Auch in Bremen gibt es aufgrund des menschengemachten Klimawandels mehr Hitzetage (Höchsttemperatur bei 30 Grad und mehr) als früher. Der Arbeitskreis Bremen-Nord des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) fordert nun die Beiräte in Burglesum, Vegesack und Blumenthal auf, mehr für den Hitzeschutz zu tun. Was in dem Antrag steht und wie die Beiräte sowie die Behörde den Bremer Norden beim Hitzeschutz aufgestellt sehen. Ein Überblick.
Was fordert der BUND?
Alarmierend viele Menschen seien bei hohen Temperaturen extremen Hitzebelastungen ausgesetzt – Stress, Schwindel, Erschöpfung, Herz-Kreislauferkrankungen und eine schlechte Immunabwehr können die Folge sein,erläutert die Nichtregierungsorganisation. Jedes Jahr gebe es deutschlandweit rund 3000 Hitzetote. „Zuasphaltierte Straßen und Plätze, die bei Hitze ohne Verschattung durch Bäume zu glühenden Oberflächen werden, machen unsere Städte im Sommer zu gefährlichen Betonwüsten“, heißt es in dem Antrag. Der BUND fordert die Nordbremer Beiräte auf, sich für begrünte Fassaden und Dächer und für die Pflanzung von mehr Bäumen sowie für eine Entsiegelung einzusetzen. Die Gremien sollen zudem bei der Planung neuer Areale wie dem Berufsschulcampus und der Umgestaltung bestehender die Klimafolgen berücksichtigen. Ebenso sollen Maßnahmen gegen Starkregen getroffen und das Budget für die genannten Vorhaben erhöht werden.
Wie schätzen die Beiräte den Hitzeschutz in Bremen-Nord ein?
„Es ist durchaus ein Problem in Vegesack, dass es versiegelte Flächen wie den Sedanplatz und die Fußgängerzone gibt, die Hitze abstrahlen“, sagt Vegesacks Beiratssprecherin Heike Sprehe (SPD). Sie spricht sich für eine Begrünung von Gebäuden sowie für mehr Trinkwasserbrunnen und mehr Bäume im Stadtteil aus. „Wir achten bei Neubauten auf jeden Baum“, sagt die Sozialdemokratin. Ihrer Meinung nach müssten auch die Wurzeln geschützt werden, damit die Pflanzen bei Bauarbeiten nicht – wie so oft – eingehen. Als die Beiratssprecherin neulich in Wien weilte, fielen ihr die Sprühnebelmaschinen positiv ins Auge, die für Abkühlung bei einem selber und bei der Umgebung sorgen. Ähnliches könnte sie sich auch für Vegesack vorstellen.
In seinem Stadtteil gebe es viel Grün, was grundsätzlich schon mal einer Wärmebelastung entgegenwirke, zeigt sich Blumenthals Beiratssprecher Hans-Gerd Thormeier (CDU) überzeugt. Viele Hitzeschutzmaßnahmen wurden ihm zufolge aber in Blumenthal noch nicht umgesetzt. „Hitzeschutz heißt unter anderem, dass man mehr Bäume pflanzt und diese auch für Schattenplätze vorsieht und Grünanlagen entsprechend pflegt“, sagt der Lokalpolitiker. Nicht immer könnten jedoch Hitzeschutzmaßnahmen umgesetzt werden – etwa beim Campusbau auf dem ehemaligen Gelände der Bremer Wollkämmerei. Dort sei eine Begrünung der schrägen Dächer schlichtweg nicht möglich.
Wie reagiert Bremen auf den Klimawandel?
Das Land Bremen hat einen Hitzeaktionsplan entwickelt, um auf Hitzewellen vorbereitet zu sein. Ziel ist es, vor allem vulnerable Gruppen zu schützen, öffentliche Einrichtungen und Unternehmen bei Hitzewellen zu unterstützen und die Bremer über die gesundheitlichen Risiken von Hitze aufzuklären und Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Zudem soll die gesundheitliche Chancengerechtigkeit verbessert werden.
Das Bundesland möchte diese Ziele mit verschiedenen Maßnahmen erreichen, indem es zum Beispiel seine Bürgerinnen und Bürger über das Thema informiert, Hitzewellen managt und bei der künftigen Stadtentwicklung die Auswirkungen des Klimawandels berücksichtigt. Bauvorhaben werden einem sogenannten Klimaanpassungscheck unterzogen – etwa bei der Sanierung der Ortsteile Lüssum-Bockhorn und Blumenthal. So soll unter anderem die Bahrsplate umgestaltet werden. „In der Aufgabenstellung spielen die Themen Biodiversität, Hochwasser- und Hitzeschutz eine tragende Rolle“, sagt Mareike Meyer, Sprecherin der Klimasenatorin Kathrin Moosdorf (Die Grünen). Ob der Bremer Norden mehr als früher versiegelt ist, kann sie nicht sagen. Es sei allerdings vorgesehen, die Versiegelung mit den anstehenden Bauprojekten auf den alten Industrieflächen zu reduzieren.
Gibt es Hitzeschutzvorschriften bei Gebäuden?
„Die Bremische Landesbauordnung schreibt Dachbegrünung auch bei öffentlichen Gebäuden vor“, sagt Mareike Meyer. Zudem gilt auch für private Grundstückseigentümer, dass freie Flächen wasseraufnahmefähig und begrünt sein müssen. Bis Ende 2026 müssen deshalb Schottergärten beseitigt werden.
Grundsätzlich müssen alle Träger öffentlicher Aufgaben bei ihren Entscheidungen die Ziele der Klimaanpassungsstrategie berücksichtigen. Das gilt auch bei Bauprojekten, indem beispielsweise die Gefahr von Überflutungen sowie die bioklimatische Belastungssituation vermindert und die Niederschlagsversickerung erhöht werden.
Sind weitere Trinkwasserbrunnen in Planung?
Aktuell gibt es im Bremer Norden zwei Trinkwasserbrunnen – einen am Sedanplatz in Vegesack und einen am Marktplatz in Blumenthal. Ein weiterer soll noch dieses Jahr in Lüssum errichtet werden.
Werden mehr Bäume gepflanzt?
Der Umweltbetrieb Bremen erfasst die Anzahl der Bäume an Straßen und auf Grünanlagen. Er zählt aber keine Bäume, die auf Privatgrundstücken, auf Flächen anderer Unterhaltungsträger sowie in Wäldern stehen. „Die Anzahl der Straßenbäume wächst in Bremen kontinuierlich“, teilt Meyer mit. Gab es 2018 69.294 Straßenbäume, sind es dieses Jahr 74.844. „Es ist davon auszugehen, dass die Entwicklung in Bremen-Nord ähnlich verlaufen ist“, sagt Moosdorf. Der Umweltbetrieb Bremen pflanzt in der Pflanzenperiode 2025/26 insgesamt 138 Bäume in den drei nördlichen Stadtteilen – gefördert von Bund und Land über das Programm „Natürlicher Klimaschutz in Kommunen“. In Blumenthal wurden 60 Bäume gesetzt, in Burglesum 43 und in Vegesack 35.