SINSAENUM gelten als sogenannte Supergroup, den richtig großen Wurf hat die internationale Allstar-Truppe aber noch nicht gelandet. Und das neue Album „In Devastation“ folgt erst nach sieben Jahren auf das solide aber nicht überragende „Repulsion For Humanity“ (2018). Aber da lag natürlich auch eine Tragödie dazwischen.
Die Tragödie
Joey Jordison, vormals SLIPKNOT, MURDERDOLLS und SCAR THE MARTYR, war eines der ersten Bandmitglieder der 2016 gegründeten SINSAENUM. Sein viel zu früher Tod im Alter von 46 Jahren am 26. Juli 2021 riss nicht nur in diese Band ein tiefes Loch. Fans auf der ganzen Welt betrauerten den Verlust des Ausnahmeschlagzeugers.
Für Jordison wurde André Joyzi verpflichtet, der zuvor dessen Drum-Tech sowie langjähriges Mitglied der Live-Crew war. Ansonsten besteht die bewährte Besetzung nach wie vor aus Bandgründer, Gitarrist und Bassist Frédéric Leclercq (u. a. KREATOR, LOUDBLAST, MENACE, ex-DRAGONFORCE), Gitarrist Stéphane Buriez (LOUDBLAST), Sean Zatorsky (DÅÅTH), Sänger Attila Csihar (MAYHEM, TORMENTOR), Sänger und Bassist Heimoth (SETH). Mit „In Devastation“ gedenkt die Band den Gefallenen.
Ein Andenken an die Gefallenen
„In Devastation“ ist nicht nur ihrem ehemaligen Bandkollegen und Freund Jordison gewidmet. Das Album ist auch als Tribut an Frédéric Leclercqs verstorbenen Vater gedacht. Ein Werk, in dunklen Stunden geschrieben von Menschen, die am Boden zerstört sind. Düstere Themen versprechen ebenso abgründigen Metal.
„In Devastation“ – abgründiger Metal von SINSAENUM
Das neue Album „In Devastation“ setzt die bisherige Mischung an abgründigem, zeitgemäßem Extrem Metal zwischen Death, Black und Dark Metal fort. Stilistisch nicht eindeutig festgelegt, wirken SINSAENUM 2025 bei aller Vielseitigkeit aber doch klarer strukturiert. Gekonnt verknüpft die Band in ihren sorgfältig ausgearbeiteten wie kurzweiligen Stücken sphärische und brachiale Momente. Dazu gibt es einige wenige Überraschungen. Natürlich fehlt Jordison mit seinem charakteristischen wie einfallsreichen Schlagzeugspiel, wobei Joyzi zumindest ansatzweise der Versuch gelingt, die überdimensionalen Fußstapfen des Ausnahmetalents zu füllen.
Der Titeltrack als Opener ist typisch SINSAENUM in der Schnittmenge aus modernem Death und Black Metal mit prägnanter Gitarrenarbeit, treibenden Rhythmen, coole Soli, ordentliche Portion Aggressivität und Eingängigkeit. In dieselbe Kerbe schlägt die folgende, brachiale Uptempo-Nummer „Cede To Thunder“ mit räudigem Thrash-Riffing, kehliges Shouting, groovige Passagen, auch hier wieder starke Soli. Die Kehrseite der Medaille ist, dass das Stück doch ziemlich vorhersehbar ist und auch auf „Repulsion For Humanity“ hätte sein können. Für Abwechslung und Dynamik sorgt dann das reduzierte wie einprägsame „Shades Of Black“, das im Midtempo groovt, dazu Akustikgitarren im Intro und einige Passagen mit Sprechgesang, dazu tief bratende Gitarren. Ein echter Ohrwurm und das erste wirkliche Highlight des Albums.
Mit „Obsolete And Broken“ gibt es zunächst wieder typische SINSAENUM-Kost, Akzente setzen der Refrain mit tollen Hooks und die überraschenden Klargesänge im Mittelteil. Das Stück geht schnell ins Ohr und schafft es, den Spannungsbogen zu halten. „Last Goodbye“ beginnt geradezu balladesk und entwickelt sich in Folge in Alternative Rock, emotional und nahe an der Grenze zum Kitsch. Das ist schon eigentlich ein Stilbruch, die klare Gesangsstimme erinnert wage an Corey Taylor von STONE SOUR.
In der zweiten Albumhälfte bewegen sich SINSAENUM wieder im gewohnten Fahrwasser mit solidem wie brachialem Death/Black Metal, wobei insbesondere natürlich die starken Lead-Gitarren glänzen. So sind es neben den stilistischen Öffnungen insbesondere die gekonnte Gitarrenarbeit, die nach dem Verlust von Jordison bei SINSAENUM herausragt. Handwerklich liefert die Band ab!
Handwerklich abgeliefert
Alles in allem ist das top produzierte „In Devastation“, und das trotz dem fehlenden Drumming von Joey, das bessere Album verglichen zu „Repulsion For Humanity“. Neben den tollen Gitarren gibt es einige wenige Überraschungen, von denen man sich aber etwas mehr gewünscht hätte, um noch weiter herauszustechen.