Berlin – Es ist ganz offensichtlich, dass die Vergütungen an der Spitze der Staatsbetriebe viel zu hoch sind, und es bleibt das Geheimnis der Koalition aus CDU und SPD, warum sie an dieser Stelle nicht endlich spart.

Trotz der immer größeren Haushaltslöcher und einer Verschuldung in nie dagewesener Höhe zahlt der Senat seinen Managern astronomische Gehälter. Gemeint sind die Chefetagen der landeseigenen Unternehmen.

Die Vorstandsvorsitzenden kommen auf ein Bruttojahresgehalt von bis zu einer halben Million Euro, doppelt so viel, wie der Regierende Bürgermeister bezieht. Vier Beispiele: IBB-Chef: 498.000 Euro; Flughafen-Chefin: 483.000; Messe: 480.000; BVG: 452.000; Vivantes: 429.000; BSR: 387.000 Euro.

Senat zahlt astronomische Gehälter

Diese Gehälter setzen sich aus einem Grundeinkommen und Zusatztleistungen (Boni) zusammen. Die Zusammensetzung ist undurchsichtig. Vor drei Jahren stellte der Landesrechnungshof einen „Wildwuchs“ im Bonussystem der Landesbetriebe fest. Es fehlten Regeln, wofür die Boni gezahlt würden, und Kontrollmöglichkeiten, ob sie gerechtfertigt seien. Der Rechnungshof kündigte eine Überprüfung der Bonussysteme an.

Die Chefs der landeseigenen Unternehmen bekommen vom Senat bis zu 500.000 Euro im Jahr – das ist doppelt so viel, wie Berlins Bürgermeister Kai Wegner verdient

Die Chefs der landeseigenen Unternehmen bekommen vom Senat bis zu 500.000 Euro im Jahr – das ist doppelt so viel, wie Berlins Bürgermeister Kai Wegner verdient

Foto: Soeren Stache/picture alliance/dpa

Begründung der Bonuszahlungen kaum nachvollziehbar

Dazu ist es aber bisher offenbar nicht gekommen. Eine Recherche der Tageszeitung WELT ergab, dass die Begründung für die Belohnung der Manager mit Boni weiterhin kaum nachvollziehbar ist. So werden dem Chef der Messe Berlin und seinem Stellvertreter in diesem Jahr jeweils etwa 38.000 Euro in Aussicht gestellt, wenn sie neue Messekonzepte entwickeln.

Auch interessant

Anzeige

Auch interessant

Anzeige

Der Vorstandsvorsitzenden der BSR werden Boni in Höhe von 163.000 Euro versprochen, davon 15 Prozent dafür, dass sie ein neues „Bioabfallsammlungskonzept“ entwickelt.

Die beiden Geschäftsführer der Tegel Projekt GmbH, die den Flughafen Tegel einer neuen Bestimmung zuführen sollen, bekommen Boni für die „Durchführung einer Analyse zur Mitarbeiterzufriedenheit bis Ende des Jahres“.

Nun würde man denken, dass es zu den Kernaufgaben des Messechefs gehört, „neue Messekonzepte“ zu entwickeln, dass sich die BSR-Chefin natürlich Gedanken um den Biomüll macht und die Tegel-Manager nach der Zufriedenheit ihrer Mitarbeiter fragen. Weshalb bekommen sie dafür alle einen Zuschlag auf das ohnehin hohe Gehalt?

Gibt es keine guten Manager mehr?

Wenn man fragt, warum überhaupt so hohe Gehälter gezahlt werden, bekommt man zur Antwort, dass anders auf dem Arbeitsmarkt keine guten Manager zu finden wären. Das klingt überzeugend, doch die Wirklichkeit sieht anders aus.

Nehmen wir etwa den Chefsessel der BVG: Dort sollte auf Betreiben der SPD unbedingt eine Frau sitzen. Also wurde 2010 Sigird Nikutta vom Staatsbetrieb Deutsche Bahn geholt. Als ihre Nachfolgerin holten die Grünen 2020 Eva Kreienkamp von der kommunalen Mainzer Verkehrsgesellschaft. Ihr folgte 2024 Henrik Falk, ein alter Fahrensmann der BVG.

Man hat die BVG-Spitze also gar nicht nach Qualifikation, sondern nach anderen Kriterien besetzt, und also müsste es auch das hohe Gehalt nicht geben. Es ist ganz offensichtlich, dass die Vergütungen an der Spitze der Staatsbetriebe viel zu hoch sind, und es bleibt das Geheimnis der Koalition aus CDU und SPD, warum sie an dieser Stelle nicht endlich auch einmal sparen will.

Hat Gunnar Schupelius recht? Schreiben Sie an: gunnar.schupelius@axelspringer.de