Wesel/Düsseldorf. Nach grauen Wochen ist die Sonne zurück. In Wesel und Düsseldorf erzählen Menschen, worauf sie sich im Sommer freuen – und was sie vermisst haben.
Als die Pendler den Bus verlassen, müssen sie die Augen zukneifen, denn die Sonne scheint ihnen mitten ins Gesicht. In den letzten Wochen war das eher eine Seltenheit. Viele hatten sich gedanklich wohl schon mit Tee und Kuschelsocken eingerichtet – der klassische Herbstblues eben. Doch nun ist der Sommer wieder zurück. Auch am Niederrhein sollen die kommenden Tage warm und sonnig werden. Schon am Mittwoch spiegelt sich in Düsseldorf der hellblaue Sommerhimmel im Rhein. Die Redaktion hat sich in Wesel und Düsseldorf umgehört: Worauf freuen sich die Menschen im Sommer – und was hat ihnen gefehlt?
Frank Hafner aus Wesel: „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung.“
Vormittag. Heubergpark in Wesel. Frank Hafner schiebt sein Rad durch den Park, wie eigentlich täglich. „Ich bin immer aktiv“, erzählt er. Seit 16 Jahren genießt Frank Hafner seinen Ruhestand – und das bei jedem Wetter. Regen? „Kein Problem“, sagt er und schmunzelt. „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung.“ Und dieses Motto lebt er, denn auch trübe Tage, wie sie in den letzten Wochen vermehrt vorkamen, schrecken ihn nicht ab. „Ich fahre auch im Winter Rad.“ Hafner war früher als Bergmann tätig und ist es somit gewohnt, den ganzen Tag ohne richtiges Tageslicht auszukommen. „Manchmal war ich von 10 bis 18 Uhr unter Tage“, erzählt er. Sonnenlicht? Fehlanzeige. „Schon das hat mir nichts ausgemacht. Ich bin die Dunkelheit gewohnt, sozusagen.“
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Mit dem Sommer kehrt nun aber auch das Leben in die Parks und Straßen zurück – das merkt auch Frank Hafner: „Im Sommer ist natürlich mehr los.“ Bei bestem Wetter koppeln er und seine Frau den Anhänger ans Rad und starten Richtung Holland. Ziel: Winterswijk. Auf dem Plan: spazieren gehen, in Cafés einkehren – einfach das Leben genießen. Das geht mit gutem Wetter dann doch besser.
Im Rheinbad Wesel sitzt Sarah Sauerland auf der Liege, neben ihr Tochter Maya. Endlich Sommer, endlich warm, endlich frei. „Das ist unsere erste richtige Urlaubswoche“, sagt die 40-Jährige. Zuvor war Maya in der Ferienbetreuung – und pünktlich zum Urlaubsstart kommt nun auch die Sonne raus. Vor ein paar Tagen sah das noch anders aus: „Wir haben schon gesagt: Jetzt müssen wir bald den Ofen wieder anmachen“, erzählt Sarah Sauerland.
Ein Sommerritual bei Familie Sauerland: Die Feuertonne!
Dass man in diesem Sommer lange nichts planen konnte, hat sie genervt. Regen, graue Tage, abgesagte Freibadbesuche. Zwar haben sie zu Hause im Garten einen eigenen Pool, „aber den haben wir mehr sauber gemacht als genutzt“, sagt sie. Für Sarah Sauerland ist klar: Der Sommer gehört nach draußen. „Indoor-Aktivitäten gibt’s im Winter schon genug.“ Vor allem die Kinder sollen raus, sich bewegen, Sonne tanken. Klar, auch Eis gehört dazu. Aber das geht eigentlich bei jedem Wetter. „Eis geht immer“, sagt sie und schmunzelt ihre Tochter Maya an, die diese Einstellung vermutlich teilt.
Ein kleines Sommerritual bei Familie Sauerland: das Anschmeißen der Feuertonne. Das funktioniert, anders als Eis, wirklich nur bei gutem Wetter. „Einfach mit Freunden am Feuer sitzen, quatschen und albern“, lautet das Motto.
Erstes Date am Rhein in Düsseldorf
Lehrer Tim Schmeichel spaziert an diesem Vormittag an der Rheinpromenade in Düsseldorf entlang – mit einem ersten Date. Frühlingsgefühle. Das Schnattern von Gänsen und Enten vermischt sich mit dem Brummen der Schiffsmotoren auf dem Fluss. Auf den Wiesen sitzen vereinzelt Menschen, die sonnigen Wege sind belebt. Cello-Lehrerin Pia Nussbaumer hat es sich auf einer Bank bequem gemacht, in ein Buch vertieft. Sie ist aus Linz angereist, ihr Lieblingsort im Sommer: Jeder, an dem sie in Ruhe lesen kann, „mir ist wurscht, wo“. Und so nutzt die Österreicherin heute die Rheinpromenade als Lesekulisse.
Ganz anders als Student Joel Helber. Er ist für ein Praktikum in Düsseldorf, möchte die sonnige Zeit – wie so viele – mit Freunden verbringen. Erst Kaffee, zum Tagesabschluss geht’s in eine Bar, immer unter Leuten. Er braucht keine tropische Hitze, 25 Grad reichen ihm vollkommen, zumindest in der Großstadt. Bewohner von Dachgeschosswohnungen dürften ihm energisch beipflichten.
Manche Düsseldorfer können sogar dem Regen etwas Gutes abgewinnen. „Das ist zwar ein blöder Spruch, aber ich freue mich immer für die Natur, wenn es ein bisschen regnet“, gibt Grafikdesignerin Andrea Goerke zu bedenken.
Herbstgefühle im Sommer
Bei der selbsternannten begeisterten Halb-Düsseldorferin Ute Trenz, die einer Freundin die Stadt Düsseldorf zeigt, haben sich in den letzten Tagen indes Herbstgefühle eingeschlichen. „Meine Walnuss im Garten lässt dauernd schon Blätter fallen und sieht aus wie im Herbst, wenn es dann noch regnet“, sagt Trenz. Was sie ihrer Freundin auf jeden Fall zeigen möchte? Den Stadtstrand, das Lokal „Zicke“, das Schauspielhaus und den Platz davor, die Schadow-Arkaden und den Hofgarten.
Auch Andrea Goerke hat noch einen Tipp: die Rheinauen. Ja, in Düsseldorf gibt es viel zu sehen, gerade bei gutem Wetter. Kein Wunder also, dass an den Rheinpromenaden nicht nur Einheimische, sondern auch zig Stadtbesucher und Urlauber unterwegs sind.
Charlotte Bauer (23) trifft Freunde in Düsseldorf.
© Lennart Heins
So auch Charlotte Bauer, die am Hauptbahnhof auf ihre Freunde wartet. Die medizinische Fachangestellte kommt aus der Nähe von Frankfurt und freut sich auf das Gläschen Aperol in geselliger Runde. Sie war während der regnerischen Tage im Sommerurlaub, hat die getrübte Stimmung zu Hause jedoch mitbekommen. Die dürfte ab heute nicht mehr auftreten, zumindest wenn man in den hellblauen Himmel schaut und die Sonne lächeln sieht. Und natürlich noch weniger, wenn man diese Zeit mit Freunden verbringen kann.