Ex-Zehlendorf-Trainer Schröder
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„Dass es so eine Dynamik annimmt, war nicht absehbar“
Bild: imago images/Uwe Koehn
Zehn Jahre lang war Robert Schröder bei Hertha 03 Zehlendorf so ziemlich alles – Spieler, Trainer, Kaderplaner. Doch nichts davon hauptamtlich. Auch deshalb hat er vor der Saison den Verein gewechselt. Jetzt kommt es zum Wiedersehen.
rbb|24: Herr Schröder, zwei Spiele, zwei Siege als neuer Trainer des Halleschen FC – dafür wurde wohl das Wort Traumstart erfunden. Sie haben ja bis zuletzt als Lehrer gearbeitet. Welche Schulnote bekommt Ihr Auftakt?
Robert Schröder: Ich würde ihn mit einer Zwei beurteilen. Tatsächlich geht es im Fußball erst einmal darum, Spiele zu gewinnen. Das haben wir erreicht. Gerade im Spiel mit Ball sehe ich allerdings schon noch Verbesserungspotenzial. Das ist aber ganz klar, nach den gerade einmal sieben Wochen, die wir jetzt miteinander arbeiten. Zumal wir einen relativ großen Umbruch hatten mit elf Ab- und neun Zugängen. Das wird manchmal ein bisschen vergessen, finde ich.
Am Samstag (09.08., 14 Uhr) kommt es für Sie zum Wiedersehen mit Ihrem Ex-Klub Hertha 03 Zehlendorf. Dort waren Sie mehr als zehn Jahre als Spieler, Sportlicher Leiter und Trainer aktiv, haben die Mannschaft vor zwei Jahren in die Regionalliga geführt und im Anschluss etwas überraschend die Klasse gehalten. Warum sind Sie diesen Erfolgsweg nicht einfach weitergegangen?
Wir haben in Zehlendorf alle zusammen sehr gute Arbeit gemacht. Ich habe aber schon frühzeitig, im März, kommuniziert, dass ich das in dem Umfang einfach nicht mehr weitermachen kann.
Der Fußballtrainer war quasi ihr Nebenjob. In Vollzeit haben Sie als Biologie- und Sport-Lehrer an einer Oberschule gearbeitet.
Auch wenn das tatsächliche Training in den Abendstunden stattfand – es musste ja alles geplant werden. Dazu die ganzen anderen organisatorischen Themen oder Spielergespräche. Das kostet alles sehr viel Zeit. Zudem hatte ich das große Ziel, als Trainer den nächsten Schritt zu gehen, mich als hauptamtlicher Trainer zu etablieren.
Das hat direkt gut geklappt. Der Hallesche FC wird von vielen als Meisterschaftskandidat Nummer eins genannt.
Es war im März, als ich Zehlendorf informiert hatte, aber auch im April, noch nicht absehbar – dass es so eine Dynamik annimmt, dass so ein nächster Schritt vor mir steht. Tatsächlich bin ich bis Mitte Mai fest davon ausgegangen, dass ich mal einen Sommerurlaub haben werde. Dass ich mal mit meinen Kindern im Wasser planschen und ein bisschen durchpusten kann vom Fußball.
Pustekuchen. Wie groß ist denn die Umstellung vom Trainer im Neben- zum Trainer im Hauptberuf?
Zunächst mal: Ich bin im Team mit meinem Co-Trainer, und das macht mir total viel Freude. Wir sind zwei Fußball-Verrückte, treffen uns hier jeden Morgen zwischen sieben und acht Uhr im Büro. Und wenn wir zwei Trainingseinheiten haben, dann gehen wir um acht, neun Uhr nach Hause und beschäftigen uns in der Zwischenzeit fast nur mit Fußball.
Das ist für mich ein absoluter Luxus, ein absolutes Privileg. Und es macht mir total viel Spaß. Aber es gibt natürlich noch die andere, die private Seite.
Ihre Familie ist in Berlin geblieben.
Die Distanz ist natürlich eine Herausforderung. Damit umzugehen, dass ich meine Kinder nicht mehr jeden Tag sehe. Das ist uns aber bewusst und ich bin sehr dankbar für den Rückhalt und damit die Chance, die mir meine Frau und meine Kinder bieten. Und zum Glück ist die Zugverbindung relativ günstig, sodass ich auch mal zwischendurch nach Berlin fahre, wenn es die Zeit zulässt.
Sie sind gerade 37 Jahre alt, stehen jetzt mit dem Halleschen FC an der Schwelle zum Profi-Fußball. Haben Sie da eigentlich so etwas wie Vorbilder oder Mentoren?
Vorbilder ist vielleicht zu viel, weil ich die Personen gar nicht kenne. Aber so Trainertypen wie Lukas Kwasniok (seit dieser Saison Trainer des 1. FC Köln, Anm. d. Red.) oder Julian Nagelsmann (Trainer der deutschen Nationalmannschaft) finde ich sehr interessant. Im Laufe der letzten Saison habe ich immer wieder mal mit Jens Härtel gesprochen (unter anderem bereits Trainer in Magdeburg, Rostock, Braunschweig und Aue), dessen Meinung ich sehr schätze. Und ich suche den Austausch mit Menschen aus meinem Umfeld. Menschen, die Führungspositionen in Wirtschaftsunternehmen innehaben und mit denen man besprechen kann, wie sie Menschen führen.
Zum Abschluss unseres Gesprächs: Was sollte diese Saison in Halle passieren, damit Sie am Ende zufrieden darauf zurückschauen können?
Natürlich möchte ich einen Großteil der Spiele gewinnen und dabei sehr, sehr oft an unsere 100 Prozent rankommen. Und wir wollen es schaffen, die Leute hier – unsere Fans – mit unserer Art von Fußball zu begeistern. Wir wollen dafür sorgen, dass sie nach den Spielen sagen: Ja, damit können wir uns identifizieren.
Das Interview wurde geführt von Anton Fahl.
Sendung: rbb24 Inforadio, 04.08.2025, 19:15 Uhr