Ein Hotel mit Aussicht wird zum Sicherheitsrisiko. Monatelange Recherchen der „Washington Post“ zeigen, wie ein idyllischer Inselstaat zwischen die Fronten von China und den USA gerät.
Türkisblaues Wasser, einsame Atolle, Tourismusidylle mitten im Pazifik. Doch unter der Oberfläche des Inselstaats Palau tobt ein geopolitischer Machtkampf zwischen den USA und China. Mittendrin: ein chinesisches Hotel mit Blick auf den strategisch wichtigen Hafen von Malakal.
Ab 2025 will das US-Militär hier einen Marinestützpunkt mit neuem Lagezentrum und modernisiertem Pier bauen, damit amerikanische Kriegsschiffe anlegen, auftanken und aufmunitionieren können. Lagerhallen, Nachschubzentren, Radar- und Überwachungseinrichtungen – alles Teil eines umfassenden Aufbaus amerikanischer Präsenz im westlichen Pazifik.
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„Die Chinesen sind sehr raffiniert“, warnt Palaus Präsident Surangel Whipps Jr. im Gespräch mit der weltbekannten US-amerikanischen Zeitung. „Sie spielen das lange Spiel. Sie wissen genau, was sie tun – also müssen wir noch schlauer sein.“
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Laut den Recherchen der „Washington Post“ haben chinesische Geschäftsleute in unmittelbarer Nähe zu mindestens sechs US-Militärstandorten auf Palau Land gepachtet oder Gebäude errichtet – darunter am Hafen, beim Flughafen und in Sichtweite eines neuen US-Radarsystems. Offiziell seien es Tourismusprojekte – doch US- und palauanische Sicherheitsbehörden befürchten Spionage oder Sabotage.
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Montag, 04.08.2025 | 19:00„Wenn es D-Day gibt, könnten Chinesen in Palau die Kabel kappen“
„Wenn es einen D-Day gibt, könnten die Chinesen in Palau die Kabel kappen oder Geräte auf Dächern aktivieren – alles, um eine US-Reaktion zu verzögern“, sagt Taiwans Botschafterin in Palau, Jessica C. Lee.
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Blick auf Koror, die größte Stadt des Inselstaats Palau – ein tropisches Paradies im Pazifik, das zunehmend in den Fokus geopolitischer Spannungen rückt. imago Angebot aus Peking: „Eine Million Touristen – gegen Taiwan“
Palau ist einer von nur drei pazifischen Staaten, die Taiwan diplomatisch anerkennen. Das passt China nicht – und die Volksrepublik geht subtil, aber strategisch vor.
Schon kurz nach seiner ersten Wahl 2020, erzählt Präsident Whipps gegenüber der „Washington Post“, habe ihn der chinesische Botschafter in Mikronesien kontaktiert: „Er bot mir eine Million chinesische Touristen pro Jahr an – wenn wir Taiwan fallen lassen. Ich habe abgelehnt.“
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Seitdem habe sich der Druck massiv erhöht, sagt Whipps. Gewalt, Korruption, Drogen – all das sei in den letzten Jahren mit chinesischen Staatsbürgern in Verbindung gestanden. Viele davon mit gepachtetem Land direkt an strategisch sensiblen Orten.
Whipps reagierte entschieden: Seit seiner Wiederwahl im November wurden über 150 Visa und Arbeitserlaubnisse verweigert, mehr als 100 Personen zur „persona non grata“ erklärt – die meisten davon Chinesen. „Das ist nicht nur Palaus Sicherheitsfrage – sondern auch eine für Taiwan und die USA“, so der Präsident.
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ANZEIGE Palaus Präsident Surangel Whipps Jr. warnt vor wachsendem Einfluss Chinas auf seinem Inselstaat – und stellt sich offen gegen Pekings Druck. imago „Viel Geld für wertloses Land“ – auch die USA sind alarmiert
Auch Joel Ehrendreich, US-Botschafter in Palau, zeigt sich gegenüber der „Washington Post“ skeptisch: „Wenn man sieht, wo die Chinesen Land pachten, wie viel sie dafür zahlen und was sie dann damit machen – dann wirft das viele Fragen auf.“
Dokumente zeigen, dass die US-Botschaft in Koror mehr Unterstützung gefordert hat – darunter Ermittler mit Erfahrung im Kampf gegen chinesische Mafia-Strukturen sowie zusätzliche Staatsanwälte.
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Das US-Außenministerium erkennt nun offenbar die Gefahr: „Die Kommunistische Partei Chinas weitet ihren Einfluss aus, untergräbt die Sicherheit im Pazifik, schädigt Volkswirtschaften und gefährdet Bürger“, heißt es in einem Statement.
Hintergrund: Der Machtkampf zwischen China und den USA im Pazifik
Der Pazifikraum ist seit Jahren Schauplatz eines wachsenden geopolitischen Konflikts zwischen den Vereinigten Staaten und der Volksrepublik China. Es geht dabei nicht nur um wirtschaftliche Interessen, sondern zunehmend auch um militärische Vorherrschaft, Sicherheitsbündnisse und politische Einflusszonen. Erst im Juni entsandte Peking zwei chinesische Flugzeugträger in den Westpazifik – eine klare Provokation.
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Chinas Ziele:
- Regionale Dominanz: China strebt die Vorherrschaft im westlichen Pazifik an – auf Kosten des bisherigen US-Einflusses.
- Wiedervereinigung mit Taiwan: Peking betrachtet Taiwan als abtrünnige Provinz und schließt eine gewaltsame „Wiedervereinigung“ nicht aus. Die USA hingegen sehen Taiwan als demokratischen Partner und schützen es indirekt militärisch.
- Expansion in Südostasien und Ozeanien: Durch Infrastrukturprojekte, Kredite („Belt and Road“-Initiative) und gezielte Einflussnahme versucht China, Länder in der Region enger an sich zu binden – etwa in Mikronesien, den Salomonen oder Kiribati.
- Militärische Aufrüstung: China baut seine Marine und Küstenwache massiv aus, errichtet Militärbasen im Südchinesischen Meer (z. B. auf künstlichen Inseln) und rüstet mit Hyperschallwaffen und Raketenabwehrsystemen auf.
US-Reaktion:
- Indopazifische Strategie: Die USA sehen sich als Garant für „Freiheit der Navigation“ und Ordnung auf Basis internationaler Regeln. Sie verstärken militärisch und diplomatisch ihre Präsenz im Indo-Pazifik.
- Militärische Allianzen: Neben der NATO setzen die USA auf regionale Bündnisse wie AUKUS (mit Großbritannien und Australien), QUAD (mit Indien, Japan, Australien) und bilaterale Verteidigungsabkommen (z. B. mit Japan, Südkorea, den Philippinen).
- Stützpunkt-Netzwerk: Die USA modernisieren und erweitern Militärbasen auf Guam, in Japan, auf den Philippinen und in Mikronesien, um bei einem Konflikt mit China schnell reagieren zu können.
- Taiwan-Unterstützung: Die USA liefern Waffen an Taiwan, schicken Marineschiffe durch die Taiwanstraße und stärken die symbolische Partnerschaft – ohne offizielle Anerkennung des Inselstaats.