Es geht wie eine Welle durchs Land: Ob Bund, ob Land, ob Kommune – überall wird gespart, gestrichen, gekürzt. Der Rotstift regiert. Auch in Sachsen. Und das trifft jetzt auch die Universität Leipzig, die vor einem massiven strukturellen Haushaltsdefizit von 16 Millionen Euro für die Jahre 2026 bis 2028 steht. Die Hochschulleitung reagiert mit einem zweistufigen Konsolidierungsplan.

Doch das könnte schwerwiegende Folgen für Lehre, Forschung und Studienbedingungen haben, befürchtet der Student*innenRat (StuRa) der Universität Leipzig. Er warnt vor einem schleichenden Substanzverlust und fordert ein Umdenken in der sächsischen Hochschulpolitik. Hauptgrund für das Defizit sind die Tarifsteigerungen im Öffentlichen Dienst.

Trotz des Millionendefizits von 16 Millionen Euro an der Universität Leipzig soll es keine betriebsbedingten Kündigungen geben. Das sagte Uni-Rektorin Eva Inés Obergfell im Interview mit MDR SACHSEN. Zudem sollen Studienangebot und Fächervielfalt bewahrt bleiben. „Wir setzen alles daran, dass die Qualität der Lehre erhalten bleibt“, betonte Obergfell.

Das will der StuRa so recht nicht glauben.

Das bedroht die Lehrqualität

„Das Ausbleiben der Sonderzuweisungen des Freistaates reißt ein riesiges Loch in den Haushalt. Diese Mittel sind kein Bonus, sondern essenziell für eine qualitativ hochwertige Ausbildung, für exzellente Forschung – und um gesetzliche Tariferhöhungen überhaupt stemmen zu können“, erklärt David Rennert, Referent für Lehre und Studium im StuRa. „Die Politik überträgt den Hochschulen immer mehr Aufgaben, ohne die nötigen Ressourcen bereitzustellen. Das ist unverantwortlich.“

Besonders kritisch sieht der StuRa, dass der geplante Personalabbau über „natürliche Fluktuation“ ausgerechnet jene trifft, die schon heute unter prekären Bedingungen arbeiten: befristet beschäftigte akademische Mitarbeitende. Damit würden Lehrqualität und Betreuungsrelation weiter unter Druck geraten – zum Nachteil der Studierenden.

Auch die angekündigte Überprüfung „wenig frequentierter“ Studiengänge alarmiert den StuRa. Gerade die Fächervielfalt sei ein Aushängeschild der Universität Leipzig: „Wer an den kleinen Fächern spart, gefährdet den Charakter einer Volluniversität und opfert Bildung einer ökonomischen Logik“, so Rennert.

Zwar begrüßt der StuRa ausdrücklich, dass Studierende unter Vertrauensschutz ihr begonnenes Studium sicher abschließen können – doch das reicht nicht aus: „Wir fordern nicht nur Bestandsschutz, sondern Planungssicherheit und Qualität für alle“, fügt Lily Landschreiber, Referentin für Lehramt, hinzu.

Alle Jahre wieder

Die Vorgänge erinnern an die Kürzungsdiskussionen vor 15 Jahren, als der Freistaat seinen Hochschulen schon einmal eine rigide Sparkur verordnete.

„Wir schauen uns kritisch an, welche Aufgaben gesetzlich vorgeschrieben sind, welche wir mit effizienteren Prozessen erfüllen können und welche Aufgaben wir künftig nicht mehr erbringen können“, sagte Obergfell gegenüber dem MDR.

Nur: Wie soll das Fächerangebot mit vermindertem Personal erhalten bleiben? Der StuRa appelliert an den Freistaat Sachsen, die Hochschulen im Freistaat endlich mit ausreichenden Mitteln auszustatten und auch wieder Sonderzuweisungen zur Verfügung zu stellen, um die realen Bedarfe zu decken.

„Erhalten Sie die Vielfalt und Attraktivität sächsischer Hochschulen!“, appelliert der StuRa an die Staatsregierung. „Ein echter Konsolidierungsprozess braucht Transparenz, Dialog und Mitbestimmung. Das für den 20. Oktober angekündigte Townhall-Meeting ist ein erster Schritt – nun muss die Landespolitik folgen.“