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Die zwölf getöteten Paviane im Nürnberger Tiergarten machten bundesweit Schlagzeilen. Während die Kadaver nun verfüttert wurden, hagelt es Anzeigen.

Update vom 4. August. 21.30 Uhr: Im Nürnberger Tiergarten wurden sechs der zwölf aus Platzgründen getöteten Paviane an Raubtiere wie Löwen, Tiger, Mähnenwölfe und Buntmarder verfüttert. „Diese Transparenz behalten wir bei und dazu stehen wir“, erklärte der stellvertretende Zoodirektor Jörg Beckmann gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Allerdings stieß die vorherige Abtrennung von Köpfen, Händen und Füßen der Tiere bei einigen Besuchern auf Kritik.

Getötete Paviane an Löwen verfüttert – vor Augen der Zoobesucher

Beckmann erläuterte die Gründe für diese Vorgehensweise: Die Köpfe wurden abgesetzt, um Schädel und Gehirne für wissenschaftliche Zwecke nutzen zu können. Hände und Füße entfernte man dagegen aus Rücksichtnahme auf die Zoobesucher. Von den übrigen sechs Pavianen werden vier Skelette für ein Museum präpariert. Zwei weitere Tiere verstarben bereits während der Narkose vor der geplanten Tötung und wurden zur Klärung der Todesursache an die Pathologie übergeben (siehe Erstmeldung).

Der Tiergarten hatte nach eigenen Angaben im Vorfeld kommuniziert, dass die getöteten Paviane verfüttert werden sollten. Diese Praxis hat laut Beckmann mehrere Vorteile: Tierkörper mit Fell und Knochen seien für die Zahngesundheit der Beutegreifer besser als andere Futtermittel. „Dadurch muss unseren Tieren, im Gegensatz zu vielen Haustieren, nicht unter Vollnarkose Zahnstein entfernt werden“, führte der Zoo-Vizedirektor aus.

Zudem biete die Ganzkörperfütterung eine natürliche Beschäftigung für die Raubtiere, da sie sich ihr Futter erarbeiten müssten. „Die Evolution hat sie extra dafür mit entsprechenden Krallen und Zähnen ausgestattet. Keine Naturdoku über große Raubtiere, in denen sie nicht spektakulär Beute schlagen oder zumindest am Riss fressen“, betonte Beckmann. Über den die Verfütterung hatten zuvor bereits mehrere Medien berichtet. Im Netz kursieren sogar Videos.

Erstmeldung vom 4. August, 9.54 Uhr: Nürnberg – Nach langem Hin und Her sowie zahlreichen Demonstrationen und PETA-Vorwürfen war es am Dienstag, 29. Juli, dann so weit: Der Tiergarten Nürnberg setzte seine Ankündigung um und tötete zwölf Paviane. Der Grund laut Zoo: „Die Verkleinerung der Gruppe war unumgänglich, weil die Zahl der Gruppe mit 43 Tieren die Anzahl von 25 Tieren weit übertroffen hatte, für welche die Paviananlage im Tiergarten ausgelegt ist.“ Zuvor waren Alternativen gesucht, aber nicht gefunden worden.

Inzwischen wurden die Kadaver der Paviane an Raubtiere verfüttert. Die Kritik an der Tötung reißt derweil nicht ab: Es hagelt Anzeigen, vor dem Zoo entsteht am Montag, 4. August, ein Protestcamp und die Schlagzeilen reißen nicht ab.

Wirbel um Nürnberger Tiergarten: Zwei Tiere schon vor Kugelschüssen gestorben

„Der Tiergarten der Stadt Nürnberg hat am Dienstag, 29. Juli 2025, die Gruppe seiner Guinea-Paviane um zwölf Tiere verkleinert.“ So schreibt es der Nürnberger Tiergarten in einer kürzlich veröffentlichten Pressemitteilung. Man verstehe die Wut und das mangelnde Verständnis vieler Menschen über diesen Schritt, heißt es weiter, und gehe „ausnahmslos“ allen Beteiligten sehr nahe.

Ende Juli tötete, nach langer Diskussion und zahlreichen Protesten, der Nürnberger Tiergarten zwölf Primaten. Die Kadaver wurden nun verfüttert. Beendet ist die Thematik damit aber nicht.Ende Juli tötete, nach langer Diskussion und zahlreichen Protesten, der Nürnberger Tiergarten zwölf Primaten. Die Kadaver wurden nun verfüttert. Beendet ist die Thematik damit aber nicht. © IMAGO / Ardan Fuessmann

Die zwölf Paviane seien nach umfangreicher Analyse ausgewählt und „nach der Identifizierung tierschutzkonform per Kugelschuss in einer Transportkiste getötet“ worden. Bei zwei Tieren allerdings ging wohl etwas schief. So schreibt der Zoo in der Presseerklärung weiter: „Zwei Tiere sind aus bisher ungeklärter Ursache während der Inhalationsnarkose gestorben.“ Diese zwei Tiere wurden nun der „Pathologie gegeben, um die Ursachen zu klären“.

Die restlichen Kadaver wurden an Raubtiere verfüttert, beziehungsweise, in den Worten des Tiergartens, „soweit wie möglich einer sinnvollen Verwendung zugeführt“. Dies inkludiert aber auch, dass Knochen, Skelette und Proben verschiedenen Forschungseinrichtungen zur Verfügung gestellt wurden. Diversen Medienberichten zufolge erfolgte die Verfütterung der kopflosen Kadaver vor Zuschauern im Zoo-Alltag.

Die seltensten Tiere in Bayern: Was einem im Freistaat so über den Weg laufen kann In Bayern treiben sich viele der seltensten Tiere Deutschlands herum. Die meisten gibt es im Alpenraum oder rund um den Bayerischen Wald, manche finden sich aber auch in Franken und Schwaben. Auf den nachfolgenden Bildern finden Sie eine Auswahl der seltensten Tiere, die Ihnen im Freistaat begegnen können.Fotostrecke ansehen

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Kritik, Protest und Anzeigen nach Pavian-Tötung: Unruhige Zeiten für den Nürnberger Tiergarten

Am Vorgehen des Tiergartens gibt es weiter massive Kritik. Die Tierschutzorganisation PETA hat nun eigenen Angaben zufolge Strafanzeige gestellt. Und dem BR zufolge plant die Organisation „Animal Rebellion“ ab Montag ein Protestcamp vor dem Nürnberger Tiergarten.

Das PETA-Statement im Wortlaut

„Der Tiergarten Nürnberg hat das Leben von zwölf Pavianen ausgelöscht – geplant und ohne erkennbare Reue. Wer einfühlsame Lebewesen zu Unterhaltungszwecken züchtet und sie tötet, betreibt keine Arterhaltung, sondern Missbrauch. Seit Jahren haben Zoos und insbesondere Tiergartendirektor Dag Encke auf der Agenda, sogenannte Überschusstötungen zu normalisieren – bei der Tötung der Paviane von einem ‚Dilemma‘ zu sprechen, ist also zutiefst heuchlerisch.

Unserem Eindruck nach soll mit dem Pavianmassaker ein Präzedenzfall geschaffen werden, um das Töten salonfähig zu machen und auf weitere Tierarten auszuweiten – das dürfen wir nicht zulassen. Die Tötung ist eine Straftat. PETA wird deshalb in Kürze Strafanzeige erstatten und fordert rechtliche Konsequenzen. Außerdem rufen wir alle Menschen dazu auf, den Tiergarten Nürnberg zu boykottieren.“

Nicht nur aufgrund der Strafanzeige von PETA wird die Pavian-Tötung nun auch die Justiz beschäftigen. „Bei der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth sind laut Pressesprecherin Heike Klotzbücher inzwischen über 300 Strafanzeigen von Organisationen und Privatpersonen wegen Verstößen gegen das Tierschutzgesetz eingegangen“, berichtet der BR. (fhz)