Strom ist eine saubere Sache. Einfach einschalten, schon surrt und leuchtet es oder es wird warm. Zudem lässt sich Strom vergleichsweise einfach aus Wind- und Sonnenenergie gewinnen – dann ist er wirklich sauber und fürs Klima unbedenklich. Kein Wunder also, dass die Energie-, Wärme- und Mobilitätswende im Wesentlichen aus einer Hinwendung zum Strom besteht. Dafür müssen die Erzeugung hochgefahren und das Leitungsnetz ausgebaut werden – das dürfte im Grunde für niemanden eine große Überraschung sein.
Ob die Energieversorger im Allgemeinen und SWB/Wesernetz im Besonderen dieser Aufgabe gerecht werden, darüber gehen die Meinungen auseinander. Dass SWB für neue Großkunden ein Rationierungsverfahren einführt, spricht auf den ersten Blick dafür, dass das Bremer Stromnetz in seiner jetzigen Form den Ansprüchen nicht genügt. Doch es gibt ein paar Umstände, die das erklären.
Denn wie hoch der tatsächliche Bedarf an Strom künftig sein wird, ist immer auch eine politische Frage und deshalb nicht geklärt. Dem zuletzt grün geführten Wirtschaftsministerium konnte es gar nicht schnell genug gehen – die aktuelle schwarz-rote Bundesregierung stellt erst mal wieder alles auf den Prüfstand. Und in Bremen ringt der Großverbraucher Arcelor-Mittal mit der Frage, ob er seine Stahlerzeugung auf Elektroöfen umstellen will oder nicht – der Unterschied zwischen Ja und Nein macht den Stromverbrauch einer Kleinstadt aus.
In diese Unwägbarkeiten platzt nun noch das Geschäftsmodell einiger findiger Start-ups, die mit Batteriespeichern das große Geld machen wollen. Eigentlich sind die XXL-Akkus eine gute Idee zur Stabilisierung der Stromversorgung. Aber als Spekulationsobjekt werden sie eher zur Belastung für das Netz. Sie erschweren die Planung der Netzbetreiber und blockieren möglicherweise Kapazitäten, die andere dringender benötigen – Industriebetriebe etwa, die alte Gasbrenner durch neue Elektroöfen ersetzen wollen.
Im Idealfall führt die Ankündigung von Stromrationierungen für Neukunden dazu, dass manchen dieser Projekte die heiße Luft ausgeht. An der dringenden Notwendigkeit, das Bremer Stromnetz mit Milliardeninvestitionen fit für die Zukunft zu machen, ändert das nichts.