Seine in und zu Beiträgen geäußerte Haltung zum Terrorangriff der Hamas gegen Israel am 7. Oktober 2023 und den Krieg, den Israel seither im Gazastreifen führt, hat den israelischen Fußball-Nationalstürmer Shon Weissman eine Beschäftigung bei Fortuna Düsseldorf gekostet. Der Vertrag mit den Düsseldorfern, die nicht erst nach dem 1:5 in Bielefeld am ersten Spieltag der zweiten Bundesliga auf der Suche nach einem Stürmer sind, war unterschriftsreif, doch am Dienstag teilte der Klub mit, nach „intensiver Beschäftigung“ mit Weissman entschieden zu haben, von einer Verpflichtung abzusehen.

Nachdem Düsseldorfer Fans gegen eine Anstellung Weissmans aufgrund der von ihm (mit-)geteilten politischen Haltung protestiert hatten, war Teil der intensiven Beschäftigung eine Recherche zu dessen Social-Media-Verhalten nicht nur in den Tagen und Wochen unmittelbar nach dem Terrorangriff der Hamas vor knapp zwei Jahren. Damals hatte Weissman dazu aufgefordert, „Gaza auszulöschen“ und gefragt, „warum noch keine 200-Tonnen-Bomben abgeworfen wurden“.

Wie die israelische Tageszeitung „Ha’aretz“ schreibt, habe Weissman deutlich vor und lange nach dem 7. Oktober 2023 generalisierende, aufstachelnde Statements über arabische Israelis gepostet. „Ha’aretz“ charakterisiert den Spieler „grob gesagt als Unterstützer von Itamar Ben-Gvir und dessen Lager“. Der rechtsextreme Ben-Gvir ist Minister für nationale Sicherheit im Kabinett von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu; gegen ihn haben Großbritannien, Australien, Kanada, Neuseeland und Norwegen Sanktionen verhängt.

Die Sympathie beruht offenbar auf Gegenseitigkeit. Als Weissman nach einem Tor für CF Valladolid im Spiel gegen Huesca in der zweiten spanischen Liga im Mai 2022 mit der israelischen Flagge über der Schulter jubelte, postete Ben-Gvir auf der damals noch Twitter heißenden Plattform: „Stolz auf dich, lieber Shon Weissman!“ Durch seinen Erfolg bei den Knesset-Wahlen ein halbes Jahr später wurde der ultrarechte und religiös-fundamentalistische Block, zu dem Ben-Gvirs Partei gehört, Teil von Netanjahus Regierung und Ben-Gvir erstmals zum Minister für nationale Sicherheit.

Weissman schrieb am Montag, er lasse sich nicht als jemand darstellen, der Hass verbreitet auf der Grundlage von drei Likes und einem Kommentar, der sofort gelöscht wurde. „Ich bin Sohn einer Nation, die nach dem Horror des 7. Oktober immer noch trauert. Dieser schwarze Tag, an dem ganze Familien ermordet, gekidnappt und misshandelt wurden, bleibt für mich eine offene Wunde, als Person, als Israeli und als Sportler, der sein Land repräsentiert. Es ist möglich und nötig, abzulehnen, dass unschuldige Menschen auf beiden Seiten zu Schaden kommen. (…) Während ich jedwede Kritik akzeptiere, tut es mir weh, dass nicht der gesamte Kontext gesehen wird.“

Für seinen jetzigen Verein, den spanischen Zweitligaklub FC Granada, hat er zuletzt Anfang Dezember vergangenen Jahres getroffen. Wie die F.A.Z. von israelischen Quellen erfuhr, sorgt sich Weissman angesichts der Berichte, die seinen Namen nun begleiten, darum, einen anderen Arbeitgeber in Europa zu finden. „Ha’aretz“ schrieb am Mittwoch, Schuld daran habe er allein: „Jeder darf seine Meinung äußern, aber Worte haben Konsequenzen.“

Die Zeitung erinnerte an den Umgang mit arabischen Nationalspielern Israels, etwa den früheren Hoffenheimer Munas Dabbour, die wegen weit harmloserer Kritik „an der exzessiven Gewalt israelischer Sicherheitskräfte auf dem Gelände der al-Aqsa-Moschee (in Jerusalem; d. Red.) letztlich aus der Nationalmannschaft gejagt wurden“ und an die Konsequenz deutscher Fans und Klubs im Umgang mit Spielern, die nach dem Hamas-Massaker am 7. Oktober Unterstützung für die Terrororganisation geäußert hatten.