Für die Mieter am Niedersachsendamm hat sich die Lage am fünften Tag nach dem Wasserrohrbruch nicht verbessert – im Gegenteil: Wegen eines erneuten Wasserschadens am Montagnachmittag innerhalb eines Häuserblocks wurden bei zwei Häusern zusätzlich die Strom– und die Gasversorgung abgeschaltet.
Am Freitagvormittag war auf dem Gelände der Vonovia-Wohnanlage am Niedersachsendamm ein Wasserrohr gebrochen. Daraufhin wurde das Wasser für alle 220 Wohnungen abgestellt. Da die Wohnungsbaugesellschaft Vonovia den Schaden erst am Montag reparieren wollte, richtete Wesernetz als Notversorgung einen Wasserhydranten an der Straße ein, damit sich die Mieter selbst mit Wasser versorgen konnten (der WESER-KURIER berichtete). Die Anwohner, die von der Vonovia bis Montagvormittag keine Informationen erhalten hatten, zeigten sich verärgert über mangelnde Kommunikation der Vermietungsgesellschaft und die andauernde Wasser-Notstandslage in den Wohnblöcken.
Wasser schleppen, um überhaupt die Toilette nutzen zu können
Dienstagmittag bietet sich das gleiche Bild am Niedersachsendamm wie am Montag: Männer und Frauen stehen mit behelfsmäßigen Behältern wie Gießkannen, Eimern und einfachen PET-Plastikflaschen in allen Größen am Hydranten an, um Wasser zu bekommen. Das nasse Gut schleppen sie dann in ihre Wohnungen, um sich wenigstens waschen oder die Klospülung betätigen zu können. In der Schlange steht auch Meike Peters (35). „Ich bin zu 70 Prozent schwerbehindert und kann nicht immer jeden Tag aus dem Haus oder so schwer tragen“, sagt sie. „Diese beiden Eimer fülle ich jetzt, um überhaupt meine Toilette nutzen zu können. Aber eigentlich habe ich starke Schmerzen.“ Die 35-Jährige sagt, dass sie zwar mittlerweile wisse, dass sie das Wasser auch trinken könne, aber das werde sie nicht tun. „Ich trinke doch kein Wasser, was ich hier direkt an der Straße zapfe“, sagt sie. „Ich habe mir Trinkwasser liefern lassen, damit ich mir Tee kochen kann und so.“
Bereits am Samstag habe sie über einen langen Zeitraum versucht, die 24-Stunden-Notruf-Hotline der Hausverwaltung zu erreichen. „Als endlich jemand abnahm, wurde mir gesagt, dass sie so schnell wie möglich die Reparatur veranlassen würden“, so die Anwohnerin. „Für mich heißt aber so schnell wie möglich, am Wochenende aktiv zu werden und nicht erst Tage später.“
Auslagen für Trinkwasser für viele Mieter teilweise nicht möglich
Duschen, so die Mieterin, sei seit fünf Tagen völlig unmöglich. Kochen oder Kaffee zubereiten mit gekauftem Wasser sei über Tage dann doch eine kostspielige Angelegenheit, meint sie. Zwar hatte die Vonovia in einer Pressemitteilung am Montag geschrieben, dass sie alle für die Mieter entstandenen Kosten im Nachhinein übernehmen würden, doch, so Meike Peters: „Es kann sich hier in den Sozialbauten nicht jeder leisten, erst einmal in Vorkasse zu gehen.“
Ein Mann, der neben ihr in der Warteschlange steht, sagt: „Für mich ist es auch sehr schwierig mit der Situation zurzeit. Ich habe ein behindertes Kind, um das ich mich kümmere. Dann ständig hier runterzumüssen, um Wasser zu holen, ist ein großes Problem für mich.“ Er habe gehört, dass die Vonovia-Mitarbeiter am Montag bis Mitternacht daran gearbeitet hätten, den Schaden zu beheben. Dies wird von der Vonovia-Sprecherin Caroline Sorgenicht bestätigt: „Die Kollegen arbeiten intensiv vor Ort daran, die Wasserversorgung wiederherzustellen. Sie waren gestern bis nach Mitternacht im Einsatz.“ Dennoch läuft das Wasser nicht.
Strom läuft teilweise wieder – Gasversorgung weiter abgestellt
Auf die Nachfrage vom WESER-KURIER, ob bei den vermehrten Schäden der Wasserzufuhr das Alter der Anlage eine Rolle spiele, antwortet Sorgenicht: „Über die Gründe können wir derzeit nichts sagen.“
Vor einem der Hauseingänge, in denen am Montagnachmittag neben dem Wasser auch noch der Strom abgeschaltet wurde, sitzen Elektriker der Vonovia auf den Treppenstufen und schrauben an Schaltanlagen. „Wir können zurzeit den Strom nach und nach wieder in den Wohnungen anstellen, sobald die Bewohner auch zu Hause sind“, sagt einer der Techniker. „Wir machen das aber nur, wenn auch wirklich jemand da ist. Nicht, dass ein Gerät eingeschaltet war, was nach dem Anstellen der Stromzufuhr unbeaufsichtigt weiterlaufen würde.“
Jean-Paul Berndt, Sprecher der SWB, erklärt: „Da durch den zweiten Wasserschaden in einem der Häuserblocks auch die Heizungsanlage unter Wasser stand, haben wir uns zusätzlich am Montagabend aus Sicherheitsgründen dazu entschieden, in den zwei betroffenen Häusern das Gas abzustellen.“ Wann das Gas wieder angestellt werden könne, sei derzeit noch nicht zu sagen, so der Sprecher.
Wann können die Mieter am Niedersachsendamm mit Wasser rechnen?
„Zurzeit sind wir mit einem Extrateam vor Ort im Einsatz, um unsere Mieter auf allen Kanälen und so gut es geht zu unterstützen“, sagt die Vonovia-Sprecherin. „Wir rechnen damit, dass die Wasserversorgung am Dienstagabend wieder angestellt werden kann.“