Noch läuft die Sanierung der in die Jahre gekommenen Wohnblöcke in der Studentenstadt – doch künftig könnte dort und in direkter Nachbarschaft neuer günstiger Wohnraum für mehr als 2000 junge Menschen hinzukommen. Neben einer groß angelegten Nachverdichtung auf dem Areal der Studentenstadt will die grün-rote Rathauskoalition auch auf städtischen Flächen direkt an der U-Bahn-Station mehr als 1000 Wohnheimplätze für Studierende und Auszubildende schaffen.

Dafür sollen der Busbahnhof und die Park-and-Ride-Anlage (P+R-Anlage) beidseits der U-Bahngleise überbaut werden. So solle ein Zentrum „Junges Wohnen und Arbeiten“ entstehen, schlagen die Fraktionen von Grünen/Rosa Liste/Volt und SPD in einem gemeinsamen Stadtratsantrag vor, den sie am Mittwoch veröffentlicht haben.

Auf diesen Flächen im Stadtbezirk Schwabing-Freimann biete sich „die einmalige Chance, ein junges, urbanes und nachhaltiges Quartier zu schaffen“, sagt der Grünen-Stadtrat Florian Schönemann, und zwar „in direkter Nachbarschaft zur Studentenstadt, mit perfekter U-Bahn-Anbindung Richtung LMU-Stammgelände und Forschungszentrum Garching“.

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Sein SPD-Kollege Lars Mentrup sieht dort die Chance für „mutige städtebauliche Akzente wie ein Wohnhochhaus über dem Busbahnhof“. Er betont zudem, dass die Entwicklung der städtischen Flächen, die den Stadtwerken München (SWM) gehören, „nicht isoliert“ geschehen solle, sondern im Zusammenhang mit der Studentenstadt, die auf der anderen Seite der Ungererstraße liegt und vom Studierendenwerk München Oberbayern betrieben wird.

Bereits im Jahr 2020 hatte der Stadtrat das Planungsreferat beauftragt, einen neuen Bebauungsplan für die Studentenstadt und die städtischen Flächen rund um den U-Bahnhof aufzustellen. Dieses Projekt lag die letzten Jahre auf Eis und soll nach dem Willen von Grün-Rot nun wieder aufgenommen werden. SPD-Stadtrat Mentrup berichtet, die SWM hätten ohnehin Überlegungen, den Busbahnhof mit einem Hochhaus zu überbauen. Bisher seien Gewerbeflächen vorgesehen, so Mentrup, aber das könne man ändern in Richtung Wohnen.

Die SWM teilten auf Anfrage mit, dass sie den Vorstoß der Politik „für interessant halten“ und ihn „positiv sehen“. Man habe „schon ähnliche Überlegungen“ gehabt, Pläne für konkrete Nutzungen habe es bisher noch nicht gegeben. Die neuen Vorschläge werde man nun gemeinsam mit der Stadtverwaltung „prüfen“.

Baurechtlich wird zu klären sein, inwiefern auf den städtischen Grundstücken überhaupt Wohnen möglich ist. Denn die Areale grenzen nicht nur an die U-Bahn und die viel befahrene Ungererstraße. Westlich der P+R-Anlage verläuft auch die A9.

Den aktuellen Überlegungen liegt aber zugrunde, dass für Sonderwohnformen, zu denen etwa auch Wohnheime für Studierende und Auszubildende gehören, niedrigere Vorgaben, etwa beim Lärmschutz, gelten. Florian Schönemann von den Grünen hofft zudem, dass die bundespolitischen Bemühungen, das Bauen zu vereinfachen und zu beschleunigen, auch das Projekt „Junges Wohnen und Arbeiten“ schneller voranbringen.

Allerdings stellt sich die Frage, wer den Bau der städtischen Wohnheime bezahlen soll. Schließlich hat die Haushaltsdebatte des Stadtrats erst in der vergangenen Woche aufgezeigt, wie schlecht es um die kommunalen Finanzen steht und was für grundlegende Projekte infrage stehen – etwa beim geförderten Wohnungsbau.

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Schönemann und Mentrup machen aber darauf aufmerksam, dass die SWM ohnehin bemüht seien, Wohnraum für ihre Beschäftigten und damit auch für die Auszubildenden zu schaffen. Auch die Münchner Wohnen könnte für die Projekte ins Boot geholt werden. Wenn städtische Unternehmen als Bauherren auftreten, dann müssten Baukosten zumindest nicht direkt aus dem Haushalt finanziert werden. Die Münchner Wohnen soll sich nach dem Willen des Stadtrats künftig vermehrt über Bankkredite finanzieren.

Neben der Entwicklung der städtischen Flächen betrifft der Vorstoß von Grün-Rot auch die Grundstücke des Studierendenwerks und seiner Studentenstadt, die mit jetzt schon mehr als 2000 Wohnplätzen in 14 Gebäuden als größte Siedlung ihrer Art in Deutschland gilt. Derzeit ist das Studierendenwerk vor allem mit der Sanierung der Gebäude beschäftigt, mehr als 1000 Plätze sind seit Jahren wegen Baufälligkeit ungenutzt. Bis 2028 soll die gesamte Studentenstadt wieder bewohnt sein.

Ein Sprecher teilt auf Anfrage mit: „Das Studierendenwerk befürwortet grundsätzliche Überlegungen zur Nachverdichtung.“ Es sei ohnehin vorgesehen, eine Machbarkeitsstudie dazu in Auftrag zu geben, die den Bereich des Parkdecks zwischen U-Bahn und Wohnbebauung sowie die sogenannte „Altstadt“, also die niedrigeren Gebäude, umfasse. Erste Überlegungen hatten schon ein Potenzial von etwa 1000 Wohnplätzen zusätzlich ergeben.

Klar ist auch jetzt schon, dass das gesamte Vorhaben noch eine Weile brauchen wird. Weder der Grüne Schönemann noch der SPDler Mentrup glauben, dass es vor der Kommunalwahl im März 2026 noch einen Stadtratsbeschluss dazu geben wird.