Vor elf Jahren hat Stefanie Becker ihr Geschäft „SecondLuck“ mit gebrauchter Kinderkleidung und vielem mehr im Lörick-Karree an der Wickrather Straße eröffnet, jetzt schließt sie Ende August. Ans Aufhören denkt sie deswegen aber noch lange nicht, es soll vielmehr ein Neuanfang unter veränderten Vorzeichen sein, aber dazu später mehr.
Denn zunächst einmal will sie ihren 150 Quadratmeter großen Laden, in dem 3000 Teile Platz finden, leeren. Es wird jedoch keinen Abverkauf zu reduzierten Preisen geben, Becker will vielmehr (fast) alles verschenken: Kleidung, Kinderwagen, Fahrräder, Schuhe und Kindermöbel sollen an bedürftige Familien abgegeben werden. Dafür sucht sie aktiv den Kontakt zu sozialen Einrichtungen und Institutionen, die solche Unterstützung gezielt weitervermitteln können. Oder man kommt einfach vorbei – ab sofort freitags zwischen 16 und 20 Uhr sowie samstags von 10 bis 14 Uhr. „Mir ist es wichtig, dass diese ganzen Sachen nicht einfach so verschwinden. Sie sollen dahin kommen, wo sie wirklich gebraucht werden“, sagt Becker.
Warum Becker ihren Laden aufgibt, erklärt sie wie folgt: „Das Kaufverhalten vieler Eltern hat sich einfach verändert, sie suchen Dinge gezielt aus, aber eben vor allem im Internet. Und sie lassen sich im Geschäft auch nicht mehr so leicht inspirieren. Daher lohnt es sich nicht mehr, von 10 bis 18 Uhr den Laden aufzumachen.“ Zumal mitten im Wohngebiet an der Wickrather Straße auch nicht unbedingt mit spontaner Laufkundschaft gerechnet werden kann.
Aber wie gesagt: Es geht weiter, und zwar mit dem Online-Shop „SecondLuck Kinderwelt“. Dabei konzentriert sie sich auf Spielzeug, Bücher, Gesellschaftsspiele und besondere Einzelstücke zur Abholung oder persönlichen Lieferung in Düsseldorf und Umgebung. Auch Lego, Playmobil oder bestimmtes Babyspielzeug ist darunter. Und das unterscheidet ihre Geschäftsidee halt von anderen: „Ich fahre innerhalb von zehn Kilometern kostenfrei zu den Kunden hin, um ihnen die Ware zu bringen. Oder wir treffen uns und ich komme mit meinem Bauchladen, dann kann der Kunde direkt entscheiden, ob er etwas kaufen will oder eben nicht.“ So würden unnötige Verpackungen, Versand und Retouren gespart. Und auch der Paketzusteller, der ja meist immer dann kommt, wenn man nicht zu Hause ist, falle weg. Sie will dabei auf jeden Fall zeitlich flexibel agieren, ich habe auch kein Problem damit, mal nach 20 Uhr auszuliefern“.
Viele der Produkte, die sie jetzt über „SecondLuck Kinderwelt“ verkaufe, würden noch aus ihrem alten Kommissionswaren-Bestand stammen, den ihr ehemalige Lieferanten – in der Regel Privatleute – vollständig überlassen haben. „Es sind aber keine Artikel, die nicht schön genug waren – sie haben einfach nur auf den richtigen Moment gewartet. Und den bekommen sie jetzt. Sie erhalten sozusagen ihre zweite Chance“, erklärt Stefanie Becker. Sortiert hat sie ihre Ware nach Altersgruppen und Themenwelten wie „Feuerwehr und Polizei“ oder „Piraten und Abenteuer“.
Jetzt spart die Mutter von drei Kindern nicht nur Personalkosten, sondern natürlich auch die Ladenmiete. Dennoch sagt Becker: „Es waren elf gute Jahre, die ich nicht missen möchte. Ich habe es geliebt, die Leute zu bedienen und zu beraten.“ Noch gut kann sie sich an ihren allersten Tag erinnern: „Da standen die Leute schon vor der Tür, als ich ankam.“ 2021 wurde noch mal groß renoviert, als Corona kam, hat das natürlich auch dem Geschäft von Stefanie Becker arg zugesetzt.
Der Online-Handel lief bisher immer eher stiefmütterlich nebenher, „ich habe es zeitlich ja gar nicht geschafft, alles auch zu fotografieren“, sagt Stefanie Becker. Das soll sich jetzt ändern. Weggeworfen hat sie übrigens nie etwas – dann doch lieber gespendet, zuletzt etwa an das SOS-Kinderdorf.