringt Jungmöwe das Fliegen beiMichael Quast aus Kiel hat eine junge, flugunfähige Möwen aufgepäppelt.

Michael Quast aus Kiel hat eine junge, flugunfähige Möwen aufgepäppelt.

Oft denkt Michael Quast aus Kiel an den Sommer vor zwei Jahren zurück, als eine junge, flugunfähige Silbermöwe mit einer Beeinträchtigung am linken Fuß über sein Grundstück wanderte. „Nachbarsohn Kalle und ich haben die Aufgabe erkannt und angenommen. Um sie nicht zu sehr an Menschen zu gewöhnen, haben wir die Möwe nicht angefasst. Nach elf Tagen Fütterung und Flugtraining, ich lief dazu mit den Armen auf- und abschlagend im Garten herum, entschied sich die Möwe für eine Zukunft bei ihren Artgenossen“, berichtet er. Ganz vergessen hat das Tier seine Retter nicht: Die Möwe kam mehrmals zurück, um sich ein hart gekochtes Ei abzuholen.

Etwas schmerzhafter ist die Rettungsaktion von KN-Leserin Petra Hansen ausgegangen. Am Ringkanal in Achterwehr hat sie eine Möwe von einem Angelhaken befreit. „Der Haken steckte im Schnabel der Möwe und die Schnur hatte sich um ihren Körper gewickelt. Das Tier war bereits sehr geschwächt, hat sich aber heftig gegen meine Hilfe gewährt. Als Dank wurde ich von der Möwe in den Oberarm gebissen.“

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Möwe verschlingt Ratte mit Haut und Haaren in Kiel

Gleich mehrere Leserinnen und Leser wurden Zeugen eines Naturschauspiels, das nichts für schwache Nerven ist: Im Ortsteil Ellerbek beobachtete eine Frau eine Ratte, die durch einen Garten schlich, als eine Möwe vom Himmel stürzte und sie „mit Haut und Haaren verschlang“.

Die Möwen hatten blutverschmierte Schnäbel und hackten genussvoll auf den Kadaver ein.

Kerstin Jorek

KN-Leserin

Noch brutaler gingen zwei Möwen in der Bielenbergstraße in Kiel-Gaarden vor. „Abwechselnd flogen die beiden auf und ab. Ich schaute nach, was die Möwen verspeisen und blieb geschockt stehen. Da lag eine fette, tote Ratte. Die Möwen hatten blutverschmierte Schnäbel und hackten genussvoll auf den Kadaver ein. Ich dachte, die fressen nur Fischbrötchen, Pommes, Pizza und Kekse. Seitdem sehe ich Möwen mit etwas mehr Unbehagen und gleichzeitig mehr Respekt an“, sagt Kerstin Jorek.

Forscherin aus Kiel erlebt, wie Lachmöwe schlüpft

Es ist ein Erlebnis, das Doktorandin Nora Theurich aus Kiel so schnell nicht vergessen wird. Die Kielerin war auf dem Dach der Mensa II an der CAU dabei, als eine Lachmöwe das Licht der Welt erblickte: „Erst war das Piepsen aus dem Ei zu hören. Einige Minuten später schlüpfte die junge Lachmöwe, war zunächst noch ganz nass und zerzaust. Nur 20 Minuten später war sie aber ein flauschiger Fellball und ihr Geschwisterchen im Nest stupste sie immer wieder an. Ein Moment, der für mich das Wunder des auf die Welt Kommens verdeutlichte.“

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Vogelkot-Regen verärgert Cabrio-Fahrerin

Nicht ganz so angenehm empfand eine Cabrio-Fahrerin ihre Begegnung mit der Sturmmöwen-Kolonie des Bauhauses Kiel-Ravensberg. Während ihr Mann etwas aus dem Baumarkt besorgte, wartete sie im Cabrio auf ihn und öffnete das Dach. Die Möwen hatte die Kielerin zwar bemerkt, aber nicht als Gefahr erkannt. „Nun aber schossen sie von oben eine Kot-Ladung herab, die mich überall traf – auf dem Kopf, dem Shirt, der Hose, der Tasche. Auch im Auto landeten Exkremente auf dem freien Sitz und an der Tür.“

Zurück zu Hause sprang die Kieler unter die Dusche und ihr Mann reinigte ihr Auto von innen.

KN