„Die Schultern schmerzen etwas, dass lange Sitzen ist unangenehm, aber ansonsten gehts sehr gut.“ Etwas erschöpft aber dennoch mit einem Lächeln im Gesicht steigt Jan Wendorf am Campingplatz in Horstedt aus seinem Kajak. Das Begrüßungskomitee ist auch schon da. Wobei Komitee an dieser Stelle etwas übertrieben scheint. Es ist Thedinghausens Samtgemeindebürgermeisterin Anke Fahrenholz, die den Amtskollegen der Stadt Nienburg begrüßt – mit im Gepäck hat sie Brötchen, Kaffee und Kuchen. „So sind wir auf unserer Tour bisher noch nicht in Empfang genommen worden“, befindet der Nienburger Bürgermeister auch direkt. Aber was hat es mit diesem Besuch auf sich? Und wo soll die Reise noch hingehen?

Übung macht den Meister

Die Geschichte ist schnell erzählt: Im Rahmen des 1000-jährigen Stadtjubiläums hatte Nienburgs Bürgermeister Jan Wendorf gewettet, dass die Nienburger es nicht schaffen, eine 1000 Meter lange Tafel quer durch die Nienburger Innenstadt zu errichten. Sein Einsatz lautete: Er legt die rund 360 Kilometer auf der Weser von Hann. Münden, vorbei an seiner alten Heimat Rinteln und Nienburg bis nach Bremen per Muskelkraft im Kajak zurück. „Manchmal muss man die Nienburger etwas herausfordern“, wusste Jan Wendorf, bereits ahnend, dass er die Wette wohl verlieren würde. Und so kam es dann auch. Am 21. Juni präsentierten die Nienburger stolz eine 1217 Meter lange Festtafel in der Innenstadt.

Die Größe der Gruppe um Jan Wendorf (zweiter von links) wechselt. Es gibt aber einen festen Stamm.

Die Größe der Gruppe um Jan Wendorf (zweiter von links) wechselt. Es gibt aber einen festen Stamm.

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Ein Problem gab es allerdings: „Ich war zu dem Zeitpunkt kein geübter Kajak-Fahrer. Ich hatte das im Vorfeld schon mal gemacht, aber so eine lange Strecke bin ich nie gefahren“, gibt Wendorf zu. Also machte er gemeinsame Sache mit der Paddelsparte der Holtorfer SV. „Wir haben einige Übungsstunde absolviert, fleißig trainiert, und ich habe ein besseres Gefühl für das Kajak und das Wasser bekommen.“ Und der Bürgermeister, der diese Tour übrigens in seinem Urlaub macht, ist auch nicht alleine unterwegs. Ständige Begleiter auf der elftägigen Tour, die am Dienstag in Bremen endete, sind Paddler der Holtorfer SV. Einer von ihnen ist Philipp Keßler. Er hat die Tour samt Übernachtungen auf Campingplatzen auch geplant.

„Es gibt auf solche Touren natürlich auch einiges zu beachten“, weiß der geübte Kajak-Fahrer. „Es gibt beispielsweise Schleusen, die wir umtragen müssen, es gibt große Schiffe, und natürlich spielt auch das Wetter eine Rolle“, berichtet Keßler. „Eine kleine Herausforderung war das Wehr in Intschede, denn dort gab es eine schwere Lorenbahn für die Umtragung. Nachdem die Bahn jedoch das zweite Mal entgleiste, wurden die restlichen Kajaks doch per Bootswagen transportiert“, berichtet er in seinem Tour-Tagebuch.

Besuch auch in Dörverden

Am Tag vor der Ankunft in Horstedt hatte die Gruppe, die derzeit aus fünf Fahrerinnen und Fahrern besteht, Dörverden erreicht und dort übernachtet. Am frühen Montagmorgen ging es dann weiter, und zum Abschied kam Bürgermeister Alexander von Seggern vorbei.

Mit 45 Kilometern war die erste Etappe direkt die längste Strecke der insgesamt elf Tage. Sie begann am 26. Juli bei Weserkilometer null in Hann. Münden. Am zweiten Tag folgten ganze 35 Kilometer bis nach Holzminden. Es ging unter anderem weiter über Hameln, Minden, Rinteln, Stolzenau und Drakenburg. Bis dann schließlich der Landkreis Verden mit den besagten Stopps in Dörverden und Horstedt in Thedinghausen erreicht wurden. Zwischen diesen Gemeinden liegt die Distanz bei 38 Kilometern. Ein wahrer Kraftakt also.

Wind macht Kanuten zu schaffen

Dabei ist es vor allem der Wind, der den Kajak-Sportlern zu schaffen macht. „Das zerrt an den Kräften“, weiß Philipp Keßler. „Der Regen ist einem irgendwann egal. Wenn man nass ist, dann ist man nass.“ Allerdings konnten die Wassersportler auf ihrer Tour auch gutes Wetter genießen.

Neben der sportlichen Aktivität nutzt Wendorf die Tour aber auch zu Werbezwecken. „Natürlich will ich meine Stadt Nienburg auch etwas bekannter machen“, verrät er. Auch nutze er die Fahrt, um mit anderem Kommunen in Kontakt zu treten. So wie in Horstedt mit Anke Fahrenholz, wo sich beide unter anderem über den Weser-Radweg unterhielten. War die Tour wegen der Wettschuld eine Eintagsfliege oder soll sie wiederholt werden? „Ich kann mir sehr gut vorstellen, das wieder zu machen. Dann vielleicht 1000 Kilometer“, sagt Wendorf mit einem Lächeln.

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