Große Unzufriedenheit an Berlins landeseigenen Kitas: Laut einer nicht repräsentativen Umfrage der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, an der rund 1400 Beschäftigte teilgenommen haben, fühlen sich 89 Prozent „in hohem Maße belastet“ und fast alle haben das Gefühl, ihre eigenen Ansprüche an den Beruf nicht erfüllen zu können.

Von den mehr als 700 befragten Eltern berichteten zwei Drittel von Problemen mit eingeschränkten Betreuungszeiten an ihren Kitas, drei Viertel berichteten von zurückgefahrenen pädagogischen Angeboten und wiederum zwei Drittel empfinden die individuelle Begleitung der einzelnen Kinder nicht als ausreichend.

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„Die Kitas kollabieren“, konstatierte Tina Böhmer, zuständige Gewerkschaftssekretärin bei Verdi. Um die anhaltende Krise zu lindern, fordert die Gewerkschaft einer Verbesserung des Personalschlüssels für alle Altersgruppen in den Kitas. Dass Jugendsenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) jüngst die Zahl der Unter-Dreijährigen, die eine Erzieherin zu betreuen hat, von rund fünf auf vier gesenkt hat, sei nicht ausreichend.

Die Gewerkschaft warnte zudem vor Sparversuchen durch die Hintertür – etwa indem immer mehr Berufsgruppen eingestellt würden, die keine voll ausgebildeten Erzieherinnen seien. Diese „Deprofessionalisierung“ sei eine weitere Bedrohung der Bildungsqualität an Kitas.

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Vergangenes Jahr hatte Verdi in Berlin versucht, den Forderungen vieler Erzieherinnen nach einem Entlastungstarifvertrag mit unbefristeten Streiks Nachdruck zu verleihen. Dies hatte das Landesarbeitsgericht schließlich in zweiter Instanz untersagt – mit dem Argument, dass es einen noch gültigen Tarifvertrag gebe und deshalb Friedenspflicht herrsche. Dieses Urteil halte die Gewerkschaft für „rechtsfehlerhaft“, sagte Böhmer am Mittwoch, Verdi geht dagegen rechtlich vor. Der erste Gerichtstermin beim Bundesarbeitsgericht sei für März angesetzt.