Die Radsportler der Tour de France 2025 haben ein Getränk für sich entdeckt: Kirschsaft. Stars wie der spätere Sieger des Rennens Tadej Pogacar stürzten das rote Konzentrat aus ihren Flaschen nur so hinunter. Zahlreiche Medien berichteten in den vergangenen Wochen über den vermeintlichen „Zaubertrank“. Für ein Düsseldorfer Unternehmen war genau diese Aufmerksamkeit wohl die beste Art von Werbung. Bei der Firma Cellavent in Holthausen ist mittlerweile ein regelrechter Hype um das Produkt ausgebrochen.
„Unser Umsatz ist zuletzt um 30 bis 50 Prozent gestiegen“, sagt Prokurist Thomas Preuß. Das lasse sich eindeutig auch auf die Tour de France zurückführen. „Eigentlich ist es bei uns gerade im Sommer eher ruhiger“, so Preuß. Den roten Saft bietet Cellavent bereits seit Jahren an. Zu den Kunden gehören neben Menschen, die über den Online-Shop buchen, vor allem Apotheken oder auch Reformhäuser.
Die Geschäftsidee entwickelte Marcus Haag vor zwölf Jahren. Damals arbeitete er noch als pharmazeutischer Betriebswirt. In seiner Familie gab es allerdings Fälle von Gicht – bei der Stoffwechselkrankheit sammelt sich im Blut zu viel Harnsäure an. Zu den Symptomen gehören plötzlich auftretende, starke Schmerzen. Haag hörte davon, dass eine spezielle Kirschsorte unterstützend wirken könnte: Die Montmorency-Sauerkirsche.
Der Düsseldorfer übernahm daraufhin 2013 das bereits 2006 gegründete Unternehmen für Nahrungsergänzungsmittel Cellavent. Mitgründer der Firma war ein ehemaliger Klassenkamerad Haags: Robert Appuhn, der als Ernährungsberater und Heilpraktiker arbeitete und ebenfalls am Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasium in Benrath sein Abitur absolviert hatte. Ihren Sitz hat die Firma mittlerweile im Industriegebiet Reisholzer Hafen.
Die besondere Sauerkirsche jedenfalls ist zuletzt auch im Sportbereich wieder in den Fokus gerückt. Zugeschrieben wird ihr die Fähigkeit, Entzündungsprozesse zu regulieren und eine günstige Muskelregeneration nach körperlicher Belastung zu erzeugen. So ist Cellavent beispielsweise auch Partner des Deutschen Schwimmverbandes. Bei der Tour de France griffen gleich drei Teams auf das Getränk aus Düsseldorf zurück.
Die besondere Kirsche bezieht die Düsseldorfer Firma aus den USA. „Sie wächst dort rund um den Lake Michigan“, so Thomas Preuß. Wegen der extremen Wetterbedingungen – sehr heiße Sommer und kalte Winter – sei sie reich an Polyphenolen. Diese Pflanzenstoffe wiederum sollen positive Auswirkungen auf die Gesundheit haben. „Die Studienlage zu Montmorency-Sauerkirschen ist gut“, sagt Robert Appuhn.
Die Verbraucherzentrale bewertet das auf ihrer Webseite zumindest etwas anders: „Sauerkirschen – speziell der Sorte ,Montmorency‘ – werden von der Werbung vielfältige Wirkungen zugesprochen: Sie sollen den Harnsäurespiegel im Blut senken, entzündungshemmend wirken, weniger Gichtanfälle auslösen und einen erholsamen Schlaf fördern“, heißt es dort. Und weiter: „Die bisherigen Studienergebnisse können die teilweise euphorisch beworbenen, angeblichen ,Wunder‘-Wirkungen von Kirschsaftkonzentrat, -extrakt oder -pulver allerdings nicht eindeutig belegen.“
Doch viele Sportler setzen aktuell offenbar auf den Saft. Darauf angesprochen sagte Tour-de-France-Starter Pascal Ackermann kürzlich im Gespräch mit dem Deutschen Sportinformationsdienst (SID): „Ich muss zugeben: Ich kann gar nicht sagen, für was er ist oder was er macht.“ Aber er schmecke einfach gut nach dem Rennen.
Thomas Preuß und Robert Appuhn von Cellavent hoffen, ihre Neukunden auch langfristig vom Produkt überzeugen zu können. Erst kürzlich ist das Lager des Unternehmens nach Monheim gezogen. In Düsseldorf sei dieses aus „allen Nähten geplatzt“, so Preuß. Und auch personell wird das mittlerweile knapp 40 Frauen und Männer starke Team aufgestockt: Im Lager seien gerade erst zwei neue Mitarbeiter angestellt worden. Nun gibt es Überlegungen, auch den Bereich Kundenservice zu vergrößern.