Umbau der Lindwurmstraße
Mehr „Boulevard-Charme“ statt „Schnellstraßen-Feeling“
04.08.2025 – 18:36 UhrLesedauer: 3 Min.
Baureferentin Jeanne-Marie Ehbauer (l.), Bürgermeister Dominik Krause und die Stadtdirektorin des Mobilitätsreferats, Sabine Effner, beim Baubeginn des ersten Umbauabschnitts Lindwurmstraße. (Quelle: Michael Nagy/Presseamt München)
Jahrelang wurde über eine Umgestaltung der Lindwurmstraße gestritten, nun laufen seit Montag die Bauarbeiten. Zugleich gibt es aber auch Kritik an den Plänen.
Der junge Mann auf dem orangen Rennrad saust an diesem verregneten Mittag mit beachtlichem Tempo die Lindwurmstraße entlang. Kurz hinter der Ringseisstraße nähert er sich einer ungleich älteren und ungleich langsameren Radlerin, weshalb er zum Überholen ansetzt – per Schwenk vom schmalen Radweg auf den Bürgersteig.
Just dort tritt aber gerade ein Pärchen aus einem Burrito-Laden, weshalb der Rennradler sein Gefährt abrupt nach links lenkt und sich mit diesem Manöver so gerade noch zwischen der hörbar erschrockenen Frau auf dem Rad und den zwei Fußgängern hindurchschlängelt.
Szenen wie diese spielen sich regelmäßig auf der Lindwurmstraße ab, wo hinter den hohen Pappeln schlicht zu wenig Platz für Radfahrer und Fußgänger ist. Noch. Denn das soll sich jetzt ändern, wie Dominik Krause (Grüne) kaum eine halbe Stunde nach dem Beinahe-Crash vor dem Burrito-Laden betont.
„Die Lindwurmstraße wird endlich sicherer“, sagt der Bürgermeister beim Startschuss für den Umbau der wichtigen Verbindung in die Innenstadt. Sie werde so umgestaltet, ergänzt Münchens Baureferentin Jeanne-Marie Ehbauer, „dass künftig für alle Verkehrsteilnehmenden genügend Raum zur Verfügung steht“.
Zunächst soll die Lindwurmstraße in einem ersten Schritt zwischen Sendlinger Tor und Goetheplatz umgebaut werden. Hier sollen die bislang schmalen Radwege breiter und auf die andere Seite der Pappelallee verlegt werden – dorthin, wo aktuell Autos parken.
Jene Stellplätze rücken dafür auf die äußere Seite der beiden Fahrstreifen, was wiederum bedeutet: In beide Richtungen gibt es künftig nur noch eine statt bislang zwei Autospuren. Zudem fallen zwölf von 70 Parkplätzen weg.
Dafür bekommen Radfahrer und Fußgänger mehr Platz – und das sei auch gut so, findet Dominik Krause. „Das Aufkommen des Autoverkehrs ist in den letzten zehn Jahren in der Lindwurmstraße um ein Drittel gesunken, das Radverkehrsaufkommen um 70 Prozent gestiegen.“ Zudem würden Geschäfte und Gastronomie in der „wunderschönen Pappelallee“ von dem Umbau profitieren, sagt der Grünen-Politiker. „Aus der Verkehrsachse Lindwurmstraße wird der Boulevard Lindwurmstraße.“
Dem Umbau vorausgegangen sind jahrelange Debatten – inklusive Streit in der grün-roten Rathaus-Koalition, vor allem um die Kosten. Denn anfangs sahen die Pläne des Mobilitätsreferats noch eine umfassende Umgestaltung für bis zu 38 Millionen Euro vor.
Doch das war allen voran Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) zu teuer, worauf das Vorhaben deutlich abgespeckt wurde. Nun soll der erste Part zwischen Goetheplatz und Sendlinger Tor, der laut Rathaus eine „funktionale Übergangslösung“ ist, 1,6 Millionen Euro kosten. Im Anschluss folgen dann – für 15,8 bis 17,8 Millionen Euro – in zwei weiteren Schritten die Abschnitte zwischen Goetheplatz und der Eisenbahnüberführung sowie weiter bis zur Aberlestraße. Einen genauen Zeitplan hierfür gibt es aber noch nicht.