Seit elf Jahren fährt die Straßenbahnlinie 4 durch Lilienthal, doch eine Endabrechnung für das millionenschwere Bauprojekt gibt es nach wie vor nicht. Die Initiative Pro Lilienthal hat ein weiteres Mal bei den gemeindeeigenen Wirtschaftsbetrieben Lilienthal (WBL) nachgehakt und erfahren, dass das Ergebnis aussteht. WBL-Geschäftsführerin Tanja Stellmacher teilte den Linie-4-Kritikern Alfred Werner und Karsten Michaelis mit, dass sie sich im Austausch mit der Projektgesellschaft Consult Team Bremen (CTB) befinde, ein Abschluss aber noch nicht erzielt worden sei. Die CTB ist eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Bremer Straßenbahn AG, die als Infrastrukturdienstleister tätig ist. Die CTB hatte die Linie-4-Verlängerung in Lilienthal im Auftrag der Gemeinde geplant und gemanagt und kümmert sich nun auch um die endgültige Abrechnung.
Projekt zeitnah abschließen
Die zur Gemeinde Lilienthal gehörende WBL versichert, dass sie bestrebt sei, das Projekt möglichst zeitnah abzuschließen. Einen genauen Termin, wann es so weit sei, könne sie aber nicht benennen, schreibt die Geschäftsführerin. Wo genau das Problem liegt, dazu macht die WBL in dem Schreiben keine Angaben. Möglicherweise steht die Verzögerung im Zusammenhang mit der Insolvenz, die den Bau der Straßenbahnstrecke erschwert hatte. Zur Erinnerung: Kurz vor der Fertigstellung der Verlängerung der Linie 4 von Borgeld bis Lilienthal war das Generalunternehmen Walthelm pleite gegangen und hatte die Arbeit auf der Baustelle eingestellt. Kurzfristig erhielt die Firma Matthäi den Auftrag, das Straßenbahnprojekt zu vollenden. Der Wechsel hat den Bau der Linie 4 verteuert, unklar bleibt vorerst, was unterm Strich wirklich heraus gekommen ist und welchen Anteil daran die Gemeinde, die Länder Niedersachsen und Bremen oder auch der Bund tragen.
Wäre es nach der Initiative Pro Lilienthal gegangen, hätte die Straßenbahnverlängerung in Lilienthal nie gebaut werden dürfen. Sie interessiert, wie viel das Projekt am Ende wirklich gekostet hat und dringt darauf, von den verantwortlichen Stellen eine Auskunft zu bekommen. Alfred Werner und Karsten Michaelis verweisen darauf, dass sie mehrere Telefonate mit Beamten der Länder Bremen und Niedersachsen geführt haben und aufgrund der Aussagen eigentlich erwartet hatten, dass das Zahlenwerk zum Jahresbeginn 2025 vorliegt. Nachdem mehr als ein halbes Jahr ins Land gegangen ist, hakten sie bei der WBL nach. Sie halten es für ein Unding, dass die Abrechnung elf Jahre nach der Inbetriebnahme der Straßenbahnlinie 4 zwischen Lilienthal und Borgfeld immer noch auf sich warten lässt. Die Initiative erwartet von Bürgermeister Kim Fürwentsches, das Thema zur Chefsache zu machen und sich dafür einzusetzen, dass das Zahlenwerk fertiggestellt wird.
Die Initiative nimmt den Brief der WBL nun zum Anlass, weiter nachzuhaken. Sie kündigt an, sich erneut mit einer Anfrage zur Abschlussrechnung an die zuständigen Stellen beim Bund und den Ländern Bremen und Niedersachsen zu wenden.
Info
Rückkehr der Linie 4 S hängt vom Brückentest ab
Unter dem Motto „Watt mutt dat mutt“ ist Bremen dabei, die maroden Brücken über die Weser zu reparieren. Die Arbeiten und Sperrungen haben auch Auswirkungen auf den Takt der Straßenbahnlinie 4 in Lilienthal. Die 4 S als schnelle Verbindung in Richtung Bremen und zurück ist bereits seit Ende vergangenen Jahres nicht mehr auf der Strecke im Einsatz. Eine Aussage dazu, wann die Linie 4 S wieder in den Fahrplan aufgenommen wird, kann die Bremer Straßenbahn AG derzeit nicht treffen. Alles hängt davon ab, wie der Belastungstest für die marode Bürgermeister-Smidt-Brücke ausfällt, der im August beginnen soll. Fällt die Langzeituntersuchung positiv aus, könnte die Straßenbahnlinie 1 wieder über die Bürgermeister-Smidt-Brücke geführt werden. Aktuell wird sie über die Wilhelm-Kaisen-Brücke umgeleitet, die sie sich unter anderem mit der Linie 4 teilen muss. Bei der Rückkehr der Linie 1 auf ihre alte Route wäre dann Luft, um auch die Linie 4 wieder in einem engeren Takt fahren zu lassen, und dann könnte die BSAG auch die Schnellverbindung wieder einführen. „Wenn der Test positiv verläuft, kann die Linie 1 auf die Bürgermeister-Smidt-Brücke zurückkehren und die Wilhelm-Kaisen-Brücke wäre für die anderen Linien wieder mehr befahrbar“, sagt BSAG-Sprecher Andreas Holling. Das Amt für Straßen und Verkehr hatte der Umleitung der Linie 1 über die Wilhelm-Kaisen-Brücke zugestimmt, aber zur Bedingung gemacht, dass unterm Strich nicht mehr Fahrten von Straßenbahnen als bisher erlaubt sind. Daher musste der Fahrplan ausgedünnt werden, was sich bis nach Lilienthal auswirkt.