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Die US-Regierung soll die Verteilung von humanitären Gütern im Gazastreifen übernehmen. Laut einem Bericht ist Trump über das Leid in Gaza entsetzt.
Washington, D.C./Tel Aviv – Die Situation im Gazastreifen ist prekär. Fast eine halbe Million Menschen sind laut Angaben der Unicef von einer Hungersnot bedroht. US-Präsident Donald Trump will nun, dass die USA ihre Beteiligung an der Verteilung von humanitärer Hilfe im Gazastreifen deutlich erhöhen, wie das US-Medium Axios berichtet. Das hatte der US-Präsident am Montag (4. August) im Weißen Haus mit seinem Sonderberater Steve Witkoff besprochen.
Laut einem Beamten im Weißen Haus werde die Trump-Administration die Leitung und Organisation der Hilfsgüterverteilung im Gazastreifen übernehmen. Katar, Jordanien und Ägypten seien ebenso involviert. Trump sei zwar „nicht begeistert“ von der Entwicklung. Doch die USA müsse eingreifen, da Israel die humanitäre Lage im Gazastreifen nicht in den Griff bekomme. „Es scheint keinen anderen Weg zu geben“, zitiert Axios die Quelle aus der US-Regierung weiter.
Vor dem Gaza-Krieg: Die Geschichte des Israel-Palästina-Konflikts in Bildern Fotostrecke ansehenTrump über Hungersnot im Gazastreifen: „Er möchte, dass Mütter ihre Kinder stillen können“
Über Trumps Gemütszustand sagte die Quelle: „Das Hungerproblem in Gaza verschärft sich. Donald Trump gefällt das nicht. Er will nicht, dass Babys hungern. Er will, dass Mütter ihre Kinder stillen können. Er ist zunehmend darauf fixiert.“ Dabei steht der israelische Präsident Benjamin Netanjahu nicht nur durch die US-Regierung unter Druck – in Israel selbst wächst die Kritik am Vorgehen.
Die verzweifelten Familien der Geiseln in Israel drängen auf ein Waffenruhe-Abkommen mit der Hamas, um ihre Liebsten endlich nach Hause zu holen. International werden die Rufe nach einem Ende des Krieges wegen der Notlage der Zivilisten im Gazastreifen lauter. Israels Krieg gegen die radikal-islamistische Hamas geht mittlerweile seit über zwei Jahren. Netanjahus rechtsextreme Koalitionspartner wollen den Krieg weiterführen, um den Gazastreifen wieder komplett zu besetzen.
Hilfslieferungen für den Gazastreifen: Israel lässt Wareneinfuhr durch den Privatsektor zu
Am Dienstag kündigte Israel an, auch privaten Organisationen wieder die Lieferung von Hilfsgütern in den Gazastreifen zu ermöglichen. Es sei ein Verfahren genehmigt worden, um „die Wareneinfuhr durch den Privatsektor schrittweise und kontrolliert wieder aufzunehmen“, erklärte die für die zivile Verwaltung der Palästinensergebiete zuständige israelische Behörde Cogat.
US-Präsident Donald Trump erhöht den Druck zunehmend auf die israelische Regierung und Benjamin Netanjahu. © Foto von BRENDAN SMIALOWSKI / AFP
Alle Waren würden vor der Einfuhr in den Gazastreifen einer „strengen Kontrolle“ unterzogen. Ziel sei es, „die Beteiligung der Terrororganisation Hamas an der Beförderung und Verteilung der Hilfsgüter zu verhindern“. Zu den unter dem neuen Mechanismus zugelassenen Gütern gehören laut Cogat Grundnahrungsmittel, Obst, Gemüse, Babynahrung und Hygieneartikel.
Humanitäre Katastrophe im Gazastreifen spitzt sich zu: Tote bei Plünderungen von Lastwagen
Zuletzt hatte die von Israel und den USA unterstützte Gaza Humanitarian Foundation (GHF) übernommen und damit die bisher zuständigen UN-Organisationen als Hauptverteiler von Hilfsgütern im Gazastreifen abgelöst. Rund um GHF-Verteilzentren starben jedoch immer wieder Zivilisten durch Schüsse. Die GHF ist daher heftig umstritten.
Die UN-Sonderberichterstatterin für die Palästinensergebiete, Francesca Albanese, forderte am Dienstag, die GHF komplett abzuwickeln. In einer von Albanese und 18 weiteren UN-Experten unterzeichneten Erklärung hieß es, die Stiftung werde „für verdeckte militärische und geopolitische Zwecke ausgenutzt“.
Nach UN-Angaben werden die meisten Lastwagen nach der Einfahrt in den Gazastreifen geplündert, bevor sie ihren Zielort erreichen – von hungrigen Zivilisten und Bewaffneten. Dabei kommt es oft zu chaotischen und gefährlichen Szenen.
Nach UN-Angaben droht in dem umkämpften Gebiet mit zwei Millionen Einwohnern eine Hungersnot, obwohl Israel seit mehr als einer Woche wieder mehr Hilfslieferungen zulässt. Auch in der Nähe von Hilfszentren kommt es immer wieder zu tödlichen Vorfällen. (sischr/dpa/afp)