Schon lange ist das, was das Völkerkundemuseum im GRASSI zeigt, keine statische Ausstellung mehr. Immer mehr wird die Ausstellung interaktiv, fordert die Besucher zum Mitmachen heraus. Motto: „Reinventing GRASSI“. Im Rahmen des Projektes „Reinventing“ wandelt sich das Haus Schritt für Schritt zu einem Netzwerkmuseum. Mit der Eröffnung von weiteren Ausstellungsteilen gibt das Museum immer wieder neue Einblicke in diesen fortlaufenden Prozess. Dazu gehören auch aktuelle Interventionen wie „Rapid Reponse“. Darin geht es um Israel und Palästina. Auf ganz privater Ebene.
Das Jahr 1949: In der Stadt Haifa begegnen sich die israelisch-jüdische Chaya Gerber und der palästinensisch-israelische Emile Touma. Sie verlieben sich, heiraten und setzen sich fortan für die Versöhnung zwischen Israel und Palästina ein.
Ihr gemeinsamer Sohn Michael Touma sucht in der Präsentation nach den Verbindungs- und Lebenslinien zwischen Keramiken, Film und dem Schmuck der Sammlung Dr. Bir. Er versucht die Geschichte seiner Eltern zu erzählen und ihre Version von einem friedlichen Zusammenleben zwischen Israel und Palästina aufzuzeigen: Die Filme, die Archivmaterialien seines Vaters und die ausgestellten Arbeiten seiner Mutter porträtieren ein vielschichtiges Israel und verdeutlichen ihren Einsatz für verbindende Geschichte(n) der jüdischen und arabischen Bevölkerung in ihrer Heimat Haifa.
Die Rapid Response wurde erarbeitet durch den ZEOK e.V. und der Stiftung Sammlung Dr. Bir, die beide in 2024 ihr 20-jähriges Bestehen begehen. Und da das Thema mOnart für Monat aktuell bleibt, wurde diese Intenention in der Ausstellung bis zum 26. Oktober verlängert.
Schutz!
Unter der Überschrift „Reinventing Grassi“ werden auch immer wieder neue Ausstellungsteile gestaltet, in denen mit historischen Ausstellungsstücken in neuen Zeitbezüge umgegangen wird. So auch in dem im Januar eröffneten Ausstellungsteil mit dem Titel „Schutz!“
Ein höchst aktueller Titel, wenn man bedenkt, wie gefährdet viele Kulturen gerade im Süden des Globus inzwischen sind.
Aber diese Gefährdung des elementaren Lebens fand auch schon in der Geschichte ihren Niederschlag in Kulten und Praktiken, die Menschen an Lebenswendepunkten besonderen Schutz angedeihen lassen sollten.
Der neue Ausstellungsteil widmet sich dem globalen Thema Schutz, das durch Kriege, Pandemien oder Klimakatastrophen zunehmend im Fokus von internationalen Debatten steht. Denn Schutz bedeutet Sicherheit sowie Geborgenheit und zählt zu den grundlegenden Bedürfnissen jedes Menschen. Was wir schützen, warum und wie wir es tun, unterscheidet sich je nach Perspektive, Ort und Zeit.
Den Ausgangspunkt dieses Ausstellungsraums bilden die mit Henna bemalten Textilien der Gemeinschaft der Feija aus dem Südosten Marokkos. Die darauf gemalten Symbole bringen Segenskraft und schützen vor bösen Geistern. Die Textilien wurden von Annette Korolnik-Andersch gesammelt und dem Museum für Völkerkunde Dresden 2019 gestiftet. Den Hennatextilien werden Sammlungsobjekte des GRASSI Museums für Völkerkunde aus anderen Regionen der Welt gegenübergestellt. Die Verbindungen dieser globalen und lokalen Perspektiven bietet Einblicke in die vielschichtige Bedeutung von Schutz.
GRASSI Museum für Völkerkunde. Öffnungszeiten: Dienstag – Sonntag von 10 bis 18 Uhr.
Eintritt: Dauerausstellungen freier Eintritt – bei Festen und Veranstaltungen können sich die Eintrittspreise ändern
Und auch das Sommerprogramm im GRASSI Museum für Völkerkunde geht weiter.
Einige der nächsten Veranstaltungen im Sommerprogramm
Dienstag, 5. August, 13 bis 16 Uhr: Sommer im GRASSI, Ferienprogramm: Graffiti Workshop – Erleben, Gestalten, Entdecken Entdecke die Welt der Farben in unserem Graffiti-Workshop für Kinder! Unter Anleitung lernen die Kids spielerisch den Umgang mit Sprühdosen und gestalten ihr eigenes kleines Kunstwerk. Altersempfehlung ab 7 Jahre. Anmeldung unter: vermittlung.mvl@skd.museum, Eintritt 6/4 €
Sonntag, 10. August, 15 bis 16 Uhr: Führung „Jenseits binärer Grenzen“. Welche Geschlechterkonzepte gab es jenseits der Einteilung von Frau und Mann und wie wurden sie durch den Kolonialismus verdrängt? Der Teilbereich (un)sichtbar thematisiert, wie rein männliche Sichtweisen durchbrochen werden können und welche Geschichten (wieder) sichtbar gemacht werden müssen. Teilnehmerzahl begrenzt. Anmeldung unter: vermittlung.mvl@skd.museum. Eintritt 6/4 €
Mittwoch, 13. August, 18 bis 20 Uhr: Lesung und Gespräch „Weltwandlerinnen Live – über reisende Frauen und Freiheit“. Autorin Pauline Picker und Sarah Muehl, Mitgründerin von The Female Explorer, entführen in die Welt reisender Frauen, die ihre eigenen Wege abseits gesellschaftlicher Erwartungen gehen. Im Buch „Weltwandlerinnen“ teilt Pauline ihre Erlebnisse aus 7 Reisejahren und portraitiert 12 inspirierende Frauen und ihre außergewöhnlichen Lebenskonzepte. Kommt mit Euren Picknickdecken und Campingstühlen in den GRASSI Innenhof und entdeckt weibliche Perspektiven auf Freiheit, Reisen und Abenteuer. Eintritt 5€
Sonntag, 17. August, 14 bis 15.30 Uhr: GRASSI unterwegs „Koloniale Spuren im Botanischen Garten der Universität Leipzig“. Die Geschichte der Botanischen Gärten in Deutschland und Europa ist untrennbar mit dem Kolonialismus und der europäischen Expansion verbunden. Viele Pflanzen stammen aus Kolonien und sind heute Teil der Pflanzensammlungen. Die Führung geht diesen Spuren im Botanischen Garten der Universität Leipzig nach und fragt nach Verbindungen zum GRASSI Museum für Völkerkunde. Eintritt 6€/5€ ermäßigt
Samstag, 23. August, 11 bis 17 Uhr: Sommerfest „10 Jahre Wunderfinder“. Packt Eure Picknickkörbe und kommt zum fröhlichen Wunderfinder-Sommerfest! Das Bildungsprogramm „Die Wunderfinder“ der Bürgerstiftung Leipzig wird 10 Jahre alt – ein Grund zum Feiern! Im Innenhof des Grassimuseums erwartet euch ein vielfältiges Programm mit Musik, Tombola, Spielen und Unterhaltung für alle Altersgruppen. Freut euch auf einen unvergesslichen Nachmittag voller Überraschungen! Eintritt frei
Sonntag, 24. August, 14 bis 17 Uhr: GRASSI unterwegs, Fahrradtour: Auf kolonialen Spuren der Stadt. Der deutsche Kolonialismus hat tiefe Spuren in den städtischen Räumen hinterlassen – auch im Stadtbild von Leipzig. An Gebäuden, Denkmälern und Orte finden sich noch heute Spuren dieser Zeit. Kommt mit auf eine Radtour und lasst uns gemeinsam Orte kolonialer Vergangenheit besuchen. Anmeldung unter: vermittlung.mvl@skd.museum Eintritt 8/6 €