Stand: 03.08.2025 18:36 Uhr
Das Debüt von Christian Titz als Trainer von Hannover 96 ist geglückt. Die im Sommer runderneuerten Niedersachsen (16 Zu- und 15 Abgänge) gewannen ihre Auftaktpartie in der 2. Liga am Sonntagnachmittag gegen den 1. FC Kaiserslautern mit 1:0 (0:0).
Der eingewechselte Youngster Noel Aséko erzielte in der 74. Minute das entscheidende Tor für die „Roten“. Der Sieg des Titz-Teams war hochverdient. Die Hausherren bestimmten bis zum Führungstreffer deutlich das Geschehen und zeigten phasenweise trotz des XXL-Umbruchs schon sehr attraktiven Fußball. Den ersten Eindrücken nach ist von 96 in dieser Saison einiges zu erwarten. Vielleicht ja sogar der Aufstieg, von dem an der Leine ja geträumt wird. Nun schon seit sechs langen Jahren.
„Ich bin unheimlich stolz auf meine Mannschaft, dass wir es so hinbekommen haben mit so vielen Neuzugängen, dass wir als Familie so schnell zusammengewachsen sind.“
96-Torschütze Noel Aséko
„Ich finde, dass wir mit und gegen den Ball die klar dominante Mannschaft waren. Nur im letzten Drittel müssen wir es ein bisschen sauberer ausspielen. Aber sonst passt alles“, sagte Aséko im NDR Interview.
Titz war nach seinem gelungenen Einstand ebenfalls glücklich. „Es war wichtig, ruhig und klar zu bleiben. Aseko hat sich und die Mannschaft belohnt“, sagte der vom 1. FC Magdeburg geholte Coach.
Hannover mit sieben Neuzugängen in der Startelf
Der 54-Jährige hatte in den Verteidigern Boris Tomiak und Hayate Matsuda (lief zuvor für die eigene U23 auf), Mittelfeldspieler und Kapitän Enzo Leopold sowie Offensivmann Husseyn Chakroun (zweiter Zweitliga-Einsatz) nur vier Akteure für die Startelf nominiert, die auch schon in der Vorsaison das 96-Trikot trugen. Die übrigen sieben Positionen in der Anfangsformation wurden von Neuzugängen besetzt – dazu zählte auch Nahuel Noll.
Der 22-Jährige setzte sich im Kampf um den Platz zwischen den Pfosten gegen Leo Weinkauf durch und ist damit zumindest erst einmal Nachfolger des überraschend zum 1. FC Köln abgewanderten Weltmeisters Ron-Robert Zieler.
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Bundu vergibt beste 96-Chance
Ernsthaft geprüft wurde Noll im ersten Abschnitt allerdings nicht. Das sprach für seine Vorderleute, die sehr konzentriert zu Werke gingen. Und es sprach dafür, dass Hannover wie erwartet über weite Strecken des ersten Abschnitts die Partie dominierte. Die Niedersachsen waren bemüht, ihre Angriffe über die Flügel zu initiieren und wurden auch ein paar Mal gefährlich, wenn Chakroun auf der linken Seite und Mustapha Bundu über rechts mit Tempo auf Kaiserslauterns Verteidiger zuliefen.
Insbesondere Bundu, Zugang vom englischen Club Plymouth Argyle, machte als rastloser Sprinter auf sich aufmerksam – vergaß dabei aber das Toreschießen: Nach toller Vorlage von Chakroun vergab der Nationalspieler von Sierra Leone in der 23. Minute die beste Chance für 96 im ersten Durchgang, als er mit seinem zu schwachen Abschluss an Keeper Julian Krahl scheiterte. Kurz vor der Pause prüfte der 28-Jährige den Ballfänger ein weiteres Mal. Erneut blieb der Pfälzer Sieger im Duell mit dem Rechtsaußen (41.).
Viel Ballbesitz, wenige Abschlüsse
Viel mehr brachte die Titz-Elf vor der Pause im gegnerischen Strafraum trotz 64 Prozent Ballbesitz in Durchgang eins nicht zustande. Offenbar sehr zum Missfallen des Trainers. Bereits nach rund 20 Minuten schickte er vier seiner Ersatzspieler zum Warmmachen hinter das Tor, anschließend analysierte er immer wieder mit seinen Assistenten auf der Bank die Vorstellung seiner Mannschaft, die für den neutralen Zuschauer durchaus unterhaltsam und fußballerisch ansprechend war.
Und das war keine Selbstverständlichkeit gegen einen Gegner, der nicht in die Kategorie „Laufkundschaft“ gehört und im Sommer auch ein paar für die Zweite Liga sehr interessante Spieler wie beispielsweise Fabian Kunze geholt hat, der zuvor bekanntlich von der Hannover 96 GmbH & Co. KGaA seine Lohntüte erhielt.
96 verzweifelt an „Teufelskerl“ Krahl
Benedikt Pichler (l.) hatte das 1:0 für 96 auf dem Kopf.
Die zweite Hälfte begann, wie die erste aufgehört hatte: mit einer Bundu-Chance und einer Krahl-Parade. Diesmal scheiterte der Angreifer völlig freistehend mit einem zu unplatzierten Flachschuss an dem Keeper (49.). Auch den Kopfball von Benedikt Pichler kratzte der „Teufelskerl“ im Kasten der „Teufel“ von der Linie (59.). Beim Freistoß von Leopold, der den Pfosten touchierte (64.), wäre aber wohl selbst der bis dahin beste Pfälzer machtlos gewesen.
„Joker“ Aséko erlöst Hannover
Es war aus Sicht der „Roten“ zum Verzweifeln. Doch statt mit den vergebenen Chancen zu hadern, rannten die Niedersachsen weiter nahezu unentwegt an. Und dann waren sie endlich „befreit vom Verlangen“, wie es auf englisch aus den Lautsprechern dröhnte. Dafür verantwortlich, dass die Tormusik „Freed from Desire“ im WM-Stadion am Maschsee erklang, war der zur zweiten Hälfte für Wanuss Taibi eingewechselte Aséko.
Der 19-Jährige leitete in der 74. Minute einen Angriff selbst ein, startet mit Tempo in die Tiefe und wurde mustergültig von Virgil Ghita in Szene gesetzt. Mit einem strammen Rechtsschuss ins lange Eck sorgte der Neuzugang vom FC Bayern München II für die überfällige Führung der „Roten“.
Die Gäste waren anschließend zwar bemüht, ihr Offensivspiel zu forcieren. Doch der Elf von Coach Torsten Lieberknecht mangelte es in der Vorwärtsbewegung an Präzision und Wucht. So blieb es beim hochverdienten Sieg von Hannover, das seinen Fans mit dieser Vorstellung fraglos Lust auf mehr machte.
1. Spieltag, 03.08.2025 13:30 Uhr
Noll – Ghita, Tomiak, Okon (88. Blank) – Matsuda, Leopold, Neubauer – Taïbi (46. Aseko Nkili) – Bundu (70. Yokota), Chakroun (77. Rochelt) – Pichler (77. Källman)
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Krahl – J. Elvedi, Sirch (80. Kim), Gyamfi – Asta, F. Kunze, Redondo (88. Haas) – S. Sahin (65. Aremu), Ritter (65. Hanslik) – Prtajin, Emreli (65. Tachie)
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Der neue Coach soll die Niedersachsen nach sieben Jahren zurück ins Oberhaus führen. Seine Verpflichtung begann außergewöhnlich.
Die Datenanalyse zeigt, mit dem neuen Trainer und 96 könnten sich zwei gesucht und gefunden haben. Nur Torwart Ron-Robert Zieler könnte ein Problem bekommen.