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Ein Pionier unter den Online-Jobportalen hat Insolvenz angemeldet – und steht in den USA vor dem Aus. Wie es mit dem deutschen Ableger weitergeht, ist offen. Der Europa-Chef tobt.
Eschborn – Die Ära von Monster.de neigt sich wohl langsam, aber sicher dem Ende zu: Die Internetseite des deutschen Ablegers des US-amerikanischen Online-Jobportals ist seit dem 30. Juli nicht mehr erreichbar. Hintergrund ist wohl das Insolvenzverfahren des Mutterkonzerns, Monster Worldwide Ince, in den USA, das Ende Juni beantragt wurde. Eine laut Konzernchef Jeff Furman „herausfordernde und unsichere Wirtschaftslage“ sowie laut Reuters Schulden in Höhe von 393 Millionen US-Dollar sorgten letztlich dafür, dass der US-Konzern nach 30 Jahren Online-Stellenanzeigen wohl aus dem World Wide Web verschwinden wird.
Viele Fragen nach der Insolvenz von Monster – Europäische Niederlassungen beklagen Informationsarmut
Laut Unternehmensangaben gehe es bei dem Insolvenzverfahren nun darum, die unterschiedlichen Gesellschaften separat zu verkaufen. Zum Konzern-Portfolio zählten neben dem bekannten Monster-Stellenportal auch eine Tochterfirma, die Software für Regierungen anbietet. Nach einigen gescheiterten Verkaufsversuchen – etwa durch die US-amerikanische App für Job-Netzwerke JobGet – erhielt nun das Karriereportal Bold den Zuschlag für das Online-Stellenportal von Monster.
Das von zwei ehemaligen Monster-Mitarbeitern gegründete Unternehmen zahlte rund 27 Millionen US-Dollar – fast viermal so viel wie das Anfangsgebot von JobGet.
Einst gefeierter Online-Pionier mit kreativen Werbeclips – heute insolvent und Chaos auf Chefetage
Einst zählte Monster als Emporkömmling der Dotcom-Ära zu den Pionieren unter den Online-Jobportalen. Besonders in den 1990er und 2000er Jahren galt Monster als einer der Branchenprimusse, der sogar während der Halbzeitpausen beim US-amerikanischen SuperBowl Werbeclips platzierte.
Ein Bild aus der Vergangenheit: Seit Ende Juli ist die Website von der Online-Stellenbörse Monster.de nicht mehr abrufbar. Der US-amerikanische Mutterkonzern hat Insolvenz angemeldet. ©
IMAGO / Hanno Bode
Auch in Deutschland war Monster mit kreativen Werbekampagnen im Fernsehen bekannt geworden. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass Konkurrenten wie Glassdoor oder das zu Microsoft gehörende Karrierenetzwerk LinkedIn den Markt für Monster verengt haben. Im Herbst 2024 hatte der Konzern noch einen letzten Rettungsversuch unternommen und mit der Karriere-Plattform CareerBuilder fusioniert – ohne Erfolg, wie sich jetzt zeigt.
35 deutsche Mitarbeiter wissen nicht wie es weiter geht – doch das Aus von Monster.de ist beschlossen
Wie es mit den europäischen Dependancen weitergeht, bleibt allerdings weiterhin offen. Laut dem europäischen Vertriebsdirektor Matteo Nicolo habe sich bisher im Konzern niemand dafür interessiert, „was mit dem europäischen Markt passieren wird“, wie er gegenüber der WirtschaftsWoche erklärte. Zwar sei den rund 200 Mitarbeitern im Rahmen des Insolvenzverfahrens vom Mutterkonzern mitgeteilt worden, dass ihr Beschäftigungsverhältnis bald auslaufen könnte. Doch weitere Informationen blieben die US-Amerikaner schuldig – vielmehr folgte in Frankreich ein Zahlungsstopp, sodass sich die Belegschaft die Gehälter gerichtlich erstreiten musste.
Die rund 35 Mitarbeiter des deutschen Ablegers erhielten ihre monatlichen Lohnzahlungen hingegen weiter. Das Problem sind die Markenrechte, die bei den neuen Besitzern von Bold liegen. Da die europäischen Tochterfirmen um Monster.de nicht zum Kaufpaket zählten, sind die Ländergesellschaften über Nacht handlungsunfähig geworden. Rund zwei Tage vor der Abschaltung der Tochterportale ging bei den europäischen Führungskräften eine Mail von Bold ein, in der die neuen Eigentümer eine globale Stellenkürzung von 935 auf nur noch 350 Beschäftigte ankündigten – zu denen Bold laut Kaufvertrag verpflichtet ist.
Vom Aus per Zufall erfahren: Website plötzlich nicht mehr aufrufbar – Verkauf bringt Millionen für US-Mutter
Auch von der vorübergehenden Einstellung der Portale handelte die Mail, allerdings ohne konkrete Details. „Wir wurden nicht darüber informiert, wann genau die Seiten abgestellt werden, sondern haben es per Zufall mitbekommen“, ärgert sich Nicolo. Obwohl der deutsche Dienst Monster.de noch immer liquide ist, soll im Hintergrund bereits ein externer Berater die Abwicklung des Geschäfts prüfen. 2022 hatte der Umsatz noch bei 26 Millionen Euro gelegen, der allerdings für 2024 nur noch auf neun Millionen Euro kalkuliert wurde. Offizielle Zahlen liegen nicht vor.
Während des Insolvenzverfahrens hatte Furman von „schwierigen, aber notwendigen Entscheidungen“ gesprochen. Diese sollen aber helfen, die laufenden Kosten zu reduzieren und einen nahtlosen Übergang unserer Geschäftsbereiche zu gewährleisten. Mit dem Verkauf des gesamten Portfolios CareerBuilder und Monster sollen insgesamt zwischen 57 und 67 Millionen US-Dollar eingenommen werden.