Standdatum: 4. August 2025.
Autorinnen und Autoren:
Sebastian Manz und
Alexander Schnackenburg
Dank einer eigenen Beteiligung konnte Bremen in den Neunzigerjahren die Klöckner-Hütte retten. Sie wurde in Stahlwerke Bremen umbenannt.
Bild: Radio Bremen
Bremens Stahlwerk steht vor ungewisser Zukunft. In den Neunzigern hatte Bremen es verstaatlicht. Heute geht das nicht, sagt der Bürgermeister von damals – hat aber eine Idee.
Nackte Angst spricht aus den Gesichtern der Demonstranten. Die Belegschaft der Klöckner-Hütte bangt in den frühen Neunzigerjahren um die Existenz des Stahlwerks – und damit um die eigene. Die Hütte steht vor dem Aus, weil es beim Eigentümer, dem Duisburger Stahlkonzern Klöckner, kriselt. Im Dezember 1992 beantragt Klöckner für drei seiner Gesellschaften beim Amtsgericht Duisburg einen Vergleich. Das Schicksal der Bremer Hütte scheint besiegelt zu sein.
Bremens Bürgermeister ist damals Klaus Wedemeier (SPD). Er erinnert sich noch genau: „Man muss sich mal vorstellen, was mit den Familien passiert wäre“, blickt er zurück. „Nicht nur die 6.000 waren betroffen, sondern mindestens die gleiche Zahl außerhalb des Werks.“ Wedemeier verweist auf die Familien der Beschäftigten sowie auf Zulieferer. „Für uns war das ganz, ganz wichtig, dass dieses Werk erhalten bleibt.“
Bündnis für Bremer Mehrheit an der Hütte
Um für den Erhalt der Klöckner-Hütte zu kämpfen, zog die Belegschaft auch bei Regen auf die Straße.
Bild: Radio Bremen
Um die Hütte zu retten, beginnt er, ein Bündnis zu schmieden, holt auch die Werksleitung und den Betriebsrat ins Boot. Der Plan: Die Mehrheit am Bremer Stahlwerk übernehmen – und so die Schließung verhindern. „Ich war sicher, dass das ein Erfolgsmodell werden kann, aber ich war nicht sicher, dass es das wird“, fasst Wedemeier die Aussichten von damals zusammen.
Es gelingt ihm im Jahr 1993, drei Großunternehmen dafür zu gewinnen, gemeinsam mit Bremen die Mehrheit am Bremer Stahlwerk zu übernehmen. „Allerdings darf man heute sagen, dass ich allen dreien zugesagt hatte: Wenn das schiefgeht, dann übernehmen wir Eure Anteile. Ihr macht keine Verluste“, blickt Wedemeier zurück.
Der indische Milliardär Lakshmi Mittal hat die Bremer Stahlwerke 2007 in die ArcelorMittal Bremen GmbH überführt.
Bild: Radio Bremen
Doch nichts ging schief. Nach zähen Verhandlungen stand das „Bremer Interessentenmodell“ – eine vorübergehende Verstaatlichung des Stahlwerks, wie Wedemeier heute einräumt. Der Name dazu: „Stahlwerke Bremen“. Doch nach ein paar Jahren übernimmt wieder die Privatwirtschaft. Der Konzern des indischen Milliardärs Lakshmi Mittal ist fortan Eigentümer.
Könnten niedrigere Industriestrompreise Stahlwerk helfen?
Sorgte für die zeitweilige Teilverstaatlichung Klöckners: der damalige Bremer Bürgermeister Klaus Wedemeier (SPD).
Bild: Radio Bremen
Auf die Frage, wieso Bremen heute kein Stahlwerk mehr betreibt, sagt Wedemeier: „Es ist nicht gut, wenn die Politik auf dem Markt tätig ist als Unternehmer.“ Er kann sich nicht vorstellen, dass das Land noch einmal die Mehrheit am Stahlwerk übernimmt, um es so zu retten. Denn der Weltmarkt habe sich gewandelt. Als alleinstehendes Unternehmen stünde man heute auf verlorenem Posten. Gleichwohl wäre staatliche Hilfe zur Rettung der Bremer Hütte aus seiner Sicht dringend erforderlich: Wedemeier fordert, dass die Politik die Industrie bei den Stromkosten entlastet.
Quelle:
buten un binnen.
Dieses Thema im Programm:
buten un binnen, 2. August 2025, 19.30 Uhr