Der Prinzipalmarkt liegt zwischen St. Paulus-Dom und der St. Lambertikirche inmitten der Münsteraner Altstadt. Im Zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstört, wurden die Häuserzeilen in einheitlicher Formensprache wiederaufgebaut. Auch das Haus am Prinzipalmarkt 41 gehörte dazu allerdings wirkte es durch seinen kleineren Behelfsgiebel lange zurückhaltender als die Nachbarbauten. Nun erhielt es einen neuen Giebel, der sich in Maßstab und Ausdruck besser einfügt und gleichzeitig die Geschichte des Hauses wahrt. Der Entwurf für die neue Fassade stammt vom Büro Achterkamp + Möller Architekten (Steinfurt). Sanierung, Umbau und Ausführungsplanung verantworteten Mensen + Zora Architekten (Münster).
Die Geschichte des Prinzipalmarkts geht bis ins 11. Jahrhundert zurück. Sandsteinfassaden und abgetreppte Schildgiebel prägen den Straßenraum. Die Verkaufsflächen im Erdgeschoss sind durch Arkadengänge mit Rund- und Spitzbögen um mehrere Meter nach hinten versetzt. Das 1523 errichtete Gebäude mit der Nummer 41 glich bis zu seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg der Gestalt seiner Nachbarn und wurde als Wohn- und Geschäftshaus sowie für die kleingewerbliche Produktion genutzt. Zwischenzeitlich besaß der Führer der Täufer-Bewegung Bernd Knipperdolling das Haus und nutzte es als Druckerei. In der Nachkriegszeit wurde das Gebäude nach Plänen der Architekten Heinrich Benteler und Alfred Wörmann neu errichtet. Mangels finanzieller Mittel der Eigentümerfamilie entschied man sich jedoch für einen Behelfsgiebel, der übergangsweise den gotischen Stufengiebel ersetzen sollte.
Diese Notlösung dauerte bis 2021 an. Auf Vorschlag des städtischen Gestaltungsbeirats lobte der private Bauherr einen geladenen Wettbewerb für die Neugestaltung der Fassade aus, in dem sich Achterkamp + Möller durchsetzten. Ihr flächig gestalteter, gleichschenkliger Giebel aus Sandsteinquadern führt das Bestandsmauerwerk fort und greift das Erscheinungsbild des Behelfsbaus auf, wodurch er sich deutlich von seinen Nachbarn abhebt. Er ist selbsttragend und mit einem Backsteinmauerwerk rückverankert. Die schlanken, mittig angeordneten, rippenartigen Wandöffnungen verleihen dem Bau eine gewisse Strenge. Die vertikalen Laibungen sind in unterschiedlichen Winkeln abgeschrägt und sollen den Lichteinfall im Innenraum optimieren.
Das Erdgeschoss wird weiterhin für den Einzelhandel genutzt. Im zweiten und dritten Obergeschoss brachten die Architekt*innen von Mensen + Zora je zwei kompakte Wohneinheiten mit offenem Grundriss unter. Im dritten Obergeschoss wurde unter dem Dachfirst eine offene Galerieebene mit Schlafnische realisiert. Die straßenseitige Wohneinheit ist durch eine Loggia zu den vertikalen Öffnungen in der Giebelfassade zurückversetzt. Insgesamt umfasst das Haus nun rund 600 Quadratmeter Nutzfläche, die Kosten für den Neubau und die Sanierung werden mit 1,3 Millionen Euro angegeben.
Text: Lisa Eyink
Fotos: Roland Borgmann
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