Stand: 05.08.2025 19:11 Uhr
Neben Hannover und Kiel haben sich weitere Städte bereit erklärt, schutzbedürftige Kinder aus Gaza und Israel aufzunehmen. Sie wenden sich mit einem gemeinsamen Schreiben an das Bundesinnen- und Bundesaußenministerium.
In dem Schreiben fordern neben den Landeshauptstädten von Niedersachsen und Schleswig-Holstein, Hannover und Kiel, die Städte Düsseldorf, Leipzig und Bonn, „die rechtlichen und organisatorischen Voraussetzungen für die humanitäre Initiative zu schaffen“. Das teilte ein Sprecher der Stadt Hannover mit. Die Lage in Gaza und Israel beschäftige nicht nur die internationale Öffentlichkeit, sondern bewege auch Städte und Gemeinden in Deutschland, heißt es in dem Schreiben. Die Kommunen hätten die erforderliche Infrastruktur und könnten Betreuung sowie psychologische und medizinische Versorgung gewährleisten. Benötigt werde dafür jedoch ein geordnetes Verfahren auf Bundesebene.
20 Plätze in Hannover
Die Stadt Hannover hatte in der vergangenen Woche angekündigt, 20 Kinder aufnehmen zu können. Es sei auch möglich, sie in Pflegefamilien zu vermitteln, heißt es nun. Demnach kommt Unterstützung für die Initiative von der palästinensischen Gemeinde Hannover und vom Landesverband Jüdischer Gemeinden Niedersachsen. Zudem könnten die Kinder in den Kliniken der Region Hannover medizinisch versorgt werden.
Zeichen für Humanität aus Kiel
Wie viele Kinder die Stadt Kiel aufnehmen will, stehe noch nicht fest, sagte Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD) am Dienstag. Es gehe um ein Zeichen für Humanität: „Wenn man konkret einem Kind helfen kann, sei es, wenn es ein Waisenkind ist, vielleicht durch eine Pflegefamilie, sei es durch medizinische Versorgung, sind jetzt ganz viele Möglichkeiten denkbar.“ Die stellvertretende Regierungssprecherin von Schleswig-Holstein, Frauke Zelt, sieht jetzt den Bund in der Pflicht. „Länder und Kommunen können nur im Einvernehmen mit dem Bundesinnenministerium Menschen aufnehmen. Entsprechende Instrumente vorzuschlagen, obliegt der Bundesregierung.“ Die Landesregierung habe sich dazu aktuell noch nicht beraten, so die Sprecherin.
Die Pressekonferenz im Neuen Rathaus in Hannover in voller Länge.
Initiative ist von vielen Faktoren abhängig
Am Montag hatte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums dem Evangelischen Pressedienst gesagt, noch würden keine Anfragen vorliegen, „die sich mit diesem Thema befassen“. Wenn es darum gehe, Menschen aus humanitären Gründen aufzunehmen, müsse das Ministerium zustimmen. Ob solche Initiativen umsetzbar seien, hänge „entscheidend von der Sicherheitslage, der Möglichkeit der Ausreise und weiteren Faktoren ab“. Derzeit würden konkrete Vorhaben geprüft, die „Ausweitung der medizinischen Hilfe vor Ort und in regionaler Nähe“ stehe dabei im Fokus. Auf Anfrage des NDR Niedersachsen hieß es am Dienstag, mit dem Schreiben der Städte habe sich der Sachstand zunächst nicht geändert.
Kritik an Initiative von Auswärtigem Amt
Vom Auswärtigen Amt in Berlin kommt laut dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ Kritik an der Initiative der Städte. „Diese Idee ist nett für den Wahlkampf“, sagte Staatsministerin Serap Güler (CDU) gegenüber der Zeitung (Mittwoch-Ausgabe). Den Menschen helfe die Initiative allerdings nicht. „Viel wichtiger und hilfreicher ist es, Länder in der Region zur Aufnahme zu motivieren“, so Güler. Hier sei Deutschland bereits aktiv und biete auch weitere Unterstützung an. „Diesen Menschen kann am schnellsten und besten direkt in der Region geholfen werden und nicht indem man sie für den Wahlkampf instrumentalisiert und ihnen diese lange Reise zumutet“, zitiert die Zeitung die Staatsministerin.
Auch zwei Flugzeuge der Luftwaffe vom Typ A400M aus Wunstorf verteilen die Güter. Zuletzt gab es Kritik an der Aktion.
Die Landesregierung begrüßt die Initiative, 20 Betreuungsplätze für Kinder sofort zur Verfügung zu stellen.
Für SPD-Sprecher Adis Ahmetovic ist eine Luftbrücke „ineffizient“. Dienstag sind zwei A400M in Wunstorf bei Hannover gestartet.
Tagesschau.de berichtet über die Entwicklungen am Dienstag, 5. August.