Zuletzt hatte US-Präsident Trump immer wieder versucht, den Druck auf Russland zu erhöhen. Moskaus Reaktionen waren bisher verhalten. Kann der für heute angesetzte Besuch des US-Sondergesandten Witkoff etwas ändern?
Von Stefanie Markert, ARD Moskau, zurzeit Leipzig
Das Ultimatum von US-Präsident Donald Trump ignorieren und erst mal an der Front die vier Regionen Donezk, Luhansk, Saporoschschja und Cherson vollständig erobern: Russlands Präsident Wladimir Putin sei davon überzeugt, im Krieg siegen zu können, und Geländegewinne bestärkten ihn darin. Dies sagen Insider, zitiert die Nachrichtenagentur Reuters eigene Quellen im Kreml.
Die Drohungen Trumps seien demnach schmerzhaft und unangenehm, aber nicht katastrophal. Nicht umsonst hat sich Putin diesen Dienstag mit dem Chef des Staatskonzerns für Entwicklung (WEB.RF), Igor Schuwalow, getroffen. Beide Männer sprachen nach Angaben russischer Medien darüber, wie Importe ersetzt und technologischer Vorlauf erreicht werden könnte.
Beratungen mit Indien zu weiterem Vorgehen
Die Agenda: Immun gegen Sanktionen sein und Handelspartner wie Indien hofieren. Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte in einem Online-Pressebriefing dazu: „Wir hören viele Aussagen, die faktisch Drohungen sind und versuchen, Länder zu zwingen, die Handelsbeziehungen mit Russland einzustellen. Wir halten solche Aussagen für nicht legitim.“ Souveräne Länder hätten das Recht, ihre Handelspartner selbst zu wählen, sagte Peskow weiter.
Mit Indien wird bereits über die drohenden Zollaufschläge und ein Gegensteuern verhandelt. Und mit den USA? Der Kremlsprecher wird gefragt, ob Trumps Aussage stimme, dass Moskau um ein Treffen mit dem US-Sondergesandten Steve Witkoff gebeten habe? Peskow reagiert diplomatisch unverfänglich: „Wir sind immer froh, Herrn Witkoff in Moskau zu sehen. Kontakte mit ihm, halten wir für wichtig und sehr nützlich.“ Der Dialog werde forgesetzt. Die Bemühungen der USA, zu vermitteln, seien sehr wichtig – auch im Kontext der laufenden direkten russisch-ukrainischen Verhandlungen, so Peskow.
Russische Staatsmedien reagieren mit Häme
In Russlands Staatsmedien erntet Trumps Ultimatum jedoch eher Häme. Der US-Präsident habe sich verrannt. Regimetreue Bürger verschicken im Netz dazu gerne Memes. Als noch das 50-Tage-Ultimatum bis Anfang September galt, gingen Videos viral. Etwa das, in dem Trump ein russischer Refrain mit amerikanischem Akzent in den Mund gelegt wird.
Darin heißt es: „Was mache Mr. President, wenn sein Ultimatum folgenlos ausläuft? Ich werde den Kalender umblättern, und dann wird wieder der 3. September sein. Ich schaue auf dein Foto und wieder ist es der 3. September.“ Russland nimmt US-Präsident Trump nicht so ernst, wie der es sich erhoffen dürfte.