Stand: 06.08.2025 20:38 Uhr

Neun Monate lang saniert die Deutsche Bahn eine der meistbefahrenen Strecken. Die Bauarbeiten zwischen Hamburg und Berlin laufen planmäßig. Beim Baustellenbesuch beeindrucken vor allem die großen Maschinen. Von Björn Haase-Wendt

Ohrenbetäubender Lärm herrscht auf an der Bahnstrecke bei Karstädt (Landkreis Prignitz). Sonst rauschen hier ICEs und Regionalzüge vorbei, doch mit der neunmonatigen Sanierung der Strecke ist damit erstmal Schluss.

Reisende steigen im Bahnhof in einen Schnellzug ein. (Quelle: dpa/Jens Büttner)

Das bedeutet die Generalsanierung zwischen Berlin und Hamburg für Bahnfahrer

Für ein Dreivierteljahr sperrt die Deutsche Bahn die Strecke zwischen Berlin und Hamburg vollständig. Besonders die Gemeinden, deren Bahnhöfe modernisiert werden, müssen sich auf Ersatzverkehr und erheblich längere Fahrzeiten einstellen.mehr

Jetzt schiebt sich hier ein 350 Meter langes gelbes Ungetüm vorwärts. Es ist die sogenannte Bettreinigungsmaschine für die Gleisanlagen. „Der vorhandene Schotter wird aufgenommen. Zu große und zu kleine Schottersteine werden rausgefiltert und später abtransportiert. Der noch gute und den Normen entsprechende Schotter wird dann hier vor Ort mit der Maschine auch gleich wieder eingebaut“, erklärt Chris Dahlmann von der Gleisbaufirma Spitzke.
 
Die Maschine rüttelt den Schotter auch gleich und verdichtet ihn so. Kurz danach kann die Strecke von den anderen Bauzügen schon wieder befahren werden. Dabei legt die riesige Konstruktion ein ordentliches Tempo vor: „Wir haben einen Fortschritt von etwa 250 Metern in der Stunde. Am Tag schaffen wir so bis zu zwei Kilometer“, erklärt Dahlmann. Und die Maschine sei noch leistungsfähiger, allerdings sei der Abtransport des alten Schotters eine Herausforderung, nicht überall entlang der Bahnstrecke sei dies möglich.
 
Dahlmanns Team muss allein zwischen Dergenthin in der Prignitz und Büchen in Schleswig-Holstein 66 Kilometer Gleisbett so erneuern. Kommende Woche rücken dann die weiteren Maschinen an – unter anderem „Heinrich der Starke“, sagt der Gleisbauexperte sichtbar erfreut. Der Umbauzug hebt die alten Schienen und Schwellen an, demontiert sie und baut am anderen Ende des Zuges die neuen Gleise wieder auf. „Anschließend wird das Gleisbett nochmal gestopft, damit das Gleis in der richtigen Lage ist und dann werden die Gleise verschweißt“, sagt Chris Dahlmann.

180 Kilometer neue Gleise und 250 neue Weichen

Die Arbeiten sind nur ein kleiner Baustein während der neunmonatigen Generalsanierung. Seit der Sperrung der Strecke herrscht Hochbetrieb: 1.000 Bauarbeiter sind zwischen Berlin und Hamburg im Einsatz – hinzu kommen unzählige Maschinen. Stellwerke und Oberleitungen wurden abgeklemmt, Baugleise eingerichtet.
 
„Der Start der Baustelle lief gut und wir sind im Plan“, sagtJulian Fassing, der zuständige Projektleiter für die Generalsanierung bei der Deutschen Bahn. Nun gehe es um den Oberbau, also den Austausch von Gleisen und Weichen, die Reinigung des Gleisbettes und auch den Rückbau von Oberleitungen, Bahnsteigen und der Stellwerkstechnik. „Das ist das Wesentliche für die nächsten Tage“, sagt der Projektleiter.

Generalsanierung Bahnstrecke Berlin-Hamburg

Einige Kilometer von Karstädt entfernt bei Dergenthin ist die Bettreinigungsmaschine schon durchgerollt. Am Rand der Bahnstrecke liegen zahlreiche Gleise und Schwellen schon vormontiert. „Das sind sogenannte Gleisjoche und die können wir mit dem Eisenbahnkran reinheben. Damit geht der Bau deutlich schneller“, sagt der Projektleiter. Außerdem habe die Montage damit schon vor dem Einbau gelegt werden können, womit sich ebenfalls eine Zeitersparnis ergebe.
 
„Wir sind auf die Geschwindigkeit angewiesen“, sagt der Projektleiter. Immerhin will die Bahn 180 Kilometer Gleise und rund 250 Weichen zwischen Berlin und Hamburg erneuern. Bis Herbst soll die Erneuerung des Oberbaus fertig sein.
 
„Aber dann kommt ja noch die Montage der Signaltechnik, teilweise der Neubau und Austausch der Oberleitung und auch die Abnahmeprüfung und die Inbetriebnahme der Stellwerkstechnik“, sagt Julian Fassing. „Das führt dann zu der Gesamtbauzeit.“ Außerdem sollen noch Bahnhöfe modernisiert oder erweitert werden, etwa in Wittenberge. Dort bekommt der Bahnhof einen zusätzlichen Bahnsteig und neue Gleise.

Archivbild:Der seitliche Eingang des Bahnhofs Wittenberge, aufgenommen vor Beginn der ersten Diskussionsveranstaltung zur Umgestaltung des Bahnhofs am um.(Quelle:picture alliance/dpa/S.Stache)

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Halbseitige Streckensperrung sei nicht praktikabel

Aber wäre die Generalsanierung wie von vielen gefordert nicht doch unter einer halbseitigen Sperrung der Strecke möglich gewesen? Der Projektleiter winkt ab: „Von der Bautechnologie könnten wir hier gar nicht eingleisig durchfahren. Außerdem müssten wir Absperrungen aufbauen, damit die Kollegen auf der Baustelle geschützt sind, aber auch die Züge vor den Baumaschinen.“
 
Damit verbunden wären auch deutliche Geschwindigkeitseinschränkungen entlang der Strecke, die die Leistungsfähigkeit der Strecke so weit reduzieren würde, dass sich ein Betrieb nicht rentiere, sagt er weiter. Für Reisende und Pendler heißt es also durchhalten – immerhin hofft die Deutsche Bahn, dass nach Abschluss der Arbeiten Ende April kommenden Jahres für mindestens fünf Jahre auf der Strecke keine neuen Baustellen notwendig sind.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 06.08.2025, 19.45 Uhr

Rundfunk Berlin-Brandenburg