Kiel. Die Gemeinschaftsschule in Kiel-Friedrichsort wurde seit Anfang des Jahres immer wieder mit Hakenkreuzen und Parolen wie „Ausländer raus“ beschmiert. Nun hat die Polizei einen 16-jährigen Tatverdächtigen festgestellt. „Die Ermittlungen sind abgeschlossen“, berichtet Stephanie Lage, Sprecherin der Polizeidirektion Kiel. Demnächst werde die Akte an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet.
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Der ehemalige Schulleiter Manfred Behrens hatte im Verlauf der Monate neun Strafanzeigen gestellt. „Das entspricht nicht dem Geist unserer Schule“, sagte er damals.
Offenbar galten die Schmierereien dem Leiter der Ton-AG, Fred Bitahwa. Denn sie tauchten immer dort auf, wo er unterrichtete. Der 58-jährige Diplom-Keramiker kam 1988 aus Uganda nach Deutschland und studierte von 1992 bis 1996 an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel.
Rechtsextremismus in Friedrichsort: Breites Bündnis gegen Rassismus
Gleich nach dem ersten Vorfall hatte ein breites Bündnis aus Kirche, Schule, Politik und Vereinen zu einer Demonstration durch Friedrichsort aufgerufen, um ein Zeichen gegen Rechtsextremismus und für ein weltoffenes und friedliches Miteinander zu setzen. Über 1000 Menschen folgten dem Aufruf. Doch die Schmierereien gingen weiter.
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Daraufhin initiierte die Schülerschaft des Kunstprofils gemeinsam mit Nora Kruse, Leiterin der Kunstfachschaft, eine T-Shirt-Aktion. Ziel war es, ein gemeinsames Symbol gegen Rassismus und für Zusammenhalt zu schaffen. Entstanden ist ein Motiv, das zwei Hände zeigt, die solidarisch ineinandergreifen und ein Herz formen.
Rechtsextremismus in Friedrichsort: 16-Jähriger prahlte vor Mitschülern
Nach Informationen der Kieler Nachrichten handelt es sich bei dem Tatverdächtigen um einen ehemaligen Schüler, der die Schule nach der neunten Klasse verlassen hatte. Vor ehemaligen Mitschülern soll er mit seinen Taten geprahlt haben, weshalb man auf ihn aufmerksam geworden sei.
Die Polizei wollte zu dem Tatverdächtigen keine weiteren Angaben machen. Derzeit werde eine entsprechende Akte für die Staatsanwaltschaft fertiggestellt. Die entscheidet, ob überhaupt ein Verfahren eingeleitet wird.
Bei einer ersten Kunstaktion mit der Gemeinschaftsschule Friedrichsort wurden bereits die ersten Verteilerkästen von Hakenkreuzen befreit und verschönert.
Quelle: Michael Gedamke
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Inzwischen sind jedoch erneut Nazi-Symbole in Friedrichsort aufgetaucht. Besonders betroffen ist das Stadtteilzentrum zwischen Liliencronstraße und Leuchtturmplatz. In der Nacht auf den 19. Juli wurden zahlreiche Hakenkreuze auf Stromkästen, an Häuserwänden und sogar auf Lieferwagen gesprüht. „Die wurden alle zur Anzeige gebracht“, sagt der stellvertretende Ortsbeiratsvorsitzende Michael Gedamke, dessen Straße ebenfalls betroffen war.
Auf die Frage, ob auch diese neuen rechtsextremen Schmierereien von dem 16-Jährigen stammen könnten, sagte Polizeisprecherin Lage: „Nach dem jetzigen Ermittlungsstand können wir ihm die Straftaten nicht zuordnen.“ Insgesamt seien zwischen 1. Mai und 4. August in Pries-Friedrichsort 23 Hakenkreuz-Schmierereien angezeigt worden, so Lage. In Bezug auf rechtsextremistische Symbole sind Teilbereiche von Pries-Friedrichsort auffällig. „Das Problem ist bekannt“, sagt Lage. Solche Orte stünden unter besonderer Beobachtung und werden auch von Polizisten in ziviler Kleidung bestreift.
KN